Die Rache der Liebe
emporstieg. Sie fühlte den merkwürdigen Drang, die Hand nach ihm auszustrecken und ihn zu berühren, einfach nur, um sicher zu sein, dass er kein Hirngespinst war. Und gleich darauf verspürte sie auch aus anderen Gründen den Drang, ihn zu berühren.
Unvermittelt sprang sie auf, bis ihr plötzlich bewußt wurde, was da mit ihr geschah. Sie hielt den Lederbeutel mit Wein wie eine Waffe in ihrer Hand, ohne überhaupt zu merken, dass sie etwas hielt. Er hatte kein Wort gesagt, hatte sie nicht berührt, und dennoch stand sie in Flammen.
Rasch drehte sie sich um, damit sie ihn nicht anschauen muss te. Und das einzige, was sie hervorbrachte, war: »In diesen nassen Kleidern wirst du krank werden.«
»Ich habe frische dabei.«
»Dann zieh sie an. «
»Zum ersten Mal fühle ich mich heute wirklich erfrischt«, entgegnete er. »Das wirst du mir doch nicht verweigern, zumal außer dir niemand hier ist, der mich sehen könnte. Und du bist bereits mit meinem Körper vertraut, ob bekleidet oder nackt.«
So gesehen hatte er freilich recht, und es wäre unvernünftig, etwas dagegen einzuwenden. »Aye«, sagte sie schwach.
Sein Lachen klang tief und geradezu unverschämt zufrieden. Und es hörte erst auf, als seine Hände über ihre Brüste glitten und er ihren Rücken gegen seine nasse Brust zog. Lautlos atmete sie auf. Ein köstlicher Schwindel ergriff sie.
»Was ist es, wovor du Angst hast, kleine Dänin?« wisperte es an ihrem Ohr. »Die Gefühle, die du in mir hervorrufst, oder jene, die ich in dir hervorrufe?«
Beides! schrie sie in Gedanken, denn zu wirklichen Worten war sie schon nicht mehr imstande. Seine eine Hand blieb auf ihren Brüsten, doch die andere strich sachte über ihren Bauch, arbeitete sich, trotz des Untergewands und Überkleids, irgendwie zu der Stelle zwischen ihren Beinen vor. Seine Lippen lagen an ihrem Nacken, glitten langsam weiter nach unten ...
Auf der anderen Uferseite zog sich Royce zurück und legte einen Finger auf den Mund, um seiner Gattin anzudeuten, ruhig zu sein. Er grinste über das ganze Gesicht.
»Zum Glück haben wir sein Pferd gesehen«, flüsterte er Kristen zu, die mit ihren beiden Pferden etwas entfernt stehengeblieben war. »Ich glaube nicht, dass sich dein Bruder im Moment über unsere Gesellschaft freuen würde. «
»Meinst du ... «
»Genau!«
»Also hattest du recht. Er kann nicht einmal dann eine Frau hassen, wenn er wirklich Grund dazu hat.«
Ihr miss mutiger Ton brachte ihn zum Lachen. »Ich habe nicht gesagt, dass er mit seiner Gattin zusammen ist.«
»Nach dem, was uns Thorolf über den heutigen Zwischenfall und Seligs Reaktion darauf erzählt hat, ist das auch nicht nötig. Wenn du mich fragst, so hat mein Bruder keine Ahnung, was er überhaupt will.«
»Im Moment scheint er das sehr wohl zu wissen.«
Am Ende des Sees befanden sich Brenna und Garrick, nur war es in diesem Fall Brenna, die sich über den Anblick ihres Sohnes amüsierte, und Garrick, der verärgert war, dass er um sein erfrischendes Bad gebracht wurde. Anders als Royce und Kristen, die im Dorf von Wyndhurst gewesen waren und auf ihrem Heimweg eine kurze Schwimmpause einlegen wollten, waren Brenna und Garrick direkt aus Wyndhurst gekommen. Alle waren sie also aus verschiedenen Richtungen zu dem See geritten und hatten sich deshalb nicht getroffen. Allerdings hatten die beiden später hinzugekommenen Paare Seligs Pferd entdeckt.
Als Garrick seiner Gattin in den Sattel half, murmelte er: »Vielleicht ist er bald fertig, und wir sollten einfach warten.«
»Wenn er dir auch nur ein klein wenig ähnlich ist, Lieber, dann ... «
»Schon gut. Und jetzt spar dir bitte dein Ich habe es gleich gesagt Mir wäre lieber gewesen, ich hätte selbst herausgefunden, dass er seine Gattin weit mehr mag, als er uns glauben lassen möchte. « Brenna lachte nur.
41
Selig schreckte aus seinem Traum hoch und setzte sich so abrupt auf, dass auch Erika erwachte. Er hatte diesen Traum schon mehrmals gehabt, doch nun konnte er sich zum ersten Mal in allen Einzelheiten daran erinnern. Selbst der Schmerz in seinem Kopf war wieder da, so peinigend, als hätte er den Schlag soeben erst erhalten.
»Was ist?« murmelte Erika verschlafen.
»Mir ist wieder eingefallen, woher ich Lord Durwyn kenne.«
»Und woher?«
Selig warf die Decke zurück und sprang aus dem Bett. »Ich muss mit meiner Familie sprechen«, antwortete er nur.
Verdutzt starrte sie ihn an. »Aber es ist mitten in der Nacht!« wandte sie ein.
Er
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