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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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wollte ihm gerade danken, als ihr plötzlich siedendheiß einfiel: der Gefangene! Abermals wich die Farbe aus ihrem Gesicht.
    »Geh!« keuchte sie und betete im stillen inständig, dass es noch nicht zu spät sei. »Hindere Wulnoth daran, den Kelten zu misshandeln ! Vielleicht kannst du ihm ja einen Namen entlocken, damit wir ihn wieder loswerden.«
    Turgeis hatte nur auf ihre Erlaubnis gewartet. Sogleich spurtete er los, rannte so schnell, dass aus den Dachbalken Staubflusen herab rieselten und die Dienstboten sich neugierig nach ihm umschauten. Auch Turgeis hatte Angst dass womöglich schon zuviel Zeit vergangen sein könnte, und als er schließlich am Loch angelangt war, sah er seine Befürchtungen bestätigt.
    Wulnoth war zu beschäftigt, als dass er Turgeis' Nahen bemerkt hätte. Ohne zu zögern ergriff Turgeis Wulnoths erhobenen Arm, der gerade zu einem neuerlichen Peitschenhieb ausholen wollte, und schleuderte den Mann quer durch den Raum.
    »Sie hat dir nicht befohlen, ihn zu töten!« knurrte Turgeis.
    Wulnoth war überzeugt, dass es auf der ganzen Welt keinen Menschen gäbe, der angesichts dieses wutentbrannten Wikingers nicht erschaudert wäre. »Ich hatte gerade erst angefangen«, wandte er kläglich ein, verbiss sich aber jede weitere Bemerkung. Turgeis konnte sich sehr wohl vorstellen, dass Wulnoth, wäre er ungestört geblieben, tatsächlich noch über Stunden weitergemacht hätte. Doch fürs erste ignorierte er Wulnoth, um sich dem Gefangenen zu widmen. Erleichtert stellte er dann fest, dass der Mann noch lebte.
    Er hing mit dem Gesicht zur Wand, sein Überrock war ihm vom Leib gerissen worden und lag zu seinen Füßen. Über den Rücken und die Flanken des Mannes zogen sich über zwei Dutzend leuchtend roter Striemen. Aus etlichen sickerte Blut. Aber zumindest hatte Wulnoth die Anordnung nicht eigenmächtig übertreten. Erika hatte Auspeitschen befohlen, und er hatte dazu die kurze, vielschwänzige Peitsche benutzt statt seiner grausamen Gerte, die tiefe Wunden in die Haut riss . Die Striemen waren nicht sehr tief und würden, wenn sie sich nicht entzündeten, keine Narben hinterlassen, wohl aber über längere Zeit hinweg beträchtliche Schmerzen verursachen.
    Allerdings war nicht zu übersehen, dass der Mann ohnmächtig war. Das hätte Wulnoth freilich auch nicht aufgehalten. Doch nach so wenigen Hieben dürfte der Mann eigentlich nicht bewusstlos sein, und Turgeis konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mann von solcher Größe und Stärke eine derart niedrige Schmerzgrenze haben sollte, zumal er wußte, wie viel er selbst auszuhalten imstande war.
    Nay, irgendetwas stimmte nicht. Schon vorher hatte er sich das gedacht, als der Gefangene wiederholt zwischen einem Zustand scheinbarer Trunkenheit und völliger Klarheit geschwankt hatte, sich mal verwirrt gezeigt hatte und dann wieder absolut einsichtig und fähig, sämtliche Fragen zu beantworten. Und er muss te verrückt sein, Erika derart zu beleidigen, wenn sein Schicksal in ihrer Hand ruhte. Es sei denn, er war von einem Todeswunsch beseelt.
    Wäre Turgeis der Auffassung gewesen, der Mann habe Erika absichtlich beleidigen wollen, hätte er ihn zum Zweikampf gefordert. Aber er glaubte es nicht. Die Unverschämtheiten schienen eher eine allgemein lockere Redeweise widerzuspiegeln oder entsprachen vielleicht seinem gewöhnlichen Umgangston gegenüber Frauen. jedenfalls waren sie dem Gefangenen nicht peinlich gewesen, er hatte sich dafür nicht entschuldigt und nicht einmal bemerkt, dass er sich beleidigend geäußert hatte.
    Turgeis hatte sich auch gefragt, weshalb dieser kräftige Mann den Haken, an dem seine Ketten befestigt waren, nicht einfach aus der Wand gerissen hatte. Selbst wenn er dafür erst den richtigen Zeitpunkt hätte abwarten wollen, wäre dieser doch spätestens dann gegeben gewesen, als Wulnoth mit seiner Folter begonnen hatte, zumal außer Wulnoth und ihm niemand anders im Verlies geblieben war. Soviel war sicher: Dieser Mann, der sich Selig, der Gesegnete, nannte, hätte problemlos entfliehen können. Und trotzdem hing er nun bewusstlos an der Wand, den Rücken mit schwärenden Striemen überzogen, die jede Bewegung extrem schmerzhaft machen würden.
    Plötzlich warf Turgeis einen argwöhnischen Blick hin zu Wulnoth, der sich noch immer dort befand, wohin Turgeis ihn geschleudert hatte. »War er denn überhaupt wach, als du mit dem Auspeitschen begonnen hast?«
    »Ich habe nicht darauf geachtet«, erwiderte Wulnoth, der langsam

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