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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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ihn nie seht?«, unterbrach Laurie ihn schroff.
    »Wir bekommen regelmäßig Berichte«, sagte ihr Vater. »Das weißt du. Und immer heißt es, wie glücklich und fröhlich er sei. Das sagst du ja auch, Laurie.«
    »Und wenn er es nicht wäre?«
    »Dann würden wir uns etwas anderes überlegen müssen«, sagte Pete nach kurzem Nachdenken.
    »Und was?«, wollte Laurie wissen.
    »Das wäre deine Entscheidung«, sagte Pete.
    »Seit wann treffe ich Entscheidungen, die mit Sam zu tun haben?«, fragte Laurie.
    »Es war schon immer deine Entscheidung«, erwiderte ihr Dad. »Deine Mutter und ich haben dich dabei stets unterstützt.«
    Laurie war wie vom Donner gerührt. »Wie kannst du so etwas sagen?«
    »Es stimmt«, beharrte Pete. »Grundsätzlich jedenfalls. Vielleicht haben wir die Dinge nicht ganz so gehandhabt, wie du es gern gehabt hättest.«
    Laurie schwieg erneut, und andere Bilder erschienen vor ihrem geistigen Auge. War das vielleicht ein Trick, um sie davon abzuhalten, Sam weiterhin zu besuchen? Oder wollten sie ihr vielleicht sagen, dass sie sich das Heim nicht mehr leisten konnten? Doch wohin wollten sie Sam dann schicken?
    »In jedem Fall haben wir immer getan, was wir für das Beste hielten«, fuhr ihr Vater fort. »Für dich und für deinen Sohn.«
    Sams hübsches, offenes Gesicht kam Laurie in den Sinn und verdrängte alles andere.
    »Was willst du mir eigentlich sagen, Dad?«, fragte sie schließlich.
    »Nichts.« Pete zuckte mit den Schultern. »Nur dass deine Mom und ich es hassen, wenn es zwischen uns zum Streit kommt, weil du glaubst, Sam wäre uns gleichgültig.«
    »Ja«, sagte Laurie mit sichtlicher Mühe. »Ja, das hasse ich auch.«
    »Okay.« Pete ergriff ihre Hand und drückte sie. Vor Sams Geburt hatten sie sich häufig umarmt, doch nun fiel es Laurie schwer, sich auch nur daran zu erinnern. Als sie selbst Mutter geworden war, hatte sich alles verändert – auch wenn sie nicht die Mutter war, die sie hätte sein sollen. »Sollen wir es dann nicht noch einmal ernsthaft versuchen, Baby?«
    Zu ihrer Überraschung fühlte Laurie sich von dem Kosewort nicht beleidigt. Sie hatte das Gefühl, als habe ihr Vater ihr soeben wirklich die Hand in Freundschaft gereicht. Vielleicht wollte er damit sogar seinen Respekt vor ihr ausdrücken.
    Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, schaltete Laurie die Lampe aus und legte sich in der Dunkelheit hin. Ganz neue Möglichkeiten erschienen vor ihrem geistigen Auge, eine echte Chance auf Glück. Vielleicht würden sie Sam zu ihr nach Hause kommen lassen … vielleicht würden sie mit ihm leben wollen …
    Sie sah ein Bild ihres Sohnes, wie er vor dem Heim spielte.
    Wenn Sam ins Haus der Moons kam, würde er doch sicherlich das Heim vermissen, oder? Das einzige echte Zuhause, das er je gekannt hatte. Und er würde auch seine Freunde vermissen, ganz zu schweigen von all den Pflegemüttern, die seine Bedürfnisse kannten.
    Seine speziellen Bedürfnisse.
    Laurie gebot sich Einhalt, bevor ihre Gedanken außerKontrolle gerieten. Ihr Vater hatte kein Wort davon gesagt, dass sich irgendetwas verändern würde, ob zum Guten oder zum Schlechten. Er hatte nur gesagt, dass sie sich ernsthaft darum bemühen sollten, wieder freundlich zueinander zu sein. Auf jeden Fall hatte er nichts gesagt, was auch nur im Entferntesten darauf hingedeutet hätte, dass Sam in dieses Haus kommen sollte.
    Und das würde er auch nicht.
    Wenigstens war die Resignation, die Laurie jetzt wieder erfasste, ein Gefühl, an das sie gewöhnt war. Sie fragte sich in plötzlicher kritischer Selbsterkenntnis, wie sie wohl mit den Herausforderungen echter Veränderungen umgehen würde.
    Immerhin war sie ein Feigling.
    Laurie schaute auf die Uhr.
    Nur noch knapp sechseinhalb Stunden.

28. Das Spiel
    Sie hatten Kate den Parka, aber nicht die Handschuhe ausgezogen. Dann hatten sie ihre Knöchel mit Klebeband über der Jeans gefesselt, hatten ihr die Hände auf den Rücken gebunden, hatten ihr einen breiten Streifen Paketband auf den Mund geklebt und sie schließlich gezwungen, sich aufs Sofa zu setzen.
    Vorausgegangen war ein Hagel kurzer, schroffer Anweisungen der Männer und Frauen mit ihren unheimlichenGesichtern, die verzerrt waren von den Strümpfen, die sie sich über den Kopf gezogen hatten, und von den roten Overalls und den Latexhandschuhen.
    »Rühr dich nicht.«
    »Füße zusammen.«
    »Hände hinter den Rücken.«
    »Mund halten.«
    Dann hatten sie lange Zeit nichts mehr gesagt, weder zu Kate noch

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