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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Roger.
    »Um Himmels willen«, rief Kate. »Ich habe mein Baby verloren.«
    »Du hast eine Abtreibung gewollt, stimmt’s?«, setzte Jack ihr zu. »Sag uns die Wahrheit, Monster.«
    Kate spürte, wie ihre Wangen glühten. »Was macht es denn für einen Sinn, etwas zu sagen, wenn ihr mir nicht mal zuhören wollt.«
    Jack trat so schnell auf sie zu, dass sie in Erwartung eines weiteren Schlages abermals zusammenzuckte; stattdessen holte er eine Rolle Klebeband aus der Tasche, riss ein Stück ab und klebte es ihr auf den Mund.
    »Ja, das stimmt«, sagte er. »Das bringt nichts.«
    »Meine Mom hat mich diese Woche angerufen«, Roger las weiter, »was natürlich heißt, dass ich an meinen Fingernägeln gekaut und mir die Haare gerauft habe.«
    »Dann bist du also nicht nur eine Babykillerin«, bemerkte Jack.
    »Grausamkeit gegenüber Müttern kommt auch noch dazu«, sagte Simon.
    »Für uns ist das fast genauso schlimm«, erklärte Simon.
    »Schlimmer noch, würde ich sagen«, korrigierte Jack sie.
    »Was sagst du dazu, Schlampe?«, fragte Roger.
    »Was würdest du sagen, Monster, wenn du könntest?« Jack war seine Schadenfreude deutlich anzuhören.
    »Wenn ich eine Mom wie du hätte«, Piggy hatte schon seit mehreren Minuten nichts mehr gesagt, »wäre ich der glücklichste Mann auf der Welt.«
    Wieder überschlugen sich Kates Gedanken. Diese neue Wendung verwirrte sie. Bestand die Möglichkeit, dass sie Bel kannten, oder …
    »Wenn ich überhaupt eine Mutter hätte«, sagte Jack, »dann hätte ich ihr Achtung erwiesen.«
    Kate kämpfte gegen eine neuerliche Woge der Panik an. Nichts von alledem konnte irgendwie mit ihrer Mutter zu tun haben, die sie nach der Fehlgeburt wirklich unterstützt hatte. Und sie konnte sich auch an die Kolumne erinnern, aus der der letzte Auszug stammte. Angefangen hatte sie damit, unfair zu Bel zu sein, doch zu guter Letzt war sie am härtesten zu sich selbst gewesen, und der Artikel hatte sich in eine Mini-Abhandlung über Schuld verwandelt. Tatsächlich neigten ihre Kolumnen oft dazu.
    Der Klebestreifen auf ihrem Mund war straffer gespannt als zuvor.
    Sie war nicht der erste Journalist, den man knebelte.
    Plötzlich fragte sich Kate, ob sie wohl je wieder eine Kolumne schreiben würde.

33. Laurie
    Laurie war schon eine Weile auf den Beinen. Sie trank Kaffee in der halb zerstörten Küche ihrer Eltern, während Pete und Shelly oben schliefen, vermutlich vollkommen erschöpft.
    Laurie dachte über den spätabendlichen Besuch ihres Vaters nach. Sie erinnerte sich an die unerwartete Wärme, und eine Woge der Scham überschwemmte sie.
    Die Tatsache, dass so gut für Sam gesorgt wurde, war nur ihnen zu verdanken.
    Aber er lebt nicht bei mir , schlug Laurie sofort zurück.
    Sie schob den Streit beiseite. Es waren immer die gleichen alten Gedanken, und die ergaben einfach keinen Sinn. Der einzige vernünftige Weg vorwärts, der einzige Zweck ihres Lebens, der in absehbarer Zukunft zählte, war der, für ihre Besuche bei Sam zu leben – auch wenn sie das mehr um ihretwillen tat als um seinetwillen.
    Vergangene Nacht war auch eine alte Schwäche wieder zum Vorschein gekommen: das Bewusstsein, dass sie ihre Eltern trotz allem noch brauchte. Sie vermisste die alte Zeit noch immer, die Wärme und die Liebe, die sie gehabt und von der sie in ihrer Naivität geglaubt hatte, sie sei bedingungslos. Sie vermisste die tröstenden Umarmungen und den Glauben, dass ihre Eltern die besten waren.
    Sam würde nie so für sie empfinden.
    Egal, wessen Schuld das auch sein mochte, es war eine traurige Tatsache.
    Laurie trank ihren Kaffee und ging nach oben, um sich anzuziehen.
    Jetzt dauerte es nicht mehr lange.

34. Das Spiel
    Eine weitere Woge der Panik ebbte gerade erst ab, als die zweite kam.
    Jack ging unruhig auf und ab. Es braute sich etwas zusammen, etwas viel Schlimmeres als alles, was bisher geschehen war.
    Plötzlich blieb er stehen, direkt vor Kate, und zog etwas aus der Tasche. Etwas Viereckiges, Kleines.
    Kate starrte darauf.
    Es war ein Päckchen Kondome.
    »Was sagt man noch über Frauen wie dich? Über dumme Schlampen, die so dämlich sind, sich schwängern zu lassen, die keine Babys verdienen? Was brauchen die noch mal? Was hat man uns in unserer blöden Schule immer eingehämmert?« Jack hielt das Päckchen hoch. »Safer Sex.«
    Kate spürte, wie ihr Geist sich in sich selbst zusammenzog.
    » Das wollte ich mit dir machen«, sagte Jack. »Ich wollte dich erziehen , wollte dir damit eine

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