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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Leid und Elend beizukommen ist, wäre von unseren Schultern.«
    Siegfried war ihr so nahe, dass er ihre Hand am Zügel greifen konnte. »Doch nicht aus der Welt wäre die Frage, und den Rest aller Zeiten würden wir herabsehen auf das, aus dem wir uns feige fortgestohlen haben.«
    »Ich schäme mich, dass mein Herz so viel leichter ist, da ich dein Antlitz schauen durfte«, flüsterte Xandria und zog seine Hand auf ihre Brust, damit er ihren Herzschlag spüren konnte. »Darf Liebe sein, wo die Verantwortung so harsch regiert?«
    Siegfried nahm seinerseits ihre Hand und legte sie auf seine Brust. »Nichts sonst treibt mich mehr an, und mir wurde versprochen, dass in der Liebe wir die Reiche einen.«
    Sie küssten einander, nicht in wildem Hunger, sondern in sanfter Zärtlichkeit.
    »Der Morgen wird uns wieder als Feinde sehen«, wisperte Xandria in Siegfrieds Ohr.
    »Dann wird es den Göttern gefallen, dass wir einen Ausweg finden«, versprach Siegfried.
    Sie trennten sich schweren Herzens. Xandrias Platz war an der Seite ihres ungeliebten Vaters, und der Prinz war immer noch der Führer seines Heers. Im frühen Licht des nächsten Tages würde man von ihm neue Weisungen erwarten.
    Bevor Siegfried sein Zelt betrat, hörte er den Wolf, dessen Stimme er gut kannte, heulen. Sein Lied ging zur Mondscheibe und schien doch mehr zu beklagen als nur die Einsamkeit der Nacht.
    Siegfried hingegen spürte eine neue Süße in seinem Herzen, und seit langer Zeit war Hass nicht mehr sein einziger Antrieb. Die Kenntnis, dass die Prinzessin seine Liebe erwiderte, machte seinen Kopf klarer, seine Arme stärker, seinen Stolz größer als je zuvor.
    Und was Wulfgar anging – das Problem würde auf dem Schlachtfeld gelöst, und das Schlachtfeld kannte nur einen Sieger.

    So uneinnehmbar Xanten für Siegfrieds Heer war, so löchrig war sein Schutz gegen einen einzelnen Mann, der dunkel gekleidet durch die Nacht auf die Burg zuschlich. Nazreh hatte mit schnellen Blicken die Runden der Soldaten geprüft, die Rituale der Wachtposten an den Toren. Aus den vielen Jahren seiner Jugend wusste er, wie unmöglich es war, jeden Fleck zu überwachen, besonders in der Nacht.
    Wie es üblich war, patrouillierten gut zwei Dutzend abgerichtete Hunde um die äußere Burgmauer. Mit ihrem untrüglichen Geruchssinn galten die Tiere als ideales Warnsignal, wenn fremde Füße durch das Gras stapften. Doch Nazreh hatte eine Paste im Beutel, deren Rezept an die tausend Jahre zurückgehen mochte und die er auf Hände und Gesicht schmierte. Für Menschen kaum wahrnehmbar, schreckte der bittersüße Geruch die Vierbeiner ab und reizte sie, nicht anzuschlagen. Der Orientale kroch unbehelligt auf die Außenmauer zu, die kein Graben umgab, wie man es weiter im Süden und in Britannien gewohnt war. Einmal kam ein Wachtposten verfrüht, die Handfackel vor sich schwenkend, und Nazreh drückte seinen Körper an den dunklen Boden, so gut es ging. In der Nacht suchte das Auge nach Bewegung, das hatte er gelernt. Der Soldat ging kaum drei Schritte entfernt an ihm vorbei.
    Die Mauer selbst war kein großes Hindernis. Je selbstgefälliger und mächtiger die Steinquader aufeinandergetürmt waren, desto einfacher war es gewöhnlich, sie zu überwinden. Nazreh suchte sich die mondabgewandte Seite und zog zwei hölzerne Griffe aus dem Beutel, in die metallene Haken eingeschlagen waren. Jede seiner Hände umfasste eine künstliche Kralle, und die Ritzen zwischen den Quadern gaben genügend Halt, um sich Stück für Stück an der Mauer hochzuziehen. So wie er die Patrouillen beobachtet hatte, blieben ihm dafür zwei Minuten, mit der Dunkelheit als Schutz vor jedem Blick von außen. Auch hier musste er so leise wie möglich sein, um die Wachen auf der Mauer nicht zu alarmieren.
    Kein Palast von Bagdad bis Mekka, von Kairo bis By-zanz war so schlecht geschützt wie die Burgen der Germanen, das stand für den Araber fest. Kein Wunder – leise Attacken aus dem Hinterhalt galten hier als unehrenhaft, man rottete sich lieber auf dem Schlachtfeld gegenseitig aus.
    Nazreh gönnte sich eine kurze Pause an der Mauer und wartete, bis die Wache auf dem Wehrgang diese Stelle passiert hatte. Er atmete tief ein, denn nun war erstmals die Konfrontation nicht zu vermeiden.
    Mit einem eleganten Schwung schob er die Beine über die Mauer, und lautlos fand er sich gebückt auf dem Wehrgang, den Rücken eines Soldaten direkt vor sich, wie geplant. Keine der Türen links und rechts von der Außenmauer

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