Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
Vom Netzwerk:
Das war eine Überraschung, kann ich dir sagen. Aber sie war nicht sonderlich ausführlich.«
    Ich setzte mich aufs Bett und rutschte zurück, bis ich mich gegen die Wand lehnen konnte. »Entschuldige, ich bin eingepennt. War ein krasser Tag.«
    »Wie verlief das Gespräch mit Jenner?«
    Er klang begierig, etwas zu erfahren. Er wollte sich in die Ermittlung einbringen und sich unverzichtbar machen. Aber am Telefon wollte ich nicht über Details reden. Ihm vertraute ich zwar, aber ich war mir nicht sicher, ob ihn nicht jemand abhörte. »Das erkläre ich dir in ein paar Stunden, wenn ich zu dir komme.«
    »Die Besuchszeiten sind seit einer Weile vorbei.«
    Ich lachte, verstummte aber, als mir meine Gäste im Wohnzimmer einfielen. Leise sagte ich: »Als ob mich das jemals abgehalten hätte. Im Lauf des Tages ist alles so furchtbar kompliziert geworden, und ich glaube nicht, dass ich …« Ein leises Schnauben erregte meine Aufmerksamkeit. Ich hielt das Handy vom Ohr weg und lauschte. Das Geräusch wiederholte sich nicht.
    »Evy? Bist du noch dran?« Wyatts Stimme klang dünn und weit entfernt.
    Vor meiner Tür knarrte der Fußboden. Mein Puls ging schneller, all meine Sinne waren in Alarmbereitschaft. Noch immer drang Wyatts Stimme aus dem Hörer, weshalb ich das Handy unter ein Kissen schob. Dann lauschte ich erneut. Das Knarren wiederholte sich, auch das Schnauben. Diesmal kam es jedoch aus geringerer Entfernung.
    Mit trockenem Mund glitt ich zum Fußende des Bettes und stand auf. Der weiche Teppich verschluckte das Geräusch meiner Schritte. Da sämtliche Messer in der Küche waren, suchte ich im Geist das ganze Schlafzimmer ab. In der obersten Schublade des Schmuckkästchens fand ich eine metallene Nagelfeile. Zwar war sie klein und stumpf, aber sie war die einzige verfügbare Waffe.
    Mit drei schnellen Schritten ging ich auf die Tür zu und lauschte angestrengt. Falls Aurora erwacht war und das Badezimmer suchte, wollte ich nicht hineinstürmen, sie erschrecken und womöglich die Wehen auslösen. Unter der Tür drang kein Lichtschein hindurch, aber sie oder Joseph hätten bestimmt das Licht angeknipst. Aus reiner Vorsicht verharrte ich auf der Stelle, obwohl mein Gefühl mich drängte, davonzulaufen. Weg von der unbekannten Gefahr, bis ich sie identifizieren und einen Angriffsplan entwerfen konnte.
    Mit meinen beiden Schutzbefohlenen da draußen war mir dieses Vorgehen allerdings nicht möglich.
    Mit pochendem Herzen griff ich zum Türknauf. Ich hatte den Kupfergriff kaum berührt, als von der anderen Seite ein wildes, katzenhaftes Knurren ertönte. Wieder knarrten die Dielen. Offenbar bewegte sich etwas Schweres darüber. Ich hastete zurück und entging nur knapp der Tür, die mir entgegenflog. Sie wurde mit solcher Wucht aufgebrochen, dass Schloss und Türknauf aus dem Holz brachen.
    Als ich mir die Hüfte an der Schreibtischkante stieß, blieb ich stehen. Im schwachen, orangefarbenen Licht der Straßenlaternen sah ich einen schwarzen Jaguar ins Zimmer kommen. Mit flach angelegten Ohren und gebleckten Zähnen von der Größe meines Daumens fauchte er mich an. Seine rosafarbene Zunge war so groß wie meine Hand. Seine kupferfarbenen Augen, in denen Hunger und Raserei aufblitzten, fixierten mich.
    Alle Worte blieben mir im Hals stecken. Ich brachte nicht einmal einen Schrei heraus. Im Wohnzimmer bewegten sich Schatten, und ich hörte, dass etwas Unverständliches gesprochen wurde. Da wurde die Wohnungstür geöffnet.
    Nein. »Aurora!«, rief ich. »Joseph!«
    Der Jaguar brüllte, und der durchdringende Schrei hätte Tote erwecken können. Er brachte meine Brust zum Beben, und die Haare standen mir zu Berge. Ich zuckte zusammen und umklammerte krampfhaft die Nagelfeile. Eine solche Waffe würde dieses große Tier, das nur aus Muskeln zu bestehen schien, höchstens ein wenig kitzeln. Nein, es war kein Tier, sondern ein Therianer.
    »Ich beschütze sie«, sagte ich.
    Die Raubkatze verzog das Gesicht. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass das nicht sein konnte, hätte ich geschworen, dass sie mich verächtlich anschnaubte. Vor der Tür huschte ein Schatten umher, und eine Frauengestalt trat in den schwachen Lichtschein. Mir wurde flau im Magen.
    »Wir beschützen unsere Leute selbst«, meinte Belle. Ihre schlichte Kellnerinnenuniform hatte sie abgelegt und trug stattdessen – nichts. Sie war splitternackt, was mich beinahe ebenso sehr beunruhigte wie der Jaguar an ihrer Seite. »Wir brauchen keine Sapen, die sich in

Weitere Kostenlose Bücher