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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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»Woher?«
    Tybalt warf etwas vor Kismets Füße auf den Boden. Es war nicht größer als eine Münze und klimperte bei der Landung leise. An dem Gegenstand hing ein dünner, knapp fingerlanger Draht. Mein langsames Hirn brauchte einen Moment, um das Ding zu identifizieren.
    »Verdammte Scheiße«, sagte ich, als ich endlich begriff. »Ihr habt Wyatts Zimmer verwanzt?«
    »Und deine Wohnung«, erklärte Kismet. Ich wollte sie wütend anfahren, doch stattdessen fühlte ich mich unsäglich dumm. »Ich mag es nicht, wenn man mich im Dunkeln lässt, Stone. Und den anderen Handlern geht es genauso. Seit gestern Früh benimmst du dich wie eine amoklaufende Ausreißerin. Du gibst keine Berichte mehr ab, hältst uns nicht auf dem Laufenden, und dann erfahre ich auch noch, dass du hinter unseren Chefs her bist.«
    »Sie haben den Befehl gegeben …«
    »Darauf kommt es nicht an! Wir bekommen nun einmal heftige Befehle, Stone, das ist unser Job. Und ihr Job ist es, heikle Entscheidungen zu treffen und uns Handlern die Befehle zu nennen, so dass wir sie an euch weiterleiten können. Rufus ist mein Freund, und ich will genauso wenig wie du, dass er stirbt. Aber das Risiko war uns von vornherein bekannt.«
    Ich schüttelte den Kopf. Allmählich lichtete sich der Nebel. »Es geht nicht mehr nur um das Massaker an den Kauzlingen, Kismet. Der Kram, den ich zutage gefördert habe, deutet darauf hin, dass es um viel schrecklichere Dinge als bloß die Auslöschung eines Clans geht. Etwas verdammt Großes rollt da auf uns zu.«
    Verächtlich und enttäuscht verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Du siehst überall Verschwörungen, wo es gar keine gibt. Ich weiß, dass du Wiedergutmachung willst für das, was die Hohen Tiere dir angetan haben, und das verstehe ich auch …«
    »Um Himmels willen, muss ich dir das erst aufschreiben? Es geht nicht um mich.« Ich behielt meine schlaffe Haltung bei, setzte mich aber etwas mehr auf. Schließlich wollte ich es ihnen nicht gleich unter die Nase reiben, dass die Wirkung ihrer Droge nachließ. »Vielleicht am Anfang ein bisschen, ja. Ich wollte herausfinden, wer die Hohen Tiere sind, um ihnen einen Arschtritt zu verpassen.« Ich war selbst überrascht über meine Offenheit, denn ich sprach etwas aus, was ich niemals offen eingestehen wollte. Nämlich die Tatsache, dass ich bei der Aktion anfangs eigene Ziele verfolgt hatte, die ich mit guten Absichten gegenüber Rufus und den drei überlebenden Coni bemäntelt hatte.
    Den selbstgefälligen Ausdruck hätte ich Kismet am liebsten vom Gesicht geputzt. »Aber mittlerweile nicht mehr«, fügte ich hinzu. »Nach allem, was ich heute gesehen und gehört habe, bin ich überzeugt, dass die Ausrottung der Kauzlinge von langer Hand geplant war. Ich war lediglich ein willkommener Vorwand, sie anzugreifen und niederzumetzeln.«
    »Und wo ist dein Beweis dafür?« Da ich nicht antwortete, schnaubte sie. »Dachte ich mir doch.«
    »Ich muss hier raus. Ich muss Aurora und Joseph finden. Ich habe Phin versprochen, die beiden zu beschützen.«
    »Genau. Und da wir von Phineas sprechen«, meldete sich Tybalt zu Wort und trat einen Schritt näher. »Wenn er den Verdacht hegt, dass die Clans gezielt angegriffen werden, sollte er dann nicht etwas dagegen tun?«
    »Das tut er.« Daran hatte ich keine Zweifel. Ich wusste nur nicht, was er vorhatte und wo er sich herumtrieb. Ich wünschte mir beinahe, er hätte Belles Freunden die Erlaubnis erteilt, Aurora und Joseph zu entführen, aber Belles Worte mir gegenüber widersprachen dieser These. Sie hatte mir die Schützlinge mit Gewalt entrissen, weil sie nicht glaubte, dass sie bei mir sicher waren. Sie tat alles, was in ihrer Macht stand, um ihre Clansgenossen zu schützen.
    »Wo ist er?«, fragte Tybalt.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Unsinn.«
    Ich zuckte mit den Schultern und schaute mich demonstrativ in dem Büro um. Dabei waren meine Augen ein wenig zu weit aufgerissen. Es gab eine Tür zur Halle und eine zum Korridor. Und ein Glasfenster. Das waren nicht gerade ideale Fluchtwege. Darüber hinaus lagen weder Möbelteile noch Waffen herum. Das hatten sie geschickt gemacht.
    »Wir wurden voneinander getrennt.«
    »Wie?«
    Die Antwort lag mir schon auf der Zunge, aber ich schluckte sie hinunter. Böses Trapanal. Was dieses Detail anging, durfte ich mir keinen Ausrutscher erlauben. Ein Kopfgeld auf Phins Kopf wegen versuchten Mordes hätte mir gerade noch gefehlt. Aber irgendetwas musste ich ihnen erzählen. »Leonard

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