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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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ich mit den Zähnen nach der Hand, die mir die Binde abgenommen hatte.
    »Verflucht«, sagte der Besitzer der Hand. »Ist die total durchgedreht?«
    »Nehmt mir diese verdammten Teile ab«, knurrte ich und riss Hände und Füße so heftig auseinander, dass das Metall tief in mein Fleisch einschnitt und Blut hervorquoll. Noch immer war mein Geist umnebelt, und der Schleier schien dichter zu werden. Ich reagierte nur, konnte aber nicht denken.
    »Ty, öffne die Handschellen.«
    »Kis…«
    »Tu es. Stone, wir lösen jetzt die Handschellen, aber du musst dich beruhigen.«
    Etwas in Kismets Stimme durchdrang den Schrecken, der mich umnebelte. Ich hielt still und schloss die Augen, angespannt wie eine Sprungfeder, weil ich mit einem Angriff rechnete. Jemand machte sich an meinen Fußgelenken zu schaffen, und dann waren die Fesseln verschwunden. Ich spürte, wie sich jemand näherte, und ich musste meine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um still zu halten. Sobald die Handschellen gelöst waren, sprang ich auf und hastete an der Wand entlang, bis niemand mehr in meiner Nähe war.
    »Komm runter«, befahl Kismet.
    Ich drücke mich gegen die Wand, ohne die Augen aufzuschlagen, und versuchte, mein wild schlagendes Herz zu beruhigen und die unerwünschten Tränen aufzuhalten. Mein vom Adrenalin aufgepeitschter Puls pochte in den schmerzenden Handgelenken und den Schläfen, und mir zitterten die Hände. Noch immer fühlte ich mich benommen, als hätte ich gerade vier Flaschen Bier ex getrunken. Niemand kam in meine Nähe, niemand sprach mich an.
    »Meinst du, sie wird wieder?«
    »Ich glaube schon, Milo«, antwortete Kismet. »Stone?«
    Ich sah auf und betrachtete meine Umgebung. Ein leeres Büro mit einer Fensterfront, durch die man einen Blick auf die Fließbänder in der Fertigungshalle hatte. Außer mir befanden sich drei Leute in dem Raum, drei vertraute Gesichter, die zu den bekannten Stimmen passten: Kismet, Tybalt und Milo. Letzterer war das jüngste Mitglied ihrer Triade. Ich starrte die drei finster an.
    »Fesselt mich nie wieder«, warnte ich sie.
    Immer noch auf zwei Armeslängen Abstand kauerte sich Kismet vor mich hin. »Tut mir leid.« Aus ihren grünen Augen sprach aufrichtige Sorge, die nur knapp die Oberhand über den Ärger behielt. Wenigstens bildete ich mir das ein, denn mein vernebeltes Bewusstsein mochte sich täuschen.
    »Was habt ihr mir gespritzt?«, wollte ich wissen und war erstaunt über meine etwas undeutliche Aussprache.
    »Trapanal. Wenn man allerdings bedenkt, wie schnell du dich von der Gehirnerschütterung erholt hast, dürfte die Droge in deinem Körper bald abgebaut sein.«
    Gut. Ich hasste es, unter Drogen zu stehen und herumzulallen. »Wie geht es Felix?«
    »Er ist wütend.«
    »Und hat ein böses blaues Auge«, fügte Milo mit einem amüsierten Unterton hinzu. In seinen Augen stand allerdings kalter Zorn.
    Ich schaute an ihm vorbei zu Tybalt, der mich wie ein Raubtier musterte, das seine nächste Mahlzeit begutachtete. Er wartete nur auf einen Fluchtversuch von mir. Tja, da würde er eine Weile warten müssen. So eine Weichbirne war nicht gut für die Konzentration. Ganz zu schweigen vom Gleichgewichtssinn.
    »Wir müssen uns unterhalten, Stone«, sagte Kismet.
    »Nein, das müssen wir nicht.«
    Sie blinzelte. Hatte ich das wirklich laut ausgesprochen? Manche behaupteten, Trapanal wäre ein Wahrheitsserum, also sollte sie verdammt noch mal auch die Wahrheit von mir hören. Ich hatte so viele Dinge zu tun, aber ein Plausch zwischen Handler und Jägerin stand nicht auf der Liste meiner Erledigungen.
    »Wo sind die Gremlins?«, fragte ich.
    »Wir haben ihnen ein Angebot gemacht«, erwiderte sie. »Eine neue, größere Fabrik am Hafen drunten am Black River. Dazu einen Sattelschlepper voller Backwaren im Austausch gegen die sofortige Räumung dieses Gebäudes.«
    Bestens. »Wo genau?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle. Einer von ihnen meinte, das würde dir gehören.« Sie stand auf und zog einen USB-Stick aus ihrer Hosentasche. »Bevor er sich mit dem Umzug einverstanden erklärte, musste ich ihm versprechen, dass ich es dir zeige. Hast du es gesehen?« Einen Moment hielt sie den Stick zwischen Zeigefinger und Daumen, dann ließ sie ihn fallen. Noch bevor ich danach greifen konnte, trat sie mit dem Absatz ihres Stiefels auf den Stick und zertrümmerte ihn.
    »Verflucht, Kismet!« Mir wurde flau. »Weißt du überhaupt, was das war?«
    »Ja.«
    »Wirklich?« Damit hatte ich nicht gerechnet.

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