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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ihm auch egal. »Wenn du ihn aus purer Bösartigkeit nicht angemessen behandelt haben solltest ... «
    »Nay, ruhig Blut, Wikinger! Obwohl ich ihn nicht mag, bin ich verpflichtet, ihm jede Hilfe zu gewähren. Das Heilen ist mein Leben, ich kann gar nicht anders. Dennoch freut es mich zu sagen, dass alles, was ich für ihn getan habe, wahrscheinlich keinen Erfolg haben wird, und mehr gibt es nicht zu tun.« Sie wagte es, wieder zu lachen, laut und schrill. »Nicht einmal die Purgantia haben geholfen. Sein Fieber steigt noch immer und beschert ihm wilde Alpträume. Ich war zu ihm so sanft wie möglich, aber er glaubt, er wird misshandelt . Ohne mein eigenes Zutun wähnt er sich den Qualen der Hölle ausgesetzt, und da wunderst du dich, dass ich lache? Ich kann nichts weiter tun.«
    »Dann scher dich weg, wenn du nichts mehr tun kannst!« knurrte Turgeis. »Dein Humor ist hier nicht angebracht.«
    »Das meinst du, aber ich gestatte mir die Freiheit, dies anders zu sehen! Ich hätte nie zu hoffen gewagt, dass ich für meinen Mann einmal Rache finden könnte, aber jetzt wurde sie mir gewährt, und zwar ohne dass ich mich selbst mit Schuld beflecken muss te. Das nenne ich Gerechtigkeit, Wikinger!«
    »Dabei ist er gar kein Kelte, du Närrin! «
    Die alte Hexe stieß nur einen höhnischen Laut aus. »Ich habe Augen im Kopf. Er kann nichts anderes sein.«
    Turgeis forderte sie nicht noch einmal zum Verschwinden auf. Er zerrte sie einfach hoch und schob sie zur Tür hinaus. Hinter ihm stöhnte Selig in den Qualen seines Fieberdeliriums.
    Erst als der Morgen dämmerte, erhob sich Erika vom Bett ihres Neffen, um in ihr eigenes Gemach zu gehen. Sie hatte keine Minute geschlafen. Die ganze Nacht hatte sie am Bett ihres Neffen gesessen, seine kleine Hand gehalten und ihn beruhigt, wenn er im Schlaf gewimmert hatte. Nachdem Turgeis den Knochen gestreckt hatte, hatte Elfwina den Arm fest verbunden und ihm diverse Heilmittel gegen den Schmerz und das Anschwellen dagelassen, doch es würde viele Wochen dauern, bis der Schmerz erträglich werden, und Monate, bevor sie wussten , ob sein Arm richtig heilen würde. Und bis dahin würde sich Erika unentwegt Sorgen machen und beten, dass sie das Richtige angeordnet hatte.
    Sie hatte Elfwina zwar erzählt, dass sie schon öfter gesehen hatte, wie Knochen gestreckt wurden, doch in Wahrheit war sie erst einmal dabei gewesen, als sich ihr Bruder damals das Bein gebrochen hatte. Ragnar hatte sie angefleht, Turgeis den Befehl zu erteilen, ihm den Knochen zu strecken, ehe er geschient wurde. Erika hatte von so einem Verfahren noch nie gehört, und Ragnar ebensowenig; die Idee war der puren Verzweiflung entsprungen, denn er war ein junger Mann voller ehrgeiziger Pläne, die er nicht aufzugeben bereit war, nur weil ihn ein Unfall verkrüppelt hatte. Einer ihrer Halbbrüder hatte eine ähnliche Verletzung gehabt und als Folge davon einen hinkenden Gang und lebenslange Schmerzen davongetragen. Darüber hinaus hatte er deswegen auch eine Menge Spott und Verachtung einstecken müssen, nicht nur von Fremden, sondern auch von seinem Vater und den Geschwistern.
    Um nicht dasselbe Schicksal zu erleiden, war Ragnar gewillt gewesen, alles zu versuchen. Und es hatte funktioniert, da es letztlich, bei näherer Betrachtung, die einzig logische Behandlungsmethode war. Doch wer k onnte sagen, ob es jedes Mal glü ckte, ob es bei einem Arm genausogut gelang wie bei einem Bein, oder ob es bei einem jungen ebenso verlief wie bei einem Mann? Erika kannte sich ein wenig mit Heilkräutern aus und war auch imstande, klaffende Wunden mit sauberen Stichen zusammenzunähen, aber sie kannte sich nicht mit Leiden aus, die unter der Haut lagen. Nur wenige Heiler wussten darüber Bescheid.
    Die quälende Ungewissheit hatte sie körperlich und seelisch völlig ausgelaugt. Wie auch die vielen Stunden, die sie am Bett ihres Neffen gesessen und über den Gefangenen nachgegrübelt hatte, über sein unsinniges Verhalten - und ihre unsinnige Reaktion auf ihn.
    Es spielte keine Rolle, welche Entschuldigung er für sein Verhalten haben mochte. Sie hatte jedenfalls keine.
    Sie war an überhebliche Männer gewohnt. Dänische Männer - Wikinger, wie sie allgemein bezeichnet wurden waren allesamt ungemein arrogant. Sie war an attraktive Männer gewöhnt. Ragnar gehörte dazu, und auch unter seinen Männern waren etliche, die einem Mädchen sehnsuchtsvolle Seufzer entlocken konnten. Nicht gewohnt war sie es freilich, beleidigt zu werden,

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