Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
Scheune führte, war die Erleichterung groß. Und wieder überkam sie eine Erinnerung: Rob, wie er den Schildpfosten in den Boden rammte, während sie ein Glas Champagner bereithielt, das sie sich anschließend teilen wollten …
    Nicht dass Caisléan an diesem Abend auch nur im Geringsten einladend gewirkt hätte, als der Mini über das letzte Stück Feldweg holperte und schließlich stehenblieb.
    Caisléan war ein schwarzer Klotz mit spitzem Dach in einer Welt, die in tristes Grau gehüllt war.
    Einen Augenblick war Kate seltsam nervös.
    »Sei nicht dumm«, ermahnte sie sich selbst.
    Sie stellte den Motor ab, ließ die Scheinwerfer jedoch an, um den Weg zur Scheune zu erleuchten. Dann fischte sie die Schlüssel aus ihrer Tasche und ging zur Tür, um aufzuschließen.
    Die Tür öffnete sich knarrend.
    Kate beugte sich ins Innere, um den Schalter an der Wand umzulegen.
    Caisléan erwachte zum Leben.
    »Danke, Mr. Edison«, sagte Kate.
    Sie kehrte zum Mini zurück, um ihre Reisetasche und die Einkaufstüten zu holen, und schaltete die Scheinwerfer aus. Anschließend verschloss sie die Türen, ließ den Schlüssel in ihre Tasche gleiten und ging ins Haus.
    Mit einem Tritt schloss sie die Tür hinter sich.
    Alles sah so aus, wie es sein sollte.
    Schön. Genau so, wie Rob und sie es beabsichtigt hatten.
    Das weiche karamellfarbene Sofa mit den burgunderroten Kissen und Decken. Die beiden warmen Kilimteppiche auf dem Steinfußboden, die Rob von einem Markt in Istanbul mitgebracht hatte. Der schwere, rustikale Eichenesstisch mitsamt den dazu passenden Stühlen. Die alte Eichentruhe, die sie gemeinsam bei einer Auktion in Oxford gefunden hatten. Die winzige Küche lag rechts, das Badezimmer links. Eine Wendeltreppe führte zur Galerie im ersten Stock, der einst ein Heuboden gewesen war. Ein Teil der originalen Balken und eisernen Lampenhaken sorgten für eine anheimelnde, rustikale Atmosphäre. Dort hatten sie sich ihr Schlafzimmer eingerichtet …
    … und dort hatten sie gemeinsam geschlafen, sich geliebt und durch das Oberlicht zu den Sternen geschaut.
    Kate stellte ihre Taschen auf den Boden und ging in die Mitte des Raums.
    »Hallo, Caisléan«, sagte sie leise.
    Plötzlich fühlte sie sich unendlich einsam und sehnte sich mehr denn je nach Rob.
    Sie dachte an die Weinflaschen in ihren Einkaufstüten.
    Ein Glas würde ihr jetzt helfen.
    Sie drehte sich um …
    … und hörte sie, sah sie, als sie hervorkamen: aus dem Badezimmer, aus der Küche, aus dem Schrank an der Eingangstür und aus dem hinteren Teil des kleinen Hauses.
    »Hallo, Kate«, sagte einer von ihnen.
    Vier Furcht erregende Gestalten in roten Overalls und mit schwarzen Strumpfmasken über den Gesichtern.
    Kate öffnete den Mund.
    »Bitte nicht«, sagte eine der Gestalten.
    Es war eine Frau. Ihre Stimme wurde vom Strumpf nur leicht gedämpft.
    »Also gut …« Kate schlug das Herz bis zum Hals. »Ich schreie nicht.« Vor Schock war sie heiser. »Nehmen Sie sich, was Sie wollen, und dann gehen Sie bitte. Ich werde Sie nicht aufhalten.«
    »Was wir wollen«, sagte eine zweite Gestalt, ein Mann, »bist du.«
    »O Gott!«, keuchte Kate.
    »Setz dich lieber«, sagte die dritte Gestalt, eine weitere Frau.
    Kate gehorchte.

27. Laurie
    Es war fast ein Uhr morgens, als Laurie – die das Schlafen aufgegeben hatte und ein Exemplar von Heat durchblätterte – ein leises Klopfen an ihrer Tür hörte. Sie erschrak, denn ihre Eltern kamen nachts nie in ihr Zimmer.
    »Herein.«
    Es war ihr Vater in Morgenmantel und Pantoffeln.
    »Stimmt was nicht, Dad?« Laurie schlug die Zeitschrift zu.
    »Nein, nein, alles in Ordnung«, antwortete Pete Moon.
    Er fragte sie, ob es ihr etwas ausmache, wenn er sich auf die Bettkante setze.
    »Natürlich nicht.«
    »Ich wollte nur sagen …« Er sprach langsam, als suche er mühsam nach Worten, und das war gar nicht seine Art. »Ich wollte nur sagen, dass ich manchmal glaube, du hast vergessen, wie sehr deine Mom und ich dich lieben.«
    Laurie schwieg. Sie fragte sich, worauf er hinauswollte.
    »Du bist so sehr damit beschäftigt, uns zu hassen …«
    »Ich hasse euch nicht, Dad.«
    Das war nur eine halbe Lüge, denn viel von dem Hass, den sie seit Sams Empfängnis ohne Zweifel häufig empfand, war in Wahrheit eher Enttäuschung – davon aber jede Menge.
    »Du sollst eins wissen«, fuhr Pete fort. »Wenn wir der Meinung wären, Sam sei nicht glücklich …«
    »Wie wollt ihr überhaupt wissen, ob er glücklich ist oder nicht, wenn ihr

Weitere Kostenlose Bücher