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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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halte mich zurück. Bis Wyatt eines der Gläser in meine Richtung schiebt.
    Ich stelle meine Tüte ab, gehe zu ihnen hinüber und nehme das Glas. Zwar mag ich Whiskey pur nicht, aber ich nehme mir vor, mitzuspielen, denn es scheint ihnen sehr ernst zu sein. Sie erheben ihre Gläser über dem fünften, und ich tue es ihnen gleich.
    »Auf Cole«, sagt Wyatt. »Und auf Evangeline.«
    »Evy«, korrigiere ich ihn.
    Er nickt, und wir trinken. Der Whiskey brennt mir in der Kehle und versengt mir den Magen. Tränen treten mir in die Augen. Gemeines Zeug.
    Wir wenden uns anderen Dingen zu, und während des gesamten Abends rührt niemand das fünfte Whiskeyglas an.

6. Kapitel
    10:30 Uhr
    D as Geräusch von Kismets schweren Schritten eilte ihr selbst eine halbe Minute voraus. Sie kam um den makellos weißen Vorhang im Untersuchungszimmer herum, und ihr Blick loderte genauso wie ihr flammend rotes Haar. Neben der Liege blieb sie stehen und betrachtete mich einen Moment. Unnötigerweise hatte man mir den Unterarm verbunden, und die Schrammen in meinem Gesicht und auf meiner Schulter, die ich mir beim Sturz auf den Betonboden zugezogen hatte, verheilten bereits. Dann beugte sich Kismet zu mir herab.
    »Was zum Teufel ist da unten passiert, Stone? Drei Autos wurden zerstört, und Truman muss operiert werden?«
    Innerlich zuckte ich zusammen, brachte es aber fertig, mir nichts anmerken zu lassen. »Wie viele Halbvamps sind dir bisher begegnet, die mit einer Granate in der Tasche herumrennen?« Die Frage war gar nicht sarkastisch gemeint, denn der Sprengkörper hatte mich wirklich völlig überrascht.
    »Du kannst von Glück sagen, dass wir noch im Krankenhaus waren, sonst hättest du das dem Sicherheitspersonal selber erklären dürfen.«
    »Hey, es ist nicht so, dass ich ihn eingeladen hätte, Kismet. Er hat auf uns gewartet. Er wusste, wo er uns auflauern konnte.« In aller Kürze berichtete ich ihr, woher ich den Halbvamp gekannt und was ich von ihm erfahren hatte, auch wenn das nicht viel gewesen war. Dabei wich Kismets finsterer Blick einem Ausdruck der Verwunderung.
    »Offenbar versucht noch immer jemand, dich umzubringen«, meinte sie.
    Ich rollte mit den Augen. »Mich versucht doch ständig jemand umzubringen. Mein Problem dabei ist, dass dieser Jemand dafür heute dieselben Leute eingesetzt hat wie der alte Jemand.«
    »Bist du dir sicher, dass er es auf dich abgesehen hatte?«
    Gedanklich legte ich den Rückwärtsgang ein und rief mir die Sekunden direkt nach der Explosion ins Gedächtnis. Ich hatte auf dem Rücken gelegen, Wyatt auf mir. Stechender Rauch hatte mir Tränen in die Augen getrieben und mir das Atmen schwer gemacht. Angestrengt hatte ich versucht, bei Bewusstsein zu bleiben. Es war jedoch ein verlorener Kampf gewesen.
    »Nein«, antwortete ich mit eigenartig belegter Stimme. Ich räusperte mich ausgiebig. »Nein, da bin ich mir nicht sicher.«
    Kismet machte ein paar Schritte auf mich zu, bis sie auf Armeslänge an die Untersuchungsliege herangekommen war. Inzwischen wirkte sie etwas milder, weniger geschäftsmäßig und eher freundschaftlich. »Was hat der Arzt gesagt?«
    »Nicht viel.« Ich sah zu dem Vorhang, als ob ich dadurch einen Doktor heraufbeschwören könnte. Aber es erschien keiner. »Wenn du auf Ironie stehst, wird dir das gefallen. Das Messer, mit dem ich den Halbvamp aufgeschlitzt habe, ist durch die Explosion in Einzelteile zerlegt worden. Ein Splitter davon hat sich in Wyatts Rücken gebohrt. Allerdings weiß ich nicht, was genau verletzt wurde.«
    »Wyatt hat schon Schlimmeres überlebt.«
    Ich schnaubte. »Ja, klar, er hat sogar seinen eigenen Tod ganz gut weggesteckt. Dieses Glück ist nicht jedem beschieden.«
    Erneut drifteten meine Gedanken zu Alex zurück, und der Teil in meinem Innern, der noch Chalice war, brach unter der Trauer beinahe zusammen. Ich tastete nach dem silbernen Kreuz an meinem Hals, das unbeschädigt geblieben war. Es hatte mehr Glück als seine Trägerin. Die Sorge um Wyatt mischte sich mit Trauer, und ich spürte einen Kloß im Hals, so dass ich schlucken musste.
    »Was das angeht«, fing Kismet an.
    Abrupt hob ich den Kopf, und sie hatte meine volle Aufmerksamkeit. »Was was angeht?«
    »Früher oder später müssen wir uns überlegen, was wir mit Alex machen. Bestimmt hat er Familienangehörige, Kollegen und Freunde, die sich Sorgen machen, wenn er sich nicht mehr blicken lässt.«
    »Wenn sie das nicht schon längst machen.« Von alldem hatte ich keine Ahnung,

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