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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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diese Risiken auf sich nahmen.
    »Das ist für dich, Häuptling«, hatte Roger vergangene Woche gesagt und sich dabei angehört, als würde sie ein Glas Wein zum Toast erheben und als wäre das Spiel eine Vorstellung, die sie ihr widmen würde.
    Ralph nahm an, dass es in gewisser Weise tatsächlich so etwas geworden war.
    Falls man von einer zweifachen Entführung so sprechen durfte.
    Von Mord.
    Nun, da es begonnen hat, kann ich nur noch dasitzen und warten. Wir sind übereingekommen, aus Sicherheitsgründen so wenig wie möglich zu kommunizieren, weshalb ich im Augenblick nur auf meine Vorstellungskraft zurückgreifen kann. Ich bin ein Sesselgeneral, der seine Truppen ausgeschickt hat – meine Kinder –, um das gefährlichste Spiel ihres Lebens zu spielen. Auf mein Betreiben hin.
    Zum allerersten Mal kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht das Monster bin.

32. Das Spiel
    »Und du hast gut geschlafen, während sie deinem Baby diese Grausamkeiten angetan haben, nicht wahr?«, fragte Roger.
    Kate schüttelte müde den Kopf. »Sie haben niemandem etwas angetan.«
    »Dir nicht.« Simons Stimme zitterte.
    Piggy stand auf und starrte angestrengt auf die Papiere in seiner Hand, denn durch den schwarzen Strumpf zu schauen war fast so, als würde man im Dunkeln lesen.
    »Nach ungefähr zwanzig Wochen werden die Beine des Fötus …«
    »Des Babys«, unterbrach ihn Jack. »Es ist ein Baby .«
    »… werden die Beine des Babys«, Jack las wieder wie ein Schuljunge, »mit einer Zange durch den Geburtskanalgezogen. Anschließend punktiert man den Hinterkopf mit einer Schere, sodass …«
    »Die Unterseite des Hinterkopfs.« Diesmal unterbrach Simon ihn. »Der weiche Teil.«
    »Bitte«, protestierte Piggy. »Das ist auch so schon schlimm genug.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Simon.
    Kate fürchtete, sich übergeben zu müssen.
    Piggy fuhr fort: »… sodass man mittels Absaugung das Gehirn entfernen kann, wodurch der Schädel in sich zusammenfällt und es leichter wird, den gesamten Fötus zu entfernen.«
    »Haben sie das auch mit deinem Baby gemacht?«, fragte Roger Kate.
    »Nein.« Kates Antwort war kaum zu hören, ihr Gesicht so bleich wie Pergament.
    »Antworte ihr, Monster!«, befahl Jack.
    »Ich habe geantwortet«, sagte Kate. »Nein.«
    »Ich wette, das haben sie bei dir getan«, sagte Jack. »Genau das , verdammt.«
    »Sie könnten es auch mit Salz gemacht haben«, sagte Roger. »Sie führen eine lange Nadel ein und geben Salz ins Fruchtwasser, damit das Baby es einatmet und vergiftet wird.«
    »Das reicht jetzt«, sagte Simon leise. »Bitte.«
    »Na gut«, sagte Roger. »Aber sie sollte uns sagen, welche Methode sie bei ihrem Baby angewandt haben.«
    »Sie haben gar nichts angewandt .« Allmählich stieg Wut in Kate auf.
    »Dein Baby hatte nie eine Chance, stimmt’s?«, fragte Jack.
    »Nein«, antwortete Kate, denn zumindest das entsprach der Wahrheit. »Aber …«
    »Während dieser kurzen, schier endlosen Zeit«, Piggy las erneut ihre Worte, »habe ich so viel über …« Wieder hielt er kurz inne, als fielen ihm die Worte schwer. »… sehr viel über Abtreibungsmethoden in unterschiedlichen Ländern gelernt, therapeutische wie illegale. Ich habe viel mehr gelernt, als ich je wissen wollte, Einzelheiten über albtraumhafte Methoden, die sich nun für alle Zeiten in meinen Geist eingebrannt sind.«
    »Du Arme«, spottete Roger.
    Kates Blick verhärtete sich. »Ich gebe zu, das war keiner meiner besten Artikel.«
    Simon bewegte sich so schnell, dass es alle erstaunte. Ihr Schlag schleuderte Kates Kopf herum und hinterließ den Abdruck ihrer Latexhandschuhe auf Kates Wange.
    »Sieh mal einer an. Unsere brave Simon.« Jack klang zufrieden.
    »Tut mir leid«, sagte Simon zu ihm und den anderen.
    »Ich hatte keine Abtreibung.« Kates Augen und Gesicht brannten. »Ich hatte keine Abtreibung, verdammt noch mal!«
    Doch wenn sie eine gehabt hätte, dachte sie weiter, wäre es ihr Recht gewesen.
    »Sie haben dir gesagt, dein Baby habe Spina bifida gehabt, nicht wahr?«, fragte Roger.
    Woher wussten sie das? Darüber hatte sie nie geschrieben.
    »Nicht wahr?« Jacks Stimme ließ Kate unwillkürlich zusammenzucken.
    »Ja, aber …«
    »Und du wolltest einen Abbruch, dein Mann aber nicht.« Das war wieder Roger.
    Kate starrte zu ihr hinauf. »Woher wisst ihr das?«
    »Verletzung der Privatsphäre«, sagte Simon.
    Jack lachte. »Das gefällt ihr nicht.«
    »Deinem Baby hat das auch nicht sehr gefallen«, sagte

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