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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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in die Welt zu ziehen.«
    »Was ist, wenn er für die Welt noch nicht bereit ist?«
    Gernot winkte ab. »Niemand ist für die Welt bereit, bevor er ihr begegnet ist. Genau darum geht es ja.«
    Elsa atmete tief ein und spielte die letzte Karte, die sie hatte. »Ich wünsche nicht, dass du Sigurd nach Dänemark ziehen lässt.«
    Gernot stützte die Ellenbogen auf den Tisch und rieb sich mit den Händen müde das Gesicht. »Tu das nicht, Elsa, bitte – mach aus deinen Argumenten keine Forderung.«
    »Du hast mir versprochen, nie gegen meine Wünsche zu handeln.«
    Das hatte er – und er hatte das Versprechen bis zu diesem Tag gehalten. »Du verlangst, mich für dich und gegen Sigurd zu entscheiden. Er wird mir das nicht verzeihen.«
    »Er wird es verstehen – eines Tages.« Sie hoffte es mit der gleichen Innigkeit, mit der sie es sagte.
    Elsa und Gernot sahen sich lange schweigend an. Der König wusste um die Reinheit der Motive seiner Frau, und doch stand die Forderung lähmend zwischen ihnen.
    Für Elsa bedeutete das Schweigen Leiden, und die Zeiten, in denen sie und Gernot gestritten hatten, waren auch nach all den Jahren an einer Hand abzuzählen. Sie hätte ihm so gerne nachgegeben, aber ihre Seele wehrte sich dagegen wie eine Katze, die man in einen Waschzuber stecken wollte. Es trieb sie, ihm von den dunklen Träumen zu erzählen. Vielleicht würde er dann verstehen, vielleicht glaubte auch er dann daran, dass die Götter ihr letztes Opfer noch nicht verlangt hatten ...
    Sie schreckten beide auf, als die kleine Seitentür zum Thronsaal mit einem Knall aufflog und ein quirliger Schatten mit braunem Haar und dunklem Kleid hereinrauschte.
    Lilja war nun schon zehn Jahre alt, der kaum noch erhoffte Spross der Liebe von Gernot und Elsa. In jeder Hinsicht ein Burgunder Kind. Sie hatte den wilden Schopf ihres Vaters und seine laute Begeisterung für alles, was ihr in den Blick kam. Nur manchmal, wenn man ihr tief in die schwarzen Augen sah, konnte man in ihnen die Melancholie Elsas sehen. Trotz ihrer kindlichen Verzückung war sie zu großer Trauer fähig.
    Mit einem Satz sprang Lilja auf den Schoß ihres Vaters, und das Königspaar bemühte sich, rasch den Eindruck von Harmonie und Ruhe zu erwecken.
    Lilja hielt ihrem Vater ein krude aus Holz geschnitztes Pferd hin, kaum faustgroß. »Das habe ich gemacht.«
    Elsa lächelte, und Gernot sah sich das Tier mit übertriebenem Sachverstand an. »Gute Arbeit. Ein Talent für das Handwerk besitzt du. Aber muss ich Björndis bestrafen, weil sie dir ein Schnitzmesser in die kleine Hand gegeben hat?«
    Lilja schwang ihre kleinen Arme um ihren Vater. »Nein! Björndis hat ... Björndis hat das Messer gehalten. Ich habe nur geholfen.«
    Gernot stellte das Pferdchen auf den Tisch und klopfte seiner Tochter sachte auf den Rücken. Dabei sah er Elsa mit einer Liebe an, die den vorangegangenen Streit vergessen ließ.
    Eine Faust stieß von außen an die große Flügeltür, die in die Vorhalle der Burg führte. Dann trat die Torwache ein. »Mein König.«
    »Was gibt es?«, fragte Gernot lächelnd.
    »Eolind und der Prinz sind zurück«, verkündete die Wache.
    »Sigurd!«, schrie Lilja begeistert, sprang vom Schoß ihres Vaters und rannte mit kindlichem Übermut an der Torwache vorbei. Auch Elsa stand auf, aber die Freude über die gute Nachricht ließ ihr Herz rasen – sie musste sich an der Tischkante festhalten, um nicht zu taumeln. Zwei-, dreimal atmete sie tief. Dann sah sie Gernot an, lächelte und folgte ihrer Tochter.
    Gernot saß nun allein am Tisch. Er zupfte ein Stück Schweinefleisch vom Braten und schob es sich lustlos in den Mund. Dann sah er, dass die Torwache ihn beobachtete. »Ja, ja, ich komme.«

    Fackeln und Feuerkrüge erleuchteten die Umrisse der Felsenburg, als Eolind und Sigurd im Mondlicht durch den kleinen Hafen darauf zugingen. Die wenigen Seeleute, die schweigend an ihren Booten arbeiteten, damit sie im Morgengrauen zum Auslaufen taugten, nickten den beiden Männern freundlich zu. In Island war es nicht nötig, sich vor dem Adel zu verbeugen, wenn man nicht direkt mit ihm zu tun hatte.
    Ein einsames Horn vom Turm kündete davon, dass der König sein Volk wissen lassen wollte, dass der Prinz wieder daheim war.
    Die zwei Wachen, die am Absatz der großen Bogen-treppe standen, deren endlos weite Stufen zur Burg im Fels führten, klopften mit dem stumpfen Ende ihrer Lanzen auf den Boden. »Prinz Sigurd. Meister Eolind.«
    Eolind ächzte ein wenig – der

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