Die Rache der Jagerin
gehen.«
»Vergiss es, Evy«, schaltete Wyatt sich ein. »Ich komme mit dir.«
»Wyatt …«
»Nein.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich finster an – er zog alle Register, um mich einzuschüchtern. Offenbar war er fest entschlossen. Er pfiff auf die Folgen und preschte mit Volldampf voraus.
»Na schön«, stieß ich hervor. »Also, Kismet, ich brauche jemanden, der meine Wohnung bewacht. Für ein paar Tage verstecke ich dort wertvolle Ware, und ich kann mich nicht um diese Sache hier kümmern und gleichzeitig babysitten.«
»Dafür kann ich Felix abstellen«, antwortete sie. »Für wie lange?«
»Vermutlich nur für heute, aber ich melde mich noch bei dir.«
»Ich nehme an, es besteht keine Chance, dass du mir verrätst, was du vorhast?«
Ich schüttelte den Kopf, und mit einem Klingeln kündigte sich der Aufzug an. »Es ist wirklich besser, wenn du es nicht weißt. Wie heißt der Fachausdruck dafür?«
»Glaubwürdiges Abstreiten der Kenntnis eines Sachverhalts«, half Wyatt.
»Genau das.«
»Sonst noch was?«, fragte Kismet.
Sechs Leute verließen den Aufzug, so dass die Kabine vollkommen leer war. Wyatt und ich würden also alleine hinunterfahren, und er stellte sich in die Tür.
»Wir brauchen ein Auto«, sagte ich.
Kismet zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und warf ihn mir zu. An einem Anhänger aus Plastik hingen zwei Schlüssel und ein Funkschlüssel. »Es steht in der Tiefgarage auf Ebene drei.«
»Dein Wagen?«
»Nö.«
»Gut.« Ich huschte in den Aufzug, und Wyatt gesellte sich zu mir. Als die Türflügel zuglitten, nickte ich Kismet kurz zu, und sie erwiderte die Geste.
»Darf ich denn nun deinen Plan erfahren?«, erkundigte sich Wyatt, als wir allein waren.
»Du wirst eingeweiht, sobald ich ihn kenne«, gab ich zurück, während ich die Schlüssel einsteckte.
Er stöhnte. »Verrätst du mir wenigstens unsere Absichten?«
»Die Schuld für das Massaker an den Kauzlingen bei den wahren Verantwortlichen zu suchen.«
Er drehte sich mir zu. Auch wenn er nicht direkt vor mich trat, drängte er mich doch irgendwie in die Ecke. »Du hast es auf die Hohen Tiere abgesehen?«
»Ja.«
»Und was dann? Willst du sie dazu bringen, freiwillig die Verantwortung für den Befehl zu übernehmen? So nahe wirst du nie an sie herankommen, Evy.«
»Das sind keine Götter, Wyatt«, erwiderte ich gereizt. »Die sitzen nicht in irgendeinem Tempel, der für uns unerreichbar wäre. Es sind drei völlig normale Menschen, die irgendwo in der Stadt arbeiten, und irgendjemand muss wissen, wer sie sind. Es wird verdammt noch mal Zeit, dass sie sich die Hände schmutzig machen.«
»Dafür sind wir da, Evy, damit sie das nicht machen müssen.«
»Tja, die Dinge ändern sich eben, und ich glaube, dass eine Neuordnung des Systems längst überfällig ist. Die letzte Nacht hat deutlich gezeigt, dass wir die Existenz der Dregs nicht mehr lange verbergen können. Und was passiert, wenn diese ganze Kacke ans Licht kommt? Willst du dich auf drei namenlose, gesichtslose Typen verlassen, die nicht einmal mit uns auf der Straße arbeiten? Die nicht mit uns leiden und verrecken?«
»Du sagst ›uns‹, als wärest du noch mit von der Partie«, wandte er ruhig ein. »Ich dachte, die Triaden hätten sich für dich erledigt.«
»Ich arbeite zwar nicht mehr für sie, aber trotzdem stecke ich in dieser Scheiße mit drin. Wir stecken da drin. Und wenn ich die Hohen Tiere ausspionieren und entlarven muss, um Phineas gegenüber mein Wort zu halten, dann soll es mir recht sein.«
»Ganz gleich, welche Folgen das nach sich zieht?«
Ich verdrehte die Augen. »Wir sind beide schon einmal gestorben, Wyatt. Was kann uns Schlimmeres passieren?«
»Habe ich dich das jetzt wirklich sagen hören?«, fragte er mit einem Stöhnen.
Der Aufzug hielt im Untergeschoss und entließ uns in einen kurzen, breiten Korridor. Hier wehte uns der Geruch von Öl und Abgasen entgegen, und wir mussten zu Fuß weiter hinab bis zur untersten Ebene der Tiefgarage.
Links war ein weiterer Aufzug, und ich steuerte geradewegs die Treppe an, die daneben nach unten führte. Schweigend folgte mir Wyatt, und so stiegen wir zu Ebene drei hinab. Dort kramte ich die Schlüssel aus der Tasche und betrachtete die langen Reihen parkender Autos.
»Erinnere mich beim nächsten Mal, dass ich mir sagen lasse, wie dieses verdammte Teil aussieht«, sagte ich.
»Was ist es denn für eine Marke?«, fragte Wyatt.
Ich warf einen Blick auf den
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