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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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zumindest nicht bewusst. Falls Chalice seine Familie und seinen Freundeskreis besser kannte, teilte sie die diesbezüglichen Erinnerungen nicht mit mir. Ein weiterer Grund, die Wohnung bald aufzugeben, bevor ihre alten Freunde und ehemaligen Liebhaber dort auftauchten.
    »Normalerweise gehen wir folgendermaßen vor …«
    Ich unterbrach sie mit einer heftigen Handbewegung. »Meine Fresse, ich weiß, wie ihr vorgeht. Daran brauchst du mich nicht zu erinnern.« Die Vorstellung, dass Alex Forrester vermisst gemeldet und sein Fall bei der Behörde ganz unten auf die Prioritätenliste gesetzt werden würde, ließ mich vor Wut kochen. Er hatte es nicht verdient, dass man sich lediglich als Fallnummer an ihn erinnerte.
    »Er ist nicht verschollen«, sagte ich.
    »Aber es gibt keine sterblichen Überreste, Stone. Selbst wenn wir wollten, könnten wir seinen Tod nicht wie einen Unfall aussehen lassen. Außerdem geben mir die Hohen Tiere nicht die Erlaubnis, Arbeitskräfte dafür abzustellen. Nicht nachdem wir jetzt einen Handler verloren haben, zwei weitere dienstunfähig sind und wir diesen PR-Alptraum mit den Kauzlingen an der Backe haben.«
    »Der Himmel bewahre uns davor, dass wir uns um jemanden kümmern, der nicht zu den Triaden gehört.«
    Wütend verzog sie das Gesicht und ballte die Fäuste. »Schau, Stone, ich habe keine Ahnung, inwieweit diese Wiederauferstehungssache dein Urteilsvermögen beeinflusst hat, aber krieg dich wieder ein. In alles, was zur Zeit abgeht, bist du auf irgendeine Art und Weise involviert. Deshalb musst du dich darauf konzentrieren. Und nicht auf jemanden, der bis vor drei Tagen keinen Platz in deinem Leben eingenommen hat und es auch in Zukunft nicht tun wird. Er spielt keine Rolle. Die Aufgabe, die dich erwartet, allerdings sehr wohl, und niemand anders als du selbst kann sie zu Ende bringen.«
    Ich wünschte, ihre Worte würden an mir abprallen und verhallen, aber sie besaßen die Unartigkeit, mir einzuleuchten. So sehr es mir missfiel, dass nur ich die Aufgabe zu Ende bringen konnte, hatte sie doch recht. Das hatte ich Phineas versprochen, ich hatte es Rufus versprochen, und ich hätte es nicht ertragen, einen von beiden zu enttäuschen.
    Ohne das geringste Zittern glitt ich von der Liege herab. Dass meine frischen Kleider bereits wieder schmutzig und blutverschmiert waren, störte mich wenig. Ich trat direkt vor Kismet, so dass sich unsere Zehen berührten und ich sie um ein paar Zentimeter überragte.
    Weder wich sie zurück noch zuckte sie zusammen. Sie starrte mich lediglich an und sagte: »Für das, was ich dir eben gesagt habe, kannst du mich hassen, so viel du willst, wenn es dir hilft. Manchmal ist Wut die beste Motivation.«
    »Hast du diesen Ratschlag aus einem Glückskeks?«, fragte ich.
    »Nein, von Wyatt. Vor langer Zeit, als er mich zur Handlerin ausgebildet hat, hat er mir das gesagt.«
    Ich blinzelte. Bisher hatte ich mir wenig Gedanken über die Ausbildung der Handler gemacht. Und obwohl mir bewusst war, dass Wyatt schon seit Gründung der Triaden dabei war, erschien mir die Vorstellung, dass er Kismet ausgebildet hatte, einigermaßen … tja, seltsam.
    »Du musst das verdrängen«, fügte sie hinzu.
    »Glaub mir, wenn es nur um mich ginge, hätte ich kein Problem damit, das alles auszublenden, bis die Krise überstanden ist. Aber leider schwirrt dazu noch jede Menge Chalice in mir herum und bringt meinen Kopf durcheinander. Deshalb ist es nicht damit getan, einfach die Augen davor zu verschließen. Wenn ich es könnte, würde ich es machen. Denn ich würde um vieles besser klarkommen, wenn ich nicht die Hälfte der Zeit damit zubringen müsste, mir über Wyatt Sorgen zu machen und um Alex zu trauern.«
    »Es ist nicht leicht, wenn man jemanden liebt.«
    Diese Bemerkung ließ mich ein paar Schritte zurückweichen, und die Lücke zwischen uns wurde von Verständnis und peinlicher Betroffenheit geschlossen. »Chalice hat ihn geliebt. Ich habe Alex kaum gekannt«, erwiderte ich.
    »Ich habe eigentlich von Wyatt gesprochen.«
    Ich zwang mich dazu, gefasst zu bleiben. War es denn so offensichtlich? Da Handler ihre Jäger ständig in tödliche Situationen schickten, sollten sie keine persönlichen Bande zu Triadenmitgliedern knüpfen. Die Jäger innerhalb einer Triade kamen sich dagegen häufiger näher, auch wenn ausdrücklich vor solchen Beziehungen gewarnt wurde. Soweit ich wusste, waren Liebesbeziehungen nicht verboten, aber falls es solche zwischen Jägern gab, sprach man

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