Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
du?«
    Die Kriegerin trat etwas zurück, und im flackernden Schein der Pferdehufe schienen Schatten in ihren rabenschwarzen Haaren zu tanzen. »Ich bin ... ich war Brun-hilde. Die Götter mögen nicht, wenn die Walküren bei ihren alten Namen bleiben.«
    Siegfrieds Augen wurden groß. »Brunhilde – die alte Königin von Island? Frau von Gunther?«
    War Trauer in Brunhildes Augen? Der Prinz war nicht sicher, aber ihre Gestalt versteifte sich. »Mehr als das war ich – so viel mehr.«
    »Hast du Island fallen sehen?«, fragte Siegfried. »Kommst du, um meinen Kampf zu segnen?«
    »Ich habe Island fallen sehen«, bestätigte Brunhilde. »Und viele Reiche noch dazu. Manchmal scheint mir, die Länder zerfallen schneller, als sie wieder aufgebaut werden.«
    Siegfried wusste um die Macht der Walküren, und er ging auf die Knie. »Mit deinem Schutz werde ich siegreich sein – und Island wieder frei.«
    Die Naivität des jungen Mannes überraschte Brunhilde. Als Königssohn hätte sie von ihm raue Weisheit erwartet. Siegfried war kaum mehr als ein Kind. Doch dann – sein Vater hatte einst im Wald mit ihr gespielt und wenig von der Welt verstanden. Die Jahre würden aus dem Sohn einen guten Anführer machen, wenn die Zeit ihm blieb.
    »Was wird dann sein?«, fragte Brunhilde scharf.
    Siegfried verstand die Frage nicht. »Dann ... dann herrschen Freiheit und Gerechtigkeit.«
    »Wie das?«
    »Ich werde ... ich gedenke als König ...«, stotterte Siegfried.
    »Du hast nur bis zum Ende deiner Rache gedacht«, stellte Brunhilde fest. »Nichts als der Wunsch nach Wulf-gars Blut treibt dich voran. Doch willst du nicht eines Feindes Schwert zum Opfer fallen, musst du auch zu regieren wissen, wenn deine Fahne weht.«
    Siegfried blieb demütig. »Was soll ich tun?«
    Auch hier fand Brunhilde den Unterschied zum Vater – der alte Siegfried war erheblich trotziger gewesen und hätte kaum ohne Widerspruch um Rat gebeten. Sie lächelte erneut, diesmal so warm, wie es einer Walküre gegeben war. »Woran misst sich ein guter Feldherr?«
    »An seinem Sieg«, antwortete Siegfried prompt.
    Brunhilde schüttelte den Kopf. »Dann wäre jeder siegreiche Feldherr ein guter Feldherr. Trifft es demnach auf Wulfgar zu?«
    »Nein!«, rief Siegfried hastig. »Wulfgar ist weniger als ein Tier und Mörder, er ...«
    »Dein Feldzug wird Leben kosten, viele Leben«, unterbrach Brunhilde. »Den Tod von Freunden zu vergelten, heißt, den Tod von weiteren Freunden in Kauf zu nehmen. Ein kluger Anführer erreicht das Ziel nicht mit der Menge der Waffen, sondern ihrer klugen Auswahl. Und er wählt seine Kämpfe mit Bedacht.«
    »Ich weiß nicht, was das heißt«, gab Siegfried zu.
    Brunhilde hockte sich vor dem immer noch knienden Prinzen hin. »Wulfgar muss sterben und Xanten in dein Erbe fallen. Doch Eroberung braucht vielleicht weniger das Land, vielmehr das Herz.«
    »Welches Herz?«
    Die Walküre legte ihre rechte Faust auf die Stelle, unter der früher ihr Herz geschlagen hatte. »Das des Volkes – und das einer Prinzessin.«
    Ihre Worte verwirrten Siegfried. Prinzessin? Welche Prinzessin?
    Brunhilde stand wieder auf. »Odin wird mir zürnen, dass ich dir Rat zum Leben gebe, wo ich doch deine Seele holen soll.«
    Siegfried kam ebenso auf die Füße. »Ich will versuchen, deiner Worte zu gedenken, wenn der Tag gekommen ist. Doch darf ich wissen, weshalb du für mich dem Göttervater trotzt?«
    Die Walküre sah den jungen Mann noch einmal lange an, und aus ihrer Melancholie hätten Barden tausend Lieder schreiben können. »Deine Augen hätten meine sein sollen, junger Siegfried. Meine Augen. Dann wäre nichts so gekommen, und mein Weg hätte nicht in die Dunkelheit geführt.«
    Siegfried verstand nicht, aber er nickte. »Mein Dank wird ewig sein, Brunhilde. Vielleicht sehen wir uns wieder – nächstes Mal in einem Traum.«
    Sie lächelte, sprang auf ihr Pferd und drehte es mit einem Ruck gegen die Wand, wo sein Kopf verschwand wie in einem Bergsee, in den es tauchen konnte. »Wer sagt, dass es kein Traum war?«
    Als Siegfried im Dunkeln aus dem Schlaf schreckte, hörte er noch die klappernden Hufe. Es war dunkel, er lag auf der Pritsche, und das Schwert steckte in der Halterung an seiner Seite.
    Ein Traum.
    Ein Traum?
    Zumindest war ihm nun nicht mehr nach Schlaf.
    Er machte sich auf den Weg zur Burg, um mit Thelonius zu sprechen.

    »Der Sieg ist unser, noch bevor der Feind in Sicht ist. Zwanzigtausend Mann unter Vertrag, weitere zehntausend in den

Weitere Kostenlose Bücher