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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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verzeihen, hatte ich allerdings noch einiges zu lernen.
    Ein paar Minuten lang sprachen wir nichts, und ich war dankbar für die Ruhe, denn ich musste nachdenken. Die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Clans waren mehr als verwirrend, und ich wusste noch immer nicht, was ich von Phineas halten sollte. Möglich, dass er mich die ganze Zeit nur an der Nase herumgeführt und ausgenutzt hatte, um etwas über die Pläne der Triaden zu erfahren. Vielleicht hatte er mich auch ins offene Messer laufen lassen, damit Belle mich ausschalten und sich bei den Clans als Heldin aufspielen konnte, weil sie ihr Geheimnis bewahrt hatte. Sämtliche Fakten und Ereignisse deuteten darauf hin, dass er mich verraten hatte.
    Doch mein Gefühl sagte mir etwas anderes.
    Ich hatte keine Ahnung, wo ich zuerst nach Joseph und Aurora suchen sollte. Und zum Teil fragte ich mich auch, ob sie bei Belles Leuten nicht besser aufgehoben waren. Sie schien Mittel zu besitzen, die die einer herkömmlichen Kellnerin bei weitem überstiegen, und zweifellos hasste sie mich. Und sie wollte die Identität der anderen Zweifachwandler um jeden Preis geheim halten. Zu diesem Preis gehörte auch der Mord an mir.
    Meine Hand zuckte. Belle hatte Wyatt zwar nicht erwähnt, aber er wusste über die Zweifachwandler Bescheid. Hatte sie etwa ebenfalls Leute losgeschickt, um ihn auszuschalten?
    »Ich brauche ein Telefon«, sagte ich.
    »Im Handschuhfach liegt ein Handy«, antwortete Leo. Ich sah ihn von der Seite mit einem Stirnrunzeln an. »Habe ich von einem Freund ausgeliehen. Aber der Akku ist fast leer.«
    Darüber hinaus war es seit fünf Jahren veraltet – doch immerhin ein Handy. Ich wartete mit wachsender Unruhe, bis es eingeschaltet war. Wyatt hatte wahrscheinlich bereits Zustände nach unserem unterbrochenen Telefonat. Und bestimmt hatten die Triaden inzwischen von dem Kampf in meiner Wohnung erfahren.
    Ich zog die Antenne heraus und tippte die Nummer ein, die ich vorhin gewählt hatte. Dann wartete ich. Es klingelte und klingelte, aber niemand ging ran. »Scheiße.« Ich brach den Anruf ab und versuchte, mir Kismets Nummer in Erinnerung zu rufen. Doch ich hatte einen Blackout. »Wir müssen ins St.-Eustachius-Krankenhaus.«
    »Jetzt willst du also doch ins Krankenhaus?« Leo schaute mich verständnislos an.
    »Dort sind meine Freunde. Die können uns helfen.«
    Er schien etwas dagegen einwenden oder mir flehentlich davon abraten zu wollen – was genau es war, konnte ich nicht entscheiden –, startete dann aber kommentarlos den Motor. Er fuhr los, und ich lehnte mich vorsichtig zurück. Während ich ihm den Weg wies, achtete ich auf das abwechselnde Stechen und Jucken in meinem Rücken.
    Wir verließen Mercy’s Lot in Richtung Innenstadt, und je näher wir dem Anjean River kamen, desto ruhiger wurde es in den Straßen. Alles schien still zu sein, so als würde die ganze Welt den Atem anhalten. Als würde sie nur darauf warten, dass der große Schlag erfolgte. Ich hasste dieses Gefühl, denn es machte mich nervös, angespannt. Ich glaubte ständig, gleich aus der Haut fahren zu müssen.
    Ich dirigierte Leo in dieselbe Seitenstraße, in der auch Phin geparkt hatte. »Du musst nicht auf mich warten«, sagte ich, als er in eine der Parkbuchten einbog.
    Er lächelte mich matt an. »Wenn ich nicht auf dich warte, renne ich wahrscheinlich in die erstbeste Nachtbar, und dieser Versuchung will ich lieber widerstehen.«
    »Das dürfte besser sein.«
    »Wer weiß.« Er machte eine Pause. »Chalice, kann ich dich etwas fragen, und gibst du mir darauf eine ehrliche Antwort?«
    Beinahe hätte ich nein gesagt. Denn ich wollte ihm keine ehrliche Antwort geben, vor allem nicht, wenn es um Alex ging. Der Anblick der Werkatzen hatte ihn zwar nicht zur Flasche greifen lassen. Doch die Geschichte, wie Alex sich in einen Halbvamp verwandelt hatte, war der sichere Weg, sechs trockene Jahre zu beenden.
    »Bitte?«
    Die Antwort stahl sich mir ungewollt von den Lippen. »Na schön.«
    Ich machte mich auf die Frage gefasst, die ich mir nicht stellen lassen wollte. Doch er überraschte mich mit: »Du arbeitest nicht wirklich in einem Café, oder?«
    Ich blinzelte beinahe erleichtert. Zugegeben, diese Frage öffnete ein ganz anderes Fass voller Komplikationen, aber mit denen konnte ich umgehen. »Nein, das tue ich nicht. Ich helfe, Dinge zu regeln, die die meisten Leute nicht sehen können oder nicht sehen wollen.«
    »Wie zum Beispiel Tiger, die sich in Frauen

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