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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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hat – auch wenn sie in gutem Glauben begründet war –, geradewegs aus dem Fenster.«
    O Gott!
    Das waren ihre eigenen Worte, aus einer ihrer eigenen Kolumnen.
    »Wenn es zu dieser ultimativen Entscheidung über Leben und Tod kommt, ist nichts mehr schwarz und weiß.« Die Stimme des Mannes, der sehr nervös zu sein schien, war höher als die des anderen; er klang eher wie ein Schuljunge, und trotz seiner Maske roch sein Atem säuerlich. »Nichts ist mehr schwarz und weiß, und es ist auch nicht grau. Wenn wir schon von Farben reden, ist es eine feuerrote Hölle im Vergleich zum sanften Pastell der Hoffnung oder der Freudlosigkeit von Erde und Asche.«
    War das der Grund, weshalb diese Leute hier in Caisléan waren? Weil sie eine Kolumne über Abtreibung geschrieben hatte?
    Falls es so sein sollte, bescherte ihr das auch keinen Trost.

29. Ralph
    Alles an diesem Spiel war anders, von Anfang an.
    So gab es diesmal zwei Monster statt nur einem.
    Und beide waren von Ralph vorgeschlagen worden.
    Eine Premiere.
    Und vielleicht, so vermutete Ralph von Anfang an, war es auch das letzte Mal.
    Natürlich hatte Kate Turner lange vor Laurie Moon ihre Aufmerksamkeit erregt.
    Sie schrie förmlich danach und goss ihre Meinungen und Gefühle jede Woche über eine ganze Seite der Reading Sunday News . Einer jener Zufälle, wie sie nur das Leben schreiben kann, beseitigte alle Zweifel, dass Kate Turner tatsächlich eine Schlampe und Mörderin war.
    Ein Monster.
    Eine kurze Anstellung in der Rudolf Mann School hatte sie auf Laurie Moon gebracht. Dieses selbstsüchtige und schwache junge Weib war unwürdig, den Titel »Mutter« zu tragen.
    Dieses Spiel hatte mehr Zeit, mehr Untersuchungsarbeit und weit mehr an Organisation erfordert als jedes andere Spiel zuvor. Das Meiste hatte Ralph schon selbst erledigt, bevor sie der Gruppe den Vorschlag im Black Rooster Pub unterbreitete.
    Es hatte lange gedauert, bis sie sicher gewesen war, dass es richtig war … für sie .
    Dass es richtig war, sie auf diese Ebene zu führen, in diese Höhen.
    In diese Tiefen.
    Ralph hatte sich bereits gezwungen, sich der Möglichkeit zu stellen, dass dieser noch tiefere Absturz unausweichlich gewesen sein könnte, nachdem sie bereits einen Toten auf dem Gewissen hatte.
    Die ultimative Sünde war bereits begangen – nicht wirklich durch ihre Hand oder die der Gruppe, aber es war trotzdem ihre Sünde, und dafür würden sie sich irgendwann verantworten müssen.
    Die Schnelligkeit, mit der alle ihren Vorschlag akzeptierten, hatte Ralph ein wenig überrascht; schließlich war es noch gar nicht so lange her, dass sie alle Zweifel gehegt hatten, was Mitchams Ermordung betraf. Jack und Roger hatten dem neuen Spiel teilweise so bereitwillig zugestimmt, erkannte Ralph, weil sie ihre Wut über Turner und Moon teilten, aber auch, weil sie beide sich zur Gewalt hingezogen fühlten. Simon hatte den Plan akzeptiert, weil die Gruppe für sie stets an erster Stelle kam – auch wenn Ralph glaubte, dass sie weiterhin von Natur aus eher sanft geblieben war –, und diese beiden weiblichen Monster repräsentierten alles, was ihre persönliche Wut wie Lava brodeln ließ. Piggy wiederum hatte eingewilligt,weil ihn die gleichen Dinge wütend machten und weil er Simon liebte.
    Doch trotz alledem, und obwohl sie dieses Spiel mit geradezu erstaunlicher Leidenschaft wollte, wusste Ralph, was diese rasche Akzeptanz bedeutete: Gewalt und Brutalität waren nun anerkannte Mittel, um ihre Ziele durchzusetzen. Und das machte sie traurig.
    Gleichzeitig erregte es sie.
    Eine Zeitlang hatten sie darüber diskutiert, wo das Hauptereignis stattfinden sollte, und sie waren alle Möglichkeiten durchgegangen. Das Haus Kate Turners – darin stimmten sie überein – lag nicht isoliert genug. Es könnte aufmerksame Nachbarn geben, oder jemand könnte überraschend zu Besuch kommen. Es waren schlicht zu viele unnötige Risiken damit verbunden. Sie hatten darüber nachgedacht, ein leerstehendes Haus auf dem Land zu nehmen, von einem verlassenen Ferienhaus bis hin zum Nebengebäude einer Farm, doch dann war Caisléan gekommen, und das war ihnen wie ein Geschenk erschienen.
    »Perfekt«, hatte Roger gesagt.
    Die Planung des Spiels hatte sie bisweilen fast überwältigt.
    »Zum Glück haben wir Jack«, hatte Piggy beim ersten Treffen gesagt. »Er ist ein echter Profi.«
    »Ich bin Einbrecher«, hatte Jack ihn erinnert, »kein Mörder.«
    »Wir begehen keinen Mord«, erwiderte Piggy.
    »Lass die

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