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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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und an den Achseln zeigte sein Hemd dunkle Schweißflecken. Doch immerhin atmete er wieder normal.
    »Töte mich, wenn du mich töten willst«, sagte Belle.
    »Ich werde dich nicht töten«, gab ich über die Schulter zurück, denn ich wollte ihr nicht die Ehre erweisen, ihr in die Augen zu sehen. »Sollte Aurora und Joseph etwas zustoßen, kann ich allerdings für nichts garantieren, falls wir uns erneut begegnen.«
    »Ganz meinerseits.«
    »Ich bin nicht eure Feindin, Belle.«
    Darauf kam keine Antwort.
    »Die kannst du einstecken«, erklärte ich Leo, der die Pistole daraufhin in seinem Jackett verstaute. »Wir nehmen die Treppe nach unten. Hast du ein Auto?«
    Er nickte.
    »Gut. Du fährst.«
    Ich schob ihn auf den Flur hinaus und zog die Wohnungstür hinter mir zu, ohne mich noch einmal umzublicken. Ein Kapitel war zu Ende – nicht nur in Chalices, sondern auch in meinem eigenen Leben. Doch mir blieb keine Zeit für Abschiede. Diesmal gab es kein Zurück.
    Es ging nur vorwärts.

13. Kapitel
    Samstag, 00:14 Uhr
    L eos Kombi stand einen halben Häuserblock entfernt auf der anderen Straßenseite. Zwischen all den blitzenden Neuwagen in dieser Gegend stach der Kombi wie ein Schandfleck heraus. Im Dunkeln konnte ich nicht entscheiden, ob er beige oder gelb war. Jedenfalls hatte er seitlich dunkelbraune Blechverkleidungen und im Heckbereich Rostflecken. Der Stauraum war mit Koffern, Kartons, Einkaufstüten aus Papier und Wäschekörben aus Plastik vollgestopft. Auch die Rücksitze waren damit zugestellt.
    Mir erschien dies zwar seltsam, aber ich dachte nicht weiter darüber nach. Mein Rücken schmerzte, und der Blutverlust machte mich ein wenig schwindelig. Anscheinend hatte der Jaguar mich schlimmer erwischt, als ich vermutet hatte.
    Mit zitternden Fingern kramte Leo die Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Beifahrertür auf. »Du blutest«, sagte er noch einmal.
    »Ja, tut mir leid«, erwiderte ich.
    Er zog sein Jackett aus und legte es über meine Schultern, nachdem er mir die Tasche aus der Hand genommen hatte. Als der Stoff die offene Wunde streifte, sog ich geräuschvoll die Luft ein.
    »Du musst in ein Krankenhaus.«
    »Lass nur. Wir müssen uns hier nur schleunigst aus dem Staub machen.«
    Das Heulen von Sirenen, die uns bereits beunruhigend nahe waren, unterstrich meine Worte. Während ich einstieg, warf Leo meine Tasche auf den Rücksitz. Ich beugte mich vor und stützte mich mit den Ellbogen auf den Knien ab. Den Kopf ließ ich auf das Handschuhfach sinken. Mir war unglaublich übel, und ich schloss die Augen. Die Fahrertür wurde geöffnet und kurz darauf wieder zugeschlagen, und dann ging der Motor an.
    »Wohin …?«, fing er an.
    »In dein Motel.« Dort konnte ich mich verarzten, waschen und einige Minuten ausruhen. Wieder zu Atem kommen.
    Wir entfernten uns vom Klang der Martinshörner. Leos Schweigen beeindruckte mich. Ich hätte nicht die Kraft gehabt, hundert Fragen nach dem wer und warum und überhaupt zu beantworten. Ich wollte mich nur ausruhen, bis … Scheiße. Mein Kopf wäre gegen das Armaturenbrett gekracht, wenn er nicht zu schwer gewesen wäre, um ihn zu heben.
    Mein Handy lag noch unter dem Kissen.
    Ich stöhnte.
    Was Leo offenbar zu der Annahme verleitete, dass ich Schmerzen hatte oder mir nicht wohl war, denn er fragte: »Alles okay mit dir?«
    »Ich versuche nur, deine Sitzpolster nicht vollzubluten. Sind wir bald da?«
    »Ja.«
    Er bog nach links ab und hielt einige Augenblicke später an. Der Motor ging aus. Mit großer Mühe hob ich den Kopf und rechnete mit dem Anblick einer grellen Neonschrift und einer heruntergekommenen Hotelfassade. Umso verwunderter war ich, als ich auch nach hartnäckigem Blinzeln nur eine Ziegelwand und Dunkelheit zu meiner Linken erkannte. Und eine lange, schmale Gasse, die sich vor der Kühlerhaube erstreckte.
    Augenblicklich erfasste mich kalte Panik. Ich saß mit einem Mann, dem ich nicht über den Weg traute, in einem Auto, das in einer Sackgasse in Mercy’s Lot stand. Ich räusperte mich und hoffte, dass meine Stimme nicht versagte. »Das ist kein …«
    »Ich habe kein Motelzimmer. Die kosten Geld.«
    Mit einiger Anstrengung drehte ich ihm den Kopf zu und sah ihn an. Hinter dem Lenkrad des großen Kombis wirkte er kleiner, und das kam nicht nur von dem Schock, weil er auf zwei Werkatzen geschossen hatte. Er schien sich dafür zu schämen.
    »Oh«, war alles, was ich herausbrachte.
    »Ich habe einen Erste-Hilfe-Kasten.« Er schaltete das

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