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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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selbst.
    Nicht, dass es Erika etwas ausgemacht hätte, wenn er sich ebenfalls jener entgegenkommenden Frauen bedient hätte. Wie alle Männer konnte und würde er das tun, was er wollte, und von ihr als Ehefrau wurde erwartet, sich schweigend zu fügen, da sich Ehefrauen nur selten, wenn überhaupt, in die Angelegenheiten ihrer Männer einmischen. Eine Ehefrau konnte von Glück reden, wenn sie nicht mit einer oder mehreren Buhlen ihres Gatten unter einem Dach leben muss te.
    Sollte Erika nicht zu jenen glücklicheren Gattinnen zählen, würde auch sie nicht mit der Tradition brechen und sich beklagen. Um dies zu tun, müss te sie ihren Ehemann schon mögen, ihn wirklich lieben und sich auch von ihm geliebt wissen. Und das traf nun beileibe weder auf sie noch auf ihn zu.
    Während sich die Laune ihres Bruders merklich gehoben hatte, war die ihre in den Keller gesackt - mit anderen Worten: Sie kochte förmlich vor Wut. Aber daran war bestimmt dieser Tag schuld, all die Lügen, die sie hatte erfinden müssen, und dann auch noch die Sorge, die beiden Männer könnten sich gegenseitig umbringen. Mit Seligs möglicher Untreue hatte dies ganz sicher nichts zu tun.
    »Er hat wirklich einen guten Sinn für Humor, Rika«, sagte Ragnar zu ihr, ehe sie sich zu Tisch setzten. »Aber das hast du bestimmt selbst schon entdeckt.«
    Solch einen Wesenszug hatte Erika an ihrem Gatten allerdings noch nicht festgestellt und würde vermutlich auch in Zukunft keine Gelegenheit dazu haben. Selig und humorvoll! So humorvoll wie ein tollwütiger Wolf!
    Turgeis hatte den Nachmittag in Ragnars Lager verbracht, kehrte jedoch zum Abendessen wieder zurück. Wie es seine Gewohnheit war, saß er mit den Gefolgsmännern an einem anderen Tisch. Die Plätze rechts und links von ihm blieben leer, da sich die Männer hüteten, ihm zu nahe zu kommen. Selbst die Dienstboten servierten ihm das Essen mit auffälliger Nervosität. Zweimal schwappten die Schüsseln gar über, weil ihre Hände so zitterten.
    Als Erika die gespannte Atmosphäre bemerkte, wurde sie noch gereizter. Ihr Freund hatte diesen Angelsachsen keinerlei Grund gegeben, ihn zu fürchten, aber allein schon seine Größe genügte anscheinend, die Leute in Schrecken zu versetzen. Und die Tatsache, dass Turgeis des Öfteren einen finsteren Blick in Seligs Richtung warf, wirkte auf die Situation nicht unbedingt entspannend, denn wenn Turgeis finster dreinschaute, wirkte er in er Tat sehr bedrohlich. Da es Selig jedoch nicht zu stören schien, sollten sich auch die anderen Leute nicht daran stoßen.
    Unwillkürlich entsann sich Erika wieder eines Gedankens, über den sie in der Vergangenheit häufig nachgegrübelt hatte. Turgeis war ein einsamer Mann. Die Menschen auf Gronwood akzeptierten Turgeis mittlerweile, besser gesagt, sie ignorierten ihn. Niemand hatte sich bislang mit ihm befreundet.
    Letztlich war Erika die einzige, mit der er befreundet war, und das war wirklich traurig. In dem Versuch, dies zu ändern, hatte sie Turgeis einmal einen Edelknaben anvertraut, doch der Junge war weggelaufen. Sie hatte ihm Aufgaben zugeteilt, die er zusammen mit Männern seines Alters vollbringen muss te, aber nichts hatte sich daraus ergeben. Sie hatte sogar versucht, das Interesse der Frauen für ihn zu wecken, die allerdings nur entsetzt oder belustigt reagiert hatten. Turgeis war nun zweimal zwanzig Jahre alt. Eigentlich sollte er bereits eine Ehefrau und eine eigene Familie haben.
    Erika hatte die winzige Hoffnung, dass es für Turgeis in Wessex leichter sein würde, denn hier könnte er neue Menschen kennenlernen, unter anderem auch Norweger, seine Landsleute. Die Frauen von Wyndhurst waren bereits an den Anblick von Royce und Selig gewöhnt, die beide auffällig hochgewachsen waren, und Turgeis war nur einen halben Fuß größer. Doch wie es bisher aussah, standen die Chancen nicht gerade gut.
    Erika saß an der Tafel zwischen ihrem Bruder und ihrem Ehegatten. Um Ragnar eheliche Zuneigung zu demonstrieren, legte sich Seligs Arm häufig um ihre Schultern. Einmal verstieg er sich sogar dazu, sie auf den Hals zu küssen und dadurch eine Vielzahl höchst angenehmer Empfindungen in ihrem Körper auszulösen - wofür ihm Erika allerdings nicht dankbar war. Denn diese Bedürfnisse, die er gedankenlos in ihr entfachte, würden nie wirklich gestillt werden.
    Die meiste Zeit über wurde Erika jedoch ignoriert, da die beiden Männer neben ihr über Themen sprachen, die sie nicht interessierten, oder sich mit den

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