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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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knisterte die Luft, denn sie war mit Energie erfüllt, und da ich selbst mit der Kluft verbunden war, spürte ich die Hitze. Auch ich stand auf, und mein Herz pochte so stark, dass ich glaubte, mir würde die Brust zerspringen. Ich hielt nach meinem Ziel Ausschau.
    Er stand ungefähr zehn Meter von uns entfernt auf der Ladefläche eines relativ neuen Pick-ups und zielte mit einer Pistole auf uns. Doch diese begann zu schimmern, und selbst aus der Entfernung konnte ich erkennen, wie die schwarze Waffe allmählich silbern leuchtete. Der Mann kreischte und feuerte einen ungezielten Schuss ab, der zu Wyatts Füßen in den Beton einschlug. Wyatt bewegte sich nicht, sondern schloss lediglich die Finger um die Pistole, die urplötzlich in seiner rechten Hand aufgetaucht war.
    Ich nahm den Mann ins Visier und holte zum Wurf aus. Und in diesem Moment entdeckte er mich. Da erkannte ich ihn, und es war wie ein Schlag in den Magen. Ich schleuderte das Messer, während er eine zweite Pistole aus seinem Hosenbund zog. Im letzten Augenblick verließ die Klinge ihre hohe Flugbahn und bohrte sich ihm eine Handbreit über dem Schritt in den Bauch. Schreiend stürzte er nieder, feuerte dabei aber noch einmal eine Kugel ab, die zweimal an irgendetwas abprallte, bevor sie traf. Brennender Schmerz durchschoss meinen Unterarm.
    Ohne auf die Verletzung zu achten, rannte ich zu dem schreienden Schützen, denn bevor er zu viel Aufsehen erregte, musste ich ihn zum Schweigen bringen. Mit mehr Mühe, als ich gehofft hatte – und auf meine langen Beine fluchend –, sprang ich über die Heckklappe und landete in einer Pfütze seltsam gefärbten Bluts. Ein Halbvamp. Ich brauchte gar nicht erst sein weißgeflecktes Haar und die lilafarben schillernden Augen zu sehen.
    Er knurrte und versuchte aus einem automatischen Überlebenstrieb heraus, nach meinen Fußgelenken zu treten, während er sich eine Hand auf die blutende Wunde presste. Die andere Hand war beim Sturz unter seinem Leib begraben worden. Von dem Messer war nichts zu sehen. Als er die kümmerlichen Eckzähne entblößte, erkannte ich, dass er erst kürzlich infiziert worden war. Halbvamps, die nach dem ansteckenden Biss eines Vampirs nicht gleich vollkommen durchdrehten, benötigten gut zwei Wochen, bis ihnen ansehnliche Reißzähne wuchsen. Den Stümpfen unseres Angreifers nach zu schließen war er gerade einmal fünf Tage alt.
    Nach dem Gebiss betrachtete ich nun auch den Rest des Gesichts. Es war dasselbe, das ich vor zwei Tagen in einer Gefängniszelle in einem Keller gesehen hatte. Damals hatte ich ihn Highschool-Champion genannt. Er hatte noch immer dieselbe rotzfreche Visage und trug dieselben Kleider. Nur war ich diesmal nicht hinter Gittern.
    »Hast du mich vermisst?«, fragte ich und setzte ihm den Fuß aufs Brustbein. Er zischte und knurrte, hatte aber zu große Schmerzen, um sich ernsthaft zu wehren. »Vielleicht hast du’s nicht mitbekommen, aber Tovin ist tot. Dein Boss hat ausgespielt.«
    Trotz der Qualen verzog der Highschool-Champion das Gesicht zu einem Grinsen und lachte. Es war dasselbe irrsinnige Gelächter, bei dem sich mir schon vorhin die Nackenhaare aufgestellt hatten, als würde er sich auf meine Kosten lustig machen. Ich drückte etwas kräftiger auf sein Brustbein. Er kreischte kurz auf, lachte aber weiter.
    »Achtung, Evy«, sagte Wyatt von irgendwo hinter mir. Und immer noch vom Boden aus. Allerdings konnte ich mich nicht zu ihm umdrehen.
    In der Nähe dröhnte der Motor eines Wagens, und das Geräusch hallte in der Tiefgarage wider. Ich hielt den Atem an. Mein Gegner war zwar am Boden und damit nicht sichtbar, aber aus meiner Armwunde quoll genug Blut, um Aufmerksamkeit zu erregen. Andererseits befanden wir uns in der Parkgarage eines Krankenhauses, da würde der Anblick vielleicht niemanden so richtig schockieren.
    Das Auto entfernte sich in Richtung der nächsthöheren Ebene. Das war gerade noch einmal gut gegangen, aber wir durften kein weiteres Risiko eingehen. Ich beugte mich vor und verlagerte mein ganzes Gewicht auf den rechten Fuß auf seiner Brust. Er kicherte weiter, und aus seinem Mund schlug mir fauliger Atem entgegen.
    »Bevor ich dir den Rest gebe, erzähl mir doch bitte, was hier so verdammt lustig ist«, sagte ich.
    »Du hast seltsame Vorstellungen davon, für wen ich arbeite, du Miststück«, gab er zurück.
    Die Alarmglocken, die in meinem Innern schrillten, brachte ich mit logischem Nachdenken zum Schweigen. Er war ein Halbvamp, und da

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