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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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ist kein Tier, das man jagen muss wie den Dryk. Das Abenteuer wird Euch finden.«
    »Aber wann?«
    »Schneller, als Euch lieb ist. Und eines Tages werdet Ihr Euch nach diesen Tagen zurücksehnen, in denen das Schicksal nicht ständig Euren Namen ruft.«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen«, knurrte Sigurd.
    Den Rest des Weges gingen sie schweigend.

    Das Fleisch war zart und üppig, das Brot noch warm vom Ofen. Doch Elsa aß kaum etwas von den Speisen auf dem langen hölzernen Tisch. Gernot sah sie fürsorglich an. Vor Jahren hatten sie schon die Pflicht des engeren Hofstaats, bei jedem Abendmahl anwesend sein zu müssen, abgeschafft. Oft aßen sie allein, unterbrochen nur von den Dienern, die ihre Kelche nachfüllten oder die Fleischplatten wegtrugen.
    »Wenn du weiter so zulangst«, versuchte der König einen Scherz, »dann kommen wir mit nur einem Brot durch den Winter.«
    Elsa warf ein paar Krumen, die sie in den Fingern zerbröselt hatte, neben sich. »Ich kann in Sorge nicht essen.«
    »Dann lass mich ein paar Reiter in die Nacht schicken, die Sigurd aufspüren.«
    Elsa lächelte müde. »Er würde uns diesen Vertrauensbruch nie verzeihen. Nein, Gernot, die Sorge ist meine Aufgabe – als Mutter und Königin. Lass sie mir, bitte.«
    Gernot griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. Dem Protokoll nach hätte die Herrin am anderen Kopfende des Tisches sitzen müssen, aber auch diese Regel hatten sie abgeschafft. Der König bevorzugte die Nähe seiner Königin, und deshalb saßen sie über Eck.
    »Wie soll es erst werden, wenn Sigurd in Dänemark ist?«, fragte Gernot vorsichtig.
    Elsas Augen wurden groß – sie hatte den Gedanken beiseitegeschoben, so lange es ging. »Wir können ihn nicht ziehen lassen!«
    Gernot nahm einen Schluck von seinem Wein, der ihm die Pause gab, die er immer brauchte, bevor er Elsa widersprach. »Das Versprechen wurde gegeben. Und es ist wichtig für einen Mann, die Welt zu sehen.«
    Elsa blieb ruhig, legte ihre Hände auf die Oberschenkel und richtete ihren Blick auf die Tischplatte vor sich. Es war die Ankündigung des Streits, den Gernot hatte vermeiden wollen.
    Der König von Island seufzte. »Was – nun soll Sigurd auch kein Mann mehr werden?«
    Elsas Kopf ruckte zur Seite wie der eines Raben, ein Eindruck, der durch ihr glattes schwarzes Haar noch verstärkt wurde. »Du hast selbst gesagt, dass Dänemark vielleicht von den Xantenern angegriffen wird. Willst du unseren Sohn in den Tod schicken?«
    Sie war gewöhnlich die Liebe selbst – aber wenn es um Sigurd ging, konnte man kaum vernünftig mit ihr reden. Gernot versuchte es dennoch. »Ich habe nicht gesagt, dass Wulfgar Dänemark angreifen will – nur, dass Dänemark allemal ein lohnenderes Ziel wäre als Island.«
    »Dann ist Sigurd also hier sicherer als dort«, trumpfte Elsa auf.
    Gernot schob ärgerlich sein Essen beiseite – der Hunger war ihm nun auch vergangen. »Er wäre
noch
sicherer, wenn wir ihn im Kerker einsperren würden! Und manchmal glaube ich, das wäre dir lieber.«
    Elsa Augen füllten sich mit Tränen. »Wie kannst du so etwas sagen – ich liebe Sigurd.«
    »Und ich liebe ihn auch! Aber wenn man sein Kind liebt, tut man das, was für das Kind am besten ist – nicht das, was die eigenen Ängste fordern! Es drängt den Jungen in die Welt.«
    Gernots Stimme war lauter, als er beabsichtigt hatte, und er bereute schon, sich auf die Diskussion überhaupt eingelassen zu haben. Aber er wollte Elsa in dieser Angelegenheit nicht einfach mit dem Recht des Königs übergehen.
    Elsa tupfte sich die Augenwinkel ab. Sie verabscheute es, so schwach zu wirken, wie sie war. »Und haben wir beide,
gerade wir beide
, nicht gesehen, was geschieht, wenn man dem Drang die eitle Freiheit lässt? Wenn wilde Leidenschaften aufeinandertreffen, denen die Folgen ihres Handelns gleichgültig sind?«
    Gernot versuchte es mit Herzensgüte. »Ist unsere Liebe nicht auch das Ergebnis eines Drangs, einer wilden Leidenschaft? Hätte man uns einander verwehren können?«
    Elsa sah ihren Mann an, als habe er nicht verstanden, wovon sie sprach. »Aber Sigurd ist nicht das Kind
unserer
Liebe! Sein Blut ist Siegfrieds – und Kriemhilds! Es stammt aus Herzen, deren Leidenschaft nur Tod brachte!«
    Gernot schlug mit der Faust auf den Tisch. »Nein! Sigurd ist
nicht
Siegfrieds Sohn! Er ist
unser
Sohn! Die Arme, die ihn seit der Kindheit hielten, waren unsere! Die Regeln, die er lernte – unsere Regeln! Er hat es verdient, als Sohn Islands

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