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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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während Nothung in der Luft tänzelte. Es gab ihm das Gefühl von Kraft, Gerechtigkeit.
    Und Macht.
    »Nun habe ich, was nötig ist, um mir das Erbe meiner Väter zu sichern«, sagte Siegfried, und sein Blick hing an dem Schwert wie vormals am Körper seiner Königin. Er streckte es zum Himmel empor.
    »Nothung wartet so wenig wie dein Schicksal«, sagte Wieland. »Doch denk daran – nicht immer lässt die Entscheidung sich zwingen. Dem Unvermeidlichen sich hinzugeben, darin liegt Weisheit.«
    Siegfried sah ihn an. »Selbstlos hast du mir geholfen, wo ich keinen Weg mehr sah. Was mehr als meinen Dank kann ich dir bieten?«
    Der Hüne winkte bescheiden ab. »Es war eine Lust, eine so stolze Waffe auf dem Amboss entstehen zu sehen. Die Götter wissen solche Kunst schon lange nicht mehr zu schätzen. Wenn dereinst deine Söhne Nothung erneut schmieden müssen, schicke sie zum alten Wieland. So Ragnarök uns Zeit lässt, will ich sie in die Lehre nehmen.«
    Siegfried reichte ihm die Hand. »Wenn es nach meinem Willen geht, wird das Schwert nie mehr entzweigehen.«
    Es gab nichts mehr zu sagen, und der neu entflammte Gedanke an Xandria trieb ihn an, darum machte Siegfried sich auf den Weg zurück zum Wasser, wo sein Boot hoffentlich noch auf ihn wartete.
    Wieland sah ihm noch lange nach, plötzlich betrübt von der Erkenntnis der Jahrtausende. »Das Schwert geht immer entzwei. Es ist der Lauf der Dinge.«
    Er hörte eine säuselnde Stimme, die still gewesen war, seit Siegfried seinen Fuß auf Ballova gesetzt hatte. Eine Stimme, die all das schon erlebt hatte.
    »Ach, Regin«, murmelte Wieland. »Was hätte ich denn tun sollen? Mich Siegfried verweigern? Sein Vater hat sich deinem Verbot auch nicht gebeugt.«
    Er hörte noch ein wenig auf die Stimme und nickte. »Natürlich wird es böse enden. Tut es das nicht immer?«
    Sie kamen aus der Zwischenwelt, die auf Odins Befehl keine Tore brauchte und keine Grenzen kannte. Den Weltenbaum Yggdrasil kletterten sie von den Wurzeln empor, krochen durch das Erdreich, fanden den Weg zwischen Mauerritzen und Bodenplatten. Ihre schwarzen nackten Körper, kaum größer als die von Kindern, spuckten den Odem Utgards aus faulen Mündern durch gelbe Zähne, und ihre zu Klauen gewachsenen Hände überwanden jede Palisade, jede Festung. Sie sprachen nicht, denn das Wenige, das sie wollten, kannten sie alle. Und Waffen hatten sie keine, denn in ihrer Masse waren sie Waffe genug.
    Eintausend der lichtscheuen Kreaturen hätten gereicht, den Hof von Xanten zu überrennen, zweitausend hätten jede Hoffnung auf Widerstand im Keim erstickt – und doch schickte Odin fünftausend, weil es ihm gefiel, die Horde im Reich der Menschen wimmeln zu sehen, wie sie das hochmütige Geschlecht umhertrieb, links und rechts beißend, Fleischstücke aus den Körpern reißend. Frauen, Männer, Kinder, Kühe, Pferde – was immer lebend sich fand, wurde mit Genuss gejagt, bis es den letzten Atem tat.
    Die Horden hatten keinen Zweck, nicht einmal in Ut-gard. Sie waren das, was zwischen den Dingen lebte, ein Rest der dunklen Zeiten, mehr geduldet als gebraucht. Nicht einmal Odin vermochte zu sagen, ob die Unterwelt ein paar Stämme oder Heerscharen aus Millionen der kratzigen Gnome beherbergte. Wertloses Leben, vielleicht nicht einmal Leben.
    Der Befehl, von Utgard nach Midgard zu gehen und das Reich Xanten zu vernichten, hatte der Horde, die kaum zu eigenem Denken fähig war, Gefühle großer Lust bereitet. Er versprach Fleisch und kreischende Leiber, Angst, in der man sich suhlen konnte. Hatte in der Unterwelt kaum noch jemand Furcht beim Anblick der garstigen Geschöpfe, so fanden sie Panik, als sie den Menschen in die Fersen bissen und das Blut aus den Adern tranken. Jeder Mann, der einen Horden-Dämon mit Fackel oder Schwert zu bannen vermochte, fand sich von hinten überwältigt von zehn weiteren. Sie warfen Kinder aus den Fenstern, um zu sehen, was geschah, wenn sie auf das Pflaster des Hofes schlugen. Tieren durchbissen sie gerne die Muskeln, um zu sehen, wie sich die gequälten Wesen zuckend voranschleppten.
    Tod war für die Horde große Freude, größer war nur das Labsal Leid. Und sie genossen es in vollen Zügen, als wäre es ein nie enden wollendes Bankett.
    Es war nicht Odins Sache, sich allzu herrisch in das Leben der Menschen einzumischen, aber Xanten war christlichen Glaubens, und es gefiel ihm der Gedanke, die Horde auf jenen reiten zu lassen, die mit Stoßgebeten ihren dummen Gott um Hilfe

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