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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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meinte sie. »Du kannst nichts für diese Veränderungen.«
    Ich hob beide Hände, um sie zum Schweigen zu bringen. »Jetzt fang bloß nicht mit so Sachen an wie: Du hättest es leichter gehabt, wenn du tot geblieben wärest. Denn der Zug ist bereits abgefahren.«
    »Nein, das wollte ich damit nicht sagen.« Sie streckte die rechte Hand aus, und ohne Aufforderung gab Milo ihr seine Pistole. Sie prüfte locker ihr Gewicht. Mir schwante nichts Gutes, und ich beobachtete jede ihrer Bewegungen. Eisige Finger legten sich um mein Herz und pressten es zusammen.
    Ich schluckte. »Also, was …?«
    »Du stellst eine Bedrohung dar, Stone. Ohne die Hohen Tiere fällt das System in sich zusammen. Wir können die Stadt nicht beschützen, solange wir untereinander streiten, solange wir uns bekämpfen und uns gegenseitig jagen. Ich hatte gehofft, dir etwas Vernunft beibringen zu können.«
    Mir lief ein Schauer über den Rücken. »Dann willst du mich also umbringen?«
    Sie zuckte zusammen. »Wirst du deine fixe Idee aufgeben, was die Hohen Tiere angeht, und wieder bei uns arbeiten?«
    »Das kann ich nicht«, antwortete ich mit einem Kopfschütteln. Gleichzeitig streckte ich meine Fühler nach der Kluft aus und konnte mühelos ihre Kraft anzapfen. Keine blauen Blitze und keine sonstigen Hindernisse. Gut. »Nicht, bevor ich nicht weiß, wer Leonard Call ist. Nicht, bevor ich nicht weiß, dass die anderen Clans vor demjenigen sicher sind, der ihnen an den Kragen will.« Da fiel mir plötzlich etwas anderes ein, und ich stieß einen kurzen Schrei aus.
    Kismet neigte den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn. »Was denn?«
    »Du hast es mitangehört.« Kalte Wut packte mich. Nicht auf sie, sondern auf meine eigene Dummheit. Weil ich so gründlich versagt hatte, Phins Geheimnis über die Clans geheim zu halten. »Du weißt also Bescheid.«
    Einen Moment starrte sie mich an und schüttelte dabei leicht den Kopf. Dann dämmerte es ihr. Sie öffnete den Mund, ließ die Pistole aber nicht sinken. »Über die Zweifachwandler? Ich weiß, was du Wyatt über ihre Fähigkeiten und ihren besonderen Status erzählt hast. Aber ein Zufall macht noch keine Verschwörung, Stone. Da brauchst du schon Beweise.«
    »Die kann ich dir beschaffen.«
    »Über die herkömmlichen Kanäle, mit Hilfe der Triaden und mit der Zustimmung der Hohen Tiere? So, wie es im Lehrbuch steht?«
    »Wenn ich den Beweis finde, den ich vermute, dann sind die Hohen Tiere bald arbeitslos.«
    »Was hätten sie davon, die Clans zu beseitigen?«
    »Das hätte ich sie vielleicht fragen können, wenn du diesen USB-Stick nicht zermalmt hättest.«
    Wieder trat eine unentschiedene Stille ein. Ihr Zögern machte deutlich, dass sie mich nicht töten wollte. Aber sie wollte mir auch keinen Glauben schenken. Als Handler war sie an die Triaden gebunden, und es war ihre höchste Pflicht, Unschuldige zu beschützen. Sie musste die mögliche Wahrheit in meinen Worten gegen das abwägen, was sie für das Wohl der Allgemeinheit hielt. Ohne Beweise konnte sie mir nicht glauben. Und diese Beweise konnte ich nicht beschaffen, ohne jede Verhaltensregel zu brechen und das Herz der Triaden nach außen offenzulegen.
    Doch ich war überzeugt, dass dieses Herz verdorben war.
    »Was geht, Chefin?«, fragte Tybalt.
    Kismet zuckte zusammen, und da hatte ich meine Antwort.
    »Leonard Call«, sagte ich. »Er ist der Schlüssel zu Park Place. Vergiss das nicht.«
    »Das vergesse ich nicht«, erwiderte Kismet und richtete die Pistole auf mich.
    Verdammte Scheiße, sie tut es wirklich. Ich klammerte mich an die Kraft der Kluft und machte mich bereit, ohne nachzudenken zu verschwinden. »Kannst du Wyatt etwas von mir ausrichten?«
    Sie nickte traurig. »Was du willst.«
    »Sag ihm, dass wir uns bald sehen.«
    Entgeistert verzog sie den Mund, während ich mich auf die Fabrikhalle konzentrierte – zumindest soweit ich mich an sie erinnerte – und mich von der Kluft auseinanderreißen ließ. Ich hörte Kismet aufschreien und eine Kugel abfeuern, doch statt eines Treffers spürte ich lediglich das Schwebegefühl der Teleportation.
    Als ich mich in der Fabrikhalle materialisierte, wurde ich vom Gestank der Gremlinpisse begrüßt, die meine ohnehin schon schmerzenden Augen zum Tränen brachte. Überall lagen die Zeugnisse der Bewohner herum, die die Halle vor kurzem geräumt hatten. Aus den offenen Tanks stiegen Alkoholschwaden auf, die jeder Schnapsbrennerei Ehre gemacht hätten.
    Vier Stockwerke über mir wurde eine

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