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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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verständnislos an. »Entschuldige?«
    »Ich bin unten über einen Typen gestolpert, der irgendetwas von einer blonden Schnalle und einem Missverständnis geflennt hat. Ich nehme an, das warst du.«
    Ich verschränke die Arme vor der Brust, so dass die Plastiktüte in meiner Hand hin- und herschaukelt. »Ich bin keine beschissene Nutte, und das wird er so schnell nicht vergessen.«
    Er schlägt die Tür so fest zu, dass ich zusammenzucke, und kommt mit finsterem Blick auf mich zu. »Als Erstes solltest du dir merken, dass es für die Triade am besten ist, wenn man sich nicht an sie erinnert, Evangeline Stone. Um effektiv operieren zu können, ist absolute Geheimhaltung notwendig. Wenn du weiterhin in solchen Klamotten durch die Gegend spazierst und besoffenen Idioten in die Nüsse trittst, wird man deinen Namen auch bald in Stein meißeln.«
    Alles an ihm schreit danach, ihm in die Fresse zu hauen. Er hat sich zwar nicht vorgestellt, aber er muss der Handler sein. Er sieht wie ein Wyatt aus. Wie ein Arschloch.
    »Wo sind deine Papiere?«, fragt er.
    Ich krame in meiner Tüte danach und gebe ihm den Umschlag. Er reißt ihn auf und überfliegt den Inhalt. Ich habe keine Ahnung, was da steht, jedenfalls scheint es ihn nicht zu beeindrucken. Dann faltet er die Papiere zusammen und steckt sie in seine Gesäßtasche. Aus der anderen Tasche zieht er ein Handy und reicht es mir. Behutsam nehme ich es ihm aus der Hand. Noch nie zuvor habe ich ein Handy besessen – die Dinger sind schweineteuer.
    »Deine Nummer ist eingespeichert, also lerne sie auswendig«, sagt Wyatt. »Und merke dir auch die anderen drei Nummern in der Kurzwahl. Ich bin Nummer eins, Ash ist die Zwei, Jesse die Drei. Dieses Telefon sollst du nicht für Privatgespräche benutzen, und unter gar keinen Umständen darfst du deine Nummer an jemanden außerhalb der Triaden weitergeben. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Der Dienstplan für jedes Team sieht so aus, dass ihr abwechselnd vier Tage Bereitschaft und zwei Tage frei habt. Bereitschaft bedeutet, dass du vierundzwanzig Stunden erreichbar sein musst und unbedingt auf Anrufe oder SMS reagierst. Wenn ich länger als fünfzehn Minuten auf eine Reaktion warte, ohne dass du tot oder zumindest tödlich verwundet bist …«
    Sein giftiger Blick sagt alles, was er unausgesprochen lässt, und ich nicke. Wenn er sich anstrengt, kann er einem wirklich Angst machen. »Dann sorgt ihr dafür, dass ich tot bin, stimmt’s?«, ergänze ich womöglich einen Tick zu schnippisch. »Aber mit meinen freien Tagen kann ich machen, was ich will?«
    »Ja, du darfst nur keine Aufmerksamkeit auf dich ziehen. Die Dregs sind zwar Tiere, aber sie erinnern sich genau an Gesichter. Wenn du deines zu oft in der Stadt sehen lässt, solange du nicht arbeitest, machst du dich zur Zielscheibe.«
    »In Ordnung. Also keine Kniefälle mehr für besoffene Arschgeigen.«
    Seine Mundwinkel zucken. »Ganz genau.«
    »Und haben wir heute frei?«
    »Heute gilt der Dienstplan nicht. Morgen werden wir dir die Gegend zeigen …«
    »Ich bin hier aufgewachsen. Ich kenne Mercy’s Lot.«
    Ash schnaubt laut. »Welche Klubs im Umkreis von dreißig Blocks werden am meisten von Halbvamps frequentiert?«, fragt sie. »In welchem Wohnhaus nördlich von hier leben ausschließlich Wervögel?«
    Ich kann sie nicht ausstehen. Wie ich jemals mit ihr zusammenarbeiten soll, ist mir ein Rätsel, deshalb halte ich den Mund. Und weil ich die Antworten nicht weiß.
    »Wir zeigen dir, wie alles funktioniert«, fährt Wyatt fort. »Und morgen Abend gehst du mit Jesse und Ash auf Patrouille. Wenn du die Nacht überlebst, womöglich sogar einen Bösewicht ausschaltest, dann fangen wir mit den wechselnden Schichten an.«
    »Klingt cool«, sage ich. Ich freue mich darauf, jemanden auszuschalten. Deshalb bin ich hier. Und um Ash ihr verächtliches Teamältestengrinsen auszutreiben.
    Wyatt lächelt. Der erste Riss in seiner ernsten Maske, und da erweist sich meine Theorie als wahr: Er ist hübsch, wenn er lächelt. Er geht in die Kochnische. Schweigend warte ich ab, was passieren wird. Jesse und Ash rühren sich nicht.
    In der Küche holt Wyatt fünf kleine Gläser und eine Flasche Whiskey aus einem Schrank. In jedes Glas schenkt er einen Fingerbreit davon ein. Erst als er damit fertig ist, gehen Jesse und Ash zur Küchentheke hinüber. Jeder von ihnen nimmt sich ein Glas, und Wyatt greift zum dritten. Ich komme mir vor, als wäre ich ein Eindringling bei einer Privatveranstaltung, und

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