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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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Grund dafür gegeben hatte. Er hatte sein Leben riskiert, um uns zu helfen. Letzte Nacht wäre er beinahe beim Versuch gestorben, uns Antworten zu beschaffen. Ich schuldete ihm eine ganze Menge, und das wog schwerer als Phineas’ Wunsch nach Vergeltung. Außerdem konnten wir es uns nicht leisten, noch mehr erfahrene Triadenmitglieder zu verlieren – ganz gleich, ob Handler oder Jäger. Vor allem nicht nach den Verlusten der letzten Nacht. Die Hohen Tiere ließen uns in dieser Sache ganz schön hängen.
    »Wie wäre es, wenn ich dir eine Alternative anbieten würde?«, fragte ich.
    »Dich will ich nicht«, sagte Phin.
    Ich kicherte. »Ich will dich auch nicht, Junge, aber ich hatte auch etwas anderes im Sinn.«
    Er runzelte die Stirn. »Dann mal raus damit.«
    »Draußen.«
    Nur unter Protest ließ Wyatt sich dazu bewegen, im Wartebereich zu bleiben. Im Korridor waren wir zwar nicht ungestört, aber dennoch mehr unter uns als in dem Wartezimmer, in dem uns sieben Ohrenpaare belauschten.
    »Also, was hast du mir anzubieten?«, wollte Phin wissen.
    »Rufus hat noch drei Tage, bevor er aus dem Krankenhaus entlassen wird. Sogar vier, wenn man heute mitrechnet. In etwa vier Tagen wird Aurora ihr Kind zur Welt bringen. Gib mir bis Montag Zeit, um dir ein besseres Opferlamm zu beschaffen.«
    »Was für ein Lamm?«
    »Drei hohe Beamte der Städtischen Polizeibehörde wissen über die Triaden Bescheid. Wahrscheinlich hat Tovin deren Entscheidung zwar beeinflusst, aber nichtsdestotrotz hat einer von den dreien den Befehl gegeben, Sunset Terrace zu vernichten.« Ich schluckte, denn was ich jetzt sagte, überraschte mich selbst. »Gib mir vier Tage, um die Hohen Tiere zu finden, und du kannst einen von ihnen haben, um ihn an Rufus’ Stelle zu bestrafen. Dann hast du einen der echten Verantwortlichen für das Massaker.«
    Phin verfiel in völlige Regungslosigkeit, sein Blick war starr auf eine Stelle unterhalb meines Kinns gerichtet. Schließlich blinzelte er und schaute zu mir auf. »Du würdest dich wegen dieser Sache deinen Vorgesetzten widersetzen?«
    »Diese Leute geben den Triaden Befehle, doch meine Vorgesetzten sind sie nicht mehr. Sie haben sich gegen mich gewandt, ohne mir eine Chance zu geben. Sie haben deine Leute aus reiner Boshaftigkeit ermorden lassen. Schon viel zu lange sitzen sie unerkannt in ihrem Elfenbeinturm. Es ist verdammt noch mal Zeit, dass sie Rechenschaft ablegen für all die Scheiße, die sie angerichtet haben.«
    Ruckartig nickte er. »In Ordnung. Montag also.«
    »Montag.«
    Wir schüttelten uns die Hände, um bereits unseren zweiten Handel innerhalb von ebenso vielen Stunden zu besiegeln. Bei diesem hier war ich mir allerdings nicht sicher, ob ich ihn wirklich durchziehen konnte.

4. Kapitel
    09:16 Uhr
    S ein Bett war durch einen weißen Vorhang abgeteilt, um ihn vor den Blicken der Leute zu schützen, die den Korridor entlanggingen. Meine Schuhe quietschten auf dem glänzenden Linoleum, so dass er mich hörte, lange bevor ich an den zugezogenen Vorhang herantrat. Wyatt war einverstanden damit gewesen, dass ich alleine zu ihm ging.
    Rufus hatte den Kopf zum einzigen Fenster des Zimmers gedreht, durch das man auf den dunklen, langsam fließenden Anjean River sah. Noch immer waren seine Schultern und sein Brustkorb, wo ihn die Gewehrkugeln getroffen hatten, dick verbunden. Die Verbände, die seine rechte Hand und den rechten Unterarm bedeckten, waren neueren Datums. Sein Hals und die linke Wange glänzten. Dort war eine Salbe aufgetragen worden, die eine Schutzschicht über den bösen Brandblasen und Verbrennungen bildete.
    Träge wandte er mir das Gesicht zu und blinzelte ein paarmal – das einzige Zeichen seiner Überraschung, mich hier wiederzusehen. »Gina hat mir erzählt, dass du noch am Leben bist«, sagte er heiser. »Keine Ahnung, warum ich ihr das bis eben nicht geglaubt habe.«
    »Weil es deine Art ist. Du glaubst nur das, was du direkt vor Augen hast«, gab ich zurück.
    »Bin ich so leicht durchschaubar?«
    »Unter Handlern ist dieser Wesenszug sehr häufig anzutreffen.«
    Er machte eine wedelnde Handbewegung über der Brust, wobei er einen Tropf und alle möglichen anderen Schläuche hinter sich herzog. »Und, wie sehe ich aus?«
    »Wie einer, den nichts so leicht umbringt«, antwortete ich.
    »Ich bin sicher, dass die Zusammenkunft da etwas einfallsreichere Methoden kennt.«
    Ich schnaubte nur.
    Das war ihm nicht entgangen. »Ich nehme an, du hast mit Gina gesprochen.«
    »Ja, mit

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