Die Rache der Jagerin
war, was mit der Menschheit geschah. Mir ging es nur darum, dass die Therianer sicher waren und dass Snow und ich uns an Wyatt für das rächen konnten, was er uns geraubt hatte.«
»Uns?«, fragte Wyatt.
Ich wich zurück und schaute über meine Schulter nach hinten. Bestimmt hatte die Mündung der Pistole einen Abdruck auf meiner Stirn hinterlassen. Snow grinste Wyatt an, als überlegte er sich schon mal, wie sich dieser auf einem Bratspieß machen würde.
»Rain war meine Schwester, du Dreckskerl«, sagte Snow. »Sie hatte ein freundliches Gemüt und hat nie etwas Böses über irgendjemanden gesagt. Sie hat es nicht verdient, was du ihr angetan hast.«
»Nein, das hat sie nicht«, gab Wyatt zurück. »Ich musste damals eine Entscheidung fällen, und wenn ich heute noch einmal wählen müsste, würde ich mich genauso entscheiden.«
»Du würdest dich für den Menschen und nicht für den Dreg entscheiden?«
»Nein«, schäumte Wyatt. »Für den Freund und nicht für die Fremde.«
Diese Antwort stimmte Snow nicht milder. Eher bewirkte sie das Gegenteil. Er war nicht groß, aber seine Abstammung ließ darauf schließen, dass unter dem sandigen Haar und der hellen Haut eine unbändige Wildheit lauerte.
»Und nachdem Tovin nun tot ist und die Unreinen nicht erscheinen werden?«, fragte ich. »Wie sieht der Plan jetzt aus? Die Triaden ohne Verstärkung herausfordern und darauf hoffen, sie einfach so besiegen zu können?«
»Kaum«, antwortete Cole. »Snow ist viel misstrauischer als ich, vor allem gegenüber Menschen. Nach deinem angeblichen Tod durch Phins Messerstich war Snow weitsichtig genug, ein Foto von dir zu machen, bevor man dich in den Container warf.«
Verdammt. Wenn Snow nicht gemerkt hatte, dass ich nicht tot war, obwohl er mich so genau betrachtet hatte, dann musste es mich um einiges schwerer erwischt haben, als ich gedacht hatte.
»Als Snow mir das Bild gezeigt hat, habe ich dich erkannt, und da wusste ich, dass ich Phin nicht trauen kann. Da er zu schlau ist, um von dir getäuscht zu werden, bedeutete das, dass du mit ihm zusammenarbeitest. Natürlich war es eine erstaunliche Wendung, dass er dich erstochen hat. Und dass du hier aufgetaucht bist, ist noch erstaunlicher.«
»Ich hasse es, vorhersehbar zu sein.«
Da lächelte der Mistkerl doch tatsächlich! »Auf Phineas’ Informationen konnte ich mich nicht mehr verlassen, und ich begriff, dass wir nicht mehr hoffen konnten, die Triaden durch List oder zahlenmäßige Überlegenheit in einem Überraschungsangriff auszuschalten. Denn ihr seid nie zusammen an einem Punkt. Aber ich hatte Zeit, neue Prioritäten in dieser Angelegenheit zu setzen.«
»Und?«
Cole machte einen weiten Bogen um mich und blieb ziemlich genau zwischen mir und Wyatt stehen. Zwar wandte er sich an Wyatt, aber die Pistole war noch immer auf mich gerichtet – ein schlaues Kerlchen. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie weit du für eine Sache gehst, an die du wirklich glaubst«, erklärte er. »Und wie weit du für jemanden gehst, den du liebst. Ich hege nicht mehr den Wunsch, dich zu töten.«
So gern ich bei diesen Worten in Jubel ausbrechen wollte, mein Instinkt hielt mich davon ab. Und sein Tonfall, denn der machte deutlich, dass jemand anders Wyatt töten wollte. Jemand, der nur eine Armeslänge von ihm entfernt stand und in dessen Augen Mordlust aufblitzte.
»Dummerweise hege ich den Wunsch noch immer«, warf Snow ein. »Und mein Freund hier war so nett, mir die Hinrichtung zu überlassen.«
»Nur über meine Leiche«, bellte ich.
»Ich bin sicher, dass wir deine Leiche auch noch irgendwie in dem Plan unterbringen.«
Ich breitete die Arme aus, um ihn zu ermutigen. »Dann tu es, Füchschen.«
Snow wollte gerade auf mich zustürmen, als Cole ihn mit einem knappen »Halt!« zurückhielt. Er funkelte Snow an. »Unsere Abmachung betraf nur Wyatt. Außerdem glaube ich, dass Evangeline mit den Vorgängen im Parker’s Palace besser unterhalten sein wird.«
Ding Dong! »Parker’s Palace« – die magischen Worte. Vorhin hatte er gemeint, dass sich der Vorhang in zwanzig Minuten lüften würde, und seither hatte die Zeit nicht stillgestanden. Allmählich wurde es brenzlig. »Du willst die Leute auf der Benefizveranstaltung überfallen?«, sagte ich.
Cole nickte grimmig. »Das scheint mir der gerechte Ausgleich zu sein, oder was denkst du? Unser Leben für ihres? Heute Nacht wird die Schuld beglichen, damit so etwas nicht wieder geschieht.«
»Oder die Menschen
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