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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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zu Grenze wohl keiner zu lesen vermochte. Vielleicht blieb am Ende nicht mehr als das ...
    Siegfrieds Kopf hatte geschmerzt, als er sich zur Nacht legte. Den ganzen Abend hatten sie über Plänen und Karten gehockt, er, Nazreh und die wenigen Anführer seines Heers, die in das Ziel des Feldzugs eingeweiht waren. Die vielen Zahlen lagen schwer im Schädel des Prinzen, und immer wieder verschwammen die Zeichen und Markierungen, die mögliche Truppenbewegungen darstellten. Große Schlachten planen, das lag ihm nicht, und es lief der Wut zuwider, mit der er Wulfgar und seine Mannen überrennen wollte. Doch Nazreh hatte ihn überzeugt, dass ein heißer Sturm keinen Erfolg versprach, dass die richtige Strategie den Lohn des Sieges trug.
    Leise hörte er unten in der Taverne die Männer lachen und zechen. Er hatte sich großzügig gezeigt, zahlte guten Sold, obwohl noch kein Schwert erhoben worden war. Wenn er die Verbundenheit der Soldaten nicht durch Liebe zum Land gewinnen konnte, dann sollte es durch ein gutes Leben sein, das seine Seite versprach.
    Die Wunde in seinem Bein pochte, obwohl sie gut heilte. Erneut hatte Nazreh mit Nadel und Faden Wunder gewirkt, und die beiden Narben bildeten ein breites Kreuz auf Siegfrieds Oberschenkel, das rot anlief, wenn er in Wut geriet. Bis zur Schlacht würde der Schmerz kaum mehr sein als Erinnerung.
    Der Schlaf kam leicht. Siegfrieds Gedanken wurden unförmiger, flossen ineinander und rutschten immer wieder in dunkle Abgründe, nur um dann zuckend wieder aufzuflackern. Die Decke wärmte seinen Körper, und dankbar nahm der Geist die Gelegenheit, nicht mehr in Angriffsformationen und Flankentaktiken denken zu müssen. Dafür war Zeit, viel Zeit ...
    Da!
    Etwas zischte und knackte. In seinem Raum.
    Siegfried schreckte nicht verdächtig auf, nur sein Verstand ging in Abwehrhaltung. Seine Hand schob sich in der pechschwarzen Finsternis zur Seite der Pritsche, wo er sein Schwert wusste.
    Es konnte ein Meuchelmörder sein, geschickt von Wulfgar oder einem anderen Regenten, der in dem Heer eine Bedrohung sah.
    Holz knarzte.
    Die Nibelungen? Möglich. Siegfried war sicher, den Geistwesen nicht das letzte Mal begegnet zu sein.
    Er mühte sich, ruhig und flach zu atmen, als würde er bereits schlafen. Den Griff des Schwerts packte er fest und zog die Klinge an den Körper. Sein Verstand war wieder ganz klar, und seine müden Glieder gierten förmlich nach Taten.
    Wie Nazreh ihm beigebracht hatte, rechnete er mit allem.
    Nur nicht mit einer Frau, die auf einem Pferd mit brennenden Hufen durch die Wand seines Zimmers geritten kam, ohne die Bretter zu berühren. Und das im oberen Stock des Hauses.
    »Steh auf, Siegfried«, sagte die Walküre. »Verschwende nicht unser beider Zeit mit eitlem Schwertgefuchtel.«
    Das Tier, auf dem die Kriegerin saß, war so groß, dass es im Rest des Raums kaum Bewegungsfreiheit gab. Außerdem flammte es an den Hufen seiner acht Beine derart, dass Siegfried die Dunkelheit nicht mehr zu seinen Verbündeten zählen konnte.
    Es gab allen Grund, in Panik zu verfallen, vielleicht zu beten oder furchtsam hinter der Pritsche zu kauern. Aber so imposant die Erscheinung auch war: Aus unerklärlichen Gründen jagte sie Siegfried keine Angst ein. Er setzte sich also auf und sah die erstaunliche Frauengestalt an. »Ich kenne dich.«
    Sie rutschte von ihrem Pferd, um den Kopf wegen der niedrigen Decke nicht mehr einziehen zu müssen. »Du hast mich schon gesehen – doch kennen kannst du mich nicht.«
    Siegfried stand auf, denn er wollte auf Augenhöhe mit der Kriegerin sein. »In meinen Fieberträumen bist du mir erschienen.«
    Sie lächelte, doch es war kein freundliches Lächeln. »Ich reise gern durch Träume und raste im Wahn vieler Männer. Je weniger wirklich mein Auftreten, desto weniger muss ich mich gewöhnlich erklären.«
    Siegfried hatte nicht vor, sich wie ein Untertan behandeln zu lassen. »Nichts ist gewöhnlich an diesem Treffen – wer bist du?«
    Statt einer Antwort trat die Kriegerin auf ihn zu, und ein kalter Hauch erfasste Siegfried. Sie fuhr ihm mit der Hand über die Wange, legte den Zeigefinger unter sein Kinn, strich ein paar Haare aus seinem Gesicht. »Du siehst ihm so ähnlich, dass es fast schmerzt, dich anzusehen. Etwas kleiner von Gestalt, etwas weniger muskulös, aber schließlich verbrachte er seine Jahre an der Esse in Regins Schmiede.«
    Siegfried wehrte die tastende Hand ab. »Nochmals – wie ist dein Name? Und von wem sprichst

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