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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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Quietschen von eingerostetem Metall auf. Den Schmutzschichten nach zu urteilen, hatten die Gremlins sie seit Jahren nicht mehr benutzt.
    Durch die Tür gelangte ich in einen schmalen Korridor, der vom trüben Licht, das aus dem Treppenhaus hereinfiel, kaum ausgeleuchtet wurde. In dem Gang roch es nach dem alkoholischen Urin der Gremlins, doch sonst war nichts von ihnen zu sehen. Ich ließ die quietschende Tür wieder zufallen und ging weiter ins oberste Stockwerk.
    Mit angespannten und wachsamen Sinnen hielt ich vor der mir bekannten Tür inne. Niemand erwartete mich. Von hinter der Türe war nichts zu hören. Hier stimmte etwas nicht. Hatte jemand die Gremlins ohne mein Wissen überfallen? Hatten sie die Fabrik aus eigenem Entschluss geräumt, ohne sich um unsere Abmachung zu kümmern? Das schien nicht besonders wahrscheinlich zu sein, da sie sich wörtlich an Absprachen hielten.
    Hatte ich das richtige Grußwort gerufen? Hätte ich erst die Türklinke drücken sollen? Alles erschien mir falsch. Wenn ich allerdings unverrichteter Dinge ging, würde ich die Informationen, die ich wollte, nie bekommen.
    Darum tat ich, was ein Jäger niemals tun sollte: sich alleine und ohne ordentliche Waffen und nachrückende Verstärkung in eine unbekannte Situation zu begeben. Daran konnte ich allerdings nicht viel ändern, da all meine Verbündeten entweder gegen mich oder ans Krankenbett gefesselt waren. An meiner Lage hatte sich nicht viel geändert, seit ich vor vier Tagen von den Toten erwacht war.
    Ich zog das Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Denn mir war etwas eingefallen, was Kismet in unserem Gespräch gesagt hatte – irgendeine Anspielung, die sie gemacht hatte. Ich drückte auf Wahlwiederholung.
    Auf der anderen Seite der Metalltür ertönte eine Art Melodie.
    Sofort wandte ich mich um und stürzte die Treppe hinunter. Sechster Stock, fünfter Stock. Die Tür im vierten Stock schwang auf. Ich sprang zur Seite, war jedoch nicht schnell genug, um dem Holzbrett auszuweichen, das auf meinen Kopf zusauste. Ich sah Lichtblitze vor den Augen, und dann wurde es dunkel.

14. Kapitel
    06:08 Uhr
    M ist, sie wacht schon wieder auf.«
    »Dann gib ihr die Spritze.«
    »Und ich dachte, ich hätte sie zu doll erwischt.«
    Die Stimmen drangen durch einen Schleier aus Schmerzen zu mir. Ich kämpfte gegen den Nebel in meinem Kopf an, versuchte, mich aus der Dunkelheit freizuschwimmen, die meinen Geist umgab. Ich lag unbequem auf etwas Hartem und Kaltem. Ich spürte einen Stich in der Schulter. Instinktiv tasteten meine Hände nach etwas Festem und Vertrautem. Doch ich konnte sie nicht richtig bewegen.
    Metall schnitt mir in die Handgelenke, und auch die Füße waren angekettet. Sofort überkam mich eine altbekannte Furcht, messerscharf und eiskalt fuhr sie in meinen Bauch. Sie legte sich um mein Herz und drückte zu, so dass es ohrenbetäubend hämmerte.
    Gefangen. Gefesselt. Im Dunkeln.
    Nein! Ich schlug um mich und wartete voller Panik darauf, das Rasseln von Ketten und das Quietschen einer Tür zu hören. Ich war mir sicher, dass in wenigen Minuten die Tortur beginnen würde und mich in die Finsternis zurückbringen würde, die ich schon beim ersten Mal nicht überlebt hatte. Die Fesseln an Händen und Füßen gaben nicht nach. Ich konnte nicht aufstehen, konnte nichts sehen und wusste nicht, wo ich war.
    »Was hat sie denn bloß?«
    Ich kannte die Stimme, doch das beruhigte mich nicht. Ich lag nicht auf einer schweißgetränkten Matratze, sondern auf einem harten Holzboden, doch auch das beruhigte mich nicht. Weder war ich nackt, noch befand ich mich in der Kammer des alten Bahnhofsgebäudes, doch das beruhigte mich verdammt noch mal kein bisschen. Alles, was für mich zählte, war, die Fesseln loszuwerden.
    »Bindet mich los!« Ich stieß mir die Schulter an einer Wand, hörte trappelnde Geräusche und das Rascheln von Stoff. Ich spürte sie in meiner Nähe, und sie drangen auf mich ein. Mein Magen drehte sich um, und bittere Galle stieg in mir auf. Ich versuchte, mich an der Wand in eine sitzende Position zu stemmen, doch ich hatte jeden Gleichgewichtssinn verloren.
    »Stone, so beruhige dich doch!«
    Tränen benetzten den Stoff vor meinen Augen. Schluchzer hinderten mich am Atemholen und schnürten mir die Kehle zu, so dass ich keuchte und würgte und immer wieder flehte, dass man mich losmachte. Endlich nahm mir jemand die Augenbinde ab, und ich blinzelte, geblendet von der plötzlichen Helligkeit. Gleichzeitig schnappte

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