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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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umliegenden Gebieten und sicher noch zehntausend, die nur darauf warten, sich uns anzuschließen, wenn Ihr erst gen Xanten marschiert«, sagte Thelonius nicht ohne Respekt und stieß erneut mit Siegfried an.
    Der drahtige Römer mit dem eisgrauen Haar lehnte sich auf seinem Lager zurück und gab sich dem edlen Wein der Hänge Burgunds hin. Er sprach mit der Zunge der Burgunder, fehlerfrei und flüssig.
    Siegfried sah ihn überrascht an. »Euer Eifer freut mich genauso, wie er mich wundert. Direkten Nutzen zieht Ihr nicht aus meinem Krieg, und doch helft Ihr, wo Ihr könnt.«
    Thelonius lächelte bitter. »Vielleicht erinnert es mich an alte Zeiten. An den östlichen Grenzen des Imperiums war meine Familie einst stationiert, mein Vater kommandierte sechs Legionen. Aber Rom hat lange nicht mehr auf der Seite der Sieger gestanden. Und heute verwalten wir nur noch den Rückzug. Dem Frankenreich gehört die Zukunft.«
    »Sorgt Ihr Euch nicht um Theudebald? Er könnte die Einmischung der Römer persönlich nehmen. Wenn er auf Wulfgars Seite steht, wird seine Vergeltung vor Euren Stellungen nicht Halt machen.«
    Thelonius winkte müde ab. »Theudebald ist ein unerbittlicher Gegner, aber ein kluger Herrscher. Er bekämpft nur, was ihn angreift. Das Zeichen wahrer Größe. Wulfgar hingegen – ich habe ihn einst getroffen. Im Pöbel der Tavernen findet man edlere Gesinnung als an seinem Hof. Dem ganzen Kontinent ist gedient, wenn sein Kopf endlich in der Erde fault.«
    Siegfried nickte, und die beiden Männer waren im gemeinsamen Ziel einig. Doch dem Prinzen von Island und Erben von Xanten lag noch etwas auf dem Herzen, etwas, das anzusprechen er kaum wagte, um Thelonius nicht zum Spott zu reizen. Doch es drängte ihn zu sehr. »Was ratet Ihr mir, wie mit dem engeren Kreis um Wulfgar zu verfahren ist, wenn über der Burg meine Fahne weht?«
    Thelonius dachte einen Moment lang nach. »Die wirklichen Getreuen von Wulfgar werden für ihn im Kampf sterben. Was übrig bleibt, ist feige oder nicht königstreu. Ein guter Anfang allemal. Verlangt von allen den Schwur auf euer Siegel. Jeder wird ihn geben. Und dann lasst ein gutes Drittel dieser Männer hinrichten.«
    Der Römer sprach vom Mord an wehrlosen Männern mit erschreckend ungerührter Sachlichkeit. Dass eine Walküre von ihm mehr Gnade angemahnt hatte, widersprach allen Legenden.
    »Aber wieso sollte ich ein Drittel derer, die mir Treue schwören, richten?«, fragte Siegfried.
    »Ihr holt euch Xanten mit Gewalt«, erklärte Thelonius. »Die harte Hand bringt Ordnung, und jeder bei Hofe muss wissen, dass nur seine unverbrüchliche Loyalität sein Leben sichert. Bedenkt – wir reden von Männern, die bei erster Gelegenheit dem alten König die Gefolgschaft verweigerten.«
    »Und was ist mit ... Familie? Wulfgars Blut?«, kam Siegfried zu dem Punkt, der ihn eigentlich interessierte.
    Thelonius schenkte sich nach. »Da wird Euer Schwert kaum Arbeit haben. Eine Tochter, mehr nicht.«
    »Was wisst Ihr über sie?«, hakte der Prinz nach, und es kostete Mühe, nicht aufgeregt zu klingen.
    Der Römer runzelte die Stirn, während er nachdachte. »Xandria ist ihr Name. Ein schönes Kind, so sagt man. Wenn man sich die Vetteln ansieht, die auf dem Kontinent sonst gerne den Titel Prinzessin tragen, dann möchte man es fast bedauern, ihre Kehle durchzuschneiden.«
    Der Gedanke, Xandria zu töten, verkrampfte Siegfried den Magen, und Thelonius schien es zu merken. »Quält Euch nicht, guter Siegfried – wenn Xandria ist, was man behauptet, dann wählt den Zeitpunkt ihres Todes nach Eurem Wohlgefallen. Nehmt ihren Leib, so oft Ihr wollt. Wenn Euch danach ist, dann schändet sie vor den Augen ihres Volkes, um seinen Willen zu brechen. Und erst, wenn ihr Gejammer Euch die Lust nimmt, greift Ihr zum Dolch.«
    Wieder sprach Thelonius ruhig und ohne Niedertracht von Mord und Vergewaltigung. Sie waren ihm Mittel zum politischen Zweck, kein Ausdruck seiner Eitelkeit. Siegfried bekam eine Ahnung, was die Römer über die Jahrhunderte so erfolgreich gemacht hatte. Ihr Blut war kalt, und weder Wut noch Leidenschaft trübten ihren Verstand.
    Von sich selbst konnte er das nicht sagen.

    Yor von den Sachsen war der erste Prinz, der sich am Hofe Xantens eingefunden hatte, um die Prinzessin Xan-dria zu freien. Sein Weg war nicht weit gewesen, und da die Sachsen noch der Stammeskultur verbunden waren, konnte er schnell reisen, mit starken Pferden und treuen Soldaten.
    Xandria hatte Yor innerlich schon

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