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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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bereit, die Schätze der Nibelungen in ihre Obhut zu nehmen. Damit stand zwischen dem Gold und jedem Dieb fortan ein Heer.
    Der nächste Mann, den sie als Verbündeten gewinnen mussten, war Thelonius, der Stadtkommandant von Worms und Burgund. Es dauerte einige Wochen, bis dieser sich in Rom versichert hatte, dass es im Interesse des schwindenden Imperiums lag, wenn Wulfgar Einhalt geboten wurde. Es hatte sich schnell der Verdacht erhärtet, dass Wulfgar mit dem Ende der alten Xantener und Burgunder Blutlinie auch gegen Worms marschieren könnte, wenn seine Streitmacht es zuließ. Siegfried und Nazreh bestärkten Thelonius in diesem Glauben, und der Römer war froh, dass andere für sein Reich die schmutzige Arbeit erledigen wollten, den Usurpator vom Thron zu stoßen.
    Die Kunde, dass es für jeden freien Mann, der sein eigenes Schwert mitbrachte, lohnende Anstellung im Dienste eines neuen Kriegsherrn gab, machte eilends die Runde, flog von Taverne zu Taverne, von Stadt zu Stadt, von Hafen zu Hafen. Nicht wenige der Söldner, die sich bewarben, kamen direkt vom Feldzug Xantens gegen Island. Es kostete Siegfried einiges an Überwindung, die Männer anzuheuern, deren Waffen vor Wochen sein eigenes Volk niedergemetzelt hatten. Aber wie Nazreh sagte: »Ihr Schwert ist nur ein Dienst, den jeder kaufen kann. Schuld oder Rache wäre an ihnen verschwendet.«
    Die Sachsen waren im Erbstreit verkeilt, und ihr Eingreifen stand nicht zu erwarten, wenn Siegfried gegen Xanten zog. Island war zwar annektiert, aber keinesfalls Bündnispartner Xantens. Dagfinn von Dänemark würde sich hüten, dem Eroberer, den er als Sigurd kannte, die Stirn zu bieten. Die kleinen Reiche Britanniens hatten keinerlei Interesse an den Kriegen auf dem Kontinent.
    Blieb Franken. Das enorme Königreich war die entscheidende Macht auf dem Festland. Sein Herrscher Theude-bald war bekannt dafür, nicht unüberlegt in Streitigkeiten einzugreifen, die ihn nichts angingen, auch wenn sein Kriegsheer auf keinem Schlachtfeld zu schlagen war. Die Frage stand im Raum, ob Theudebald Wulfgar als Risiko sah oder den Xantener Usurpator als Absicherung gen Osten schätzte. Immerhin – die Franken hatten es hingenommen, dass Wulfgar Island unterwarf.
    Drei Boten schickte Siegfried von Worms aus zum Hof der Franken, und dreimal kamen sie ohne Antwort zurück. Und das war Antwort für sich – Theudebald wartete ab, wer der Siegreiche war, um sich nicht durch ein vorzeitiges Bündnis mit dem Verlierer zu blamieren.
    Sorgsam vermied es Siegfried, mit seinem Anrecht auf Island zu prahlen. Man hätte die Befreiung der Insel von ihm erwartet, nicht den Sturz Wulfgars. Doch darum ging es ihm nicht. Island frei zu sehen war ein Herzenswunsch – doch einer, der als Geschenk umsonst zu bekommen war, wenn Siegfried erst einmal den Thron seines Vaters in Xanten eingenommen hatte.
    Die Römer erwiesen sich als ideale Helfer beim Aufbau der eigenen Streitmacht. Sie hatten Verträge für Soldaten bereit, Register der besten Bogenschützen und Reiter, und mit ihren Listen von Ställen und Schmieden war es leicht, in kurzer Zeit so viele Pferde und Schwerter zu kaufen, dass Worms aus allen Nähten platzte, als ginge es darum, die Hochzeit zwischen zwei Reichen zu feiern. Thelo-nius lud Sigurd sogar ein, in der Burg seiner Vorfahren zu wohnen, in der seine Mutter aufgewachsen war. Doch er lehnte ab – die Tatsache, dass Burgund nicht seine Herzensheimat war, blieb bestehen. Und Thelonius war nicht wenig erleichtert, denn es wäre für seinen Lebensabend äußerst misslich gewesen, einen Herrscher zu fördern, der am Ende des Tages Rom die Herrschaft in Worms streitig machte. Weil sie einander aber vertrauten, saßen die Männer oft in später Runde noch beisammen, um Strategien und Schlachtpläne vergangener Kriege zu diskutieren.
    Bald war Siegfried ein Herrscher mit einem Heer, doch ohne Reich. Dies zu ändern war sein Anliegen.

    Wulfgar war klug genug, um das Unheil im Wind zu riechen. Der Winter neigte sich dem Ende zu, und Boten brachten Nachricht eines neuen Herrn, der Söldner um sich scharte, die bald ein Heer sein sollten. Niemand wusste, gegen wen in die Schlacht gezogen werden sollte, doch es war nicht schwer, die Kandidaten zu sortieren. Keiner war so wirr im Kopf, mit einem Söldnerheer das Reich der Franken anzugreifen. Das wäre Selbstmord, ein erbetteltes Massaker. Die Römer nährten kaum den eigenen Feind, fielen also als Gegner ebenso aus. Dänemark war die

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