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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Oberkörpers nach vorn, und alles würde vorbei sein. Das Schwert, einst Retter seiner Väter, half ihm dann, das Elend zu beenden. Es war nicht der Tod, den ein Krieger sich wünschen durfte, aber in diesem Augenblick war für Siegfried ein Tod zu gut wie jeder andere.
    Er spürte die von ihm geschmiedete Spitze, wie sie auf der Haut kratzte, als suchte sie Einlass in seinen Körper. Sie war einladend warm, und in der Schärfe des Eisens lag das Versprechen, schnell zu töten.
    Siegfried fragte sich, ob er noch beten sollte, aber er hatte keine Götter mehr, die er respektieren konnte. Die Asen waren grausam und gemein, und der Gott der Christen hatte seine Hand nicht über Xandria gehalten.
    Nein, diese letzte Reise machte er allein.
    Ein letzter Atemzug, den Brustkorb aufgebläht, spannte Siegfried seine Muskeln.
    »Nie hätte dein Vater den feigen Weg gewählt«, hörte er die Stimme der Walküre.
    Er öffnete die Augen. Keine Fackeln brannten mehr im Hof, seit die Horden Xanten überfallen hatten, und im Mondlicht war Brunhilde kaum mehr als ein Schatten.
    Sein Plan hatte funktioniert!
    »Kommst du meiner Seele wegen, oder um mich zu verhöhnen?«, fragte er.
    Es wurde nun etwas heller, denn aus dem Boden kam das Pferd der Walküre, mit Feuer an den acht Hufen.
    »Keins von beidem treibt mich sonderlich zur Eile«, sagte Brunhilde nun, und in ihrer Stimme war fast so etwas wie Bedauern zu hören. »Was geschehen ist, das war so nicht vorgesehen.«
    Siegfried stand auf, Nothung in der Hand. »Du sagtest, mit dem Schwert in der Hand könnte ich beweisen, dass ich der rechtmäßige Herrscher Xantens bin.«
    »Und das kannst du«, bestätigte Brunhilde. »Ich habe nie gesagt, dass es dir etwas nützen würde. Darin liegt der Spott der Götter – wenn die Menschen nur nach dem Lohn gieren, missachten sie den Preis, den es zu zahlen gilt.«
    »Du hättest mich warnen können«, sagte Siegfried bitter. »Ein Wort zur Vorsicht hätte ...«
    »Hätte nichts genutzt«, unterbrach die Walküre. »Dein Herz war stolz und dein Charakter eitel. Du hast nicht das Schicksal gewollt, das dir bestimmt war. Doch verlässt niemand den Weg der Götter, ohne ihren Zorn zu spüren.«
    »Dann wusstest du, was geschehen würde? Du hast mein Leid vorausgesehen?«
    Brunhilde schüttelte den Kopf. »Die Lebenslinien sind gegeben, und im Buch des Todes lesen wir, wann sie ihr Ende erreichen. Doch als du die Überfahrt nach Britannien überlebt hast, als die Nibelungen dich nicht aufhalten konnten, als dein Freund Nazreh den Wulfgar meuchelte – da brach zusammen, was als Schicksal für dich geplant war. Mir blieb nur, die Fäden mühsam zu entwirren, ohne den Zorn Odins hervorzurufen. Vergebens.«
    Jeder Muskel in Siegfrieds Körper spannte sich schmerzhaft. »Dann hat der Göttervater selbst dieses Massaker befohlen?«
    Brunhilde nickte, und es schmerzte sie, dass sie im Halbdunkel des Hofes einander wie Feinde gegenüberstanden. »Die Horde aus Utgard hat er geschickt, um dich zu brechen.«
    Wütend hieb Siegfried Nothung in den Boden, wo es zitternd in einem Stein stecken blieb. »Odin! Wie kann er mich für meine Tapferkeit auf diese Weise entlohnen? Habe ich nicht ihm zum Ruhm gehandelt? Schmiedete ich nicht das Schwert, das
er
einst meinem Blut gegeben?«
    Brunhilde trat nahe zu ihm, doch unterdrückte sie das Bedürfnis, tröstend seinen Arm zu greifen. »Ruhm und Ehre gebären im selben Maße Neid und Missgunst, so ist das Gleichgewicht der Welt.«
    Selbst ihre Augen, die den menschlichen so weit überlegen waren, nahmen kaum die schnelle Bewegung war, mit der Siegfried sein Schwert aus dem Boden zog und in einer eleganten Drehung zu ihrem Hals führte. Hungrig sir-rend erstarrte Nothung um Haaresbreite vor dem Fleisch der Walküre.
    »Ich weiß nicht, ob mein Schwert eine Walküre richten kann«, sagte der Prinz ruhig. »Doch bin ich nun bereit, es herauszufinden.«
    »Was versprichst du dir davon?«, fragte Brunhilde, und ihre Stimme verriet keine Angst, nur Neugier.
    »Ich will dein Pferd, das durch die Welten reiten kann. Und dann werde ich gen Utgard ziehen und Xandria befreien.«

    Zeit war in Utgard so wenig von Bedeutung wie in As-gard – sie war ein Taktgeber nur auf der Erdenscheibe Mid-gard. Wo Menschen wanderten, langsam verfielen, wo eine Sonne Tag und Nacht unterschied und der Boden Jahreszeiten hatte, da spürte man den Fortgang aller Dinge. In Utgard jedoch, wo kein Glück zu finden war und Titanen im endlosen

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