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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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die Wurzeln Yggdrasils den Boden Utgards hielten, nahmen die Kreaturen der Horde Xandria wieder auf die Schultern und schleppten sie zu dem stinkenden Berg, der ihr Zuhause war und in dem sie in hunderten von klammen Höhlen vegetierten. Aus den Götterkriegen von tausenden von Jahren hatten sie genug Abfälle und Überreste gesammelt, um die Königin mit schwerem Eisen an den Füßen an die Felswand zu ketten.
    Es dauerte drei Tage, die hier unten bedeutungslos waren, bis Xandria wieder bei klarem Verstand war. Und ihre Gedanken kreisten nur um Nahrung und Flucht. Dann und wann warfen ihr Dämonen der Horde Reste hin, die an Widerlichkeit kaum zu überbieten waren. Doch schließlich war ihr Magen so verzweifelt, dass er dem Mund befahl, nicht auszuspucken, was irgendwie verdaubar war.
    Die Kreaturen anzusprechen war vergeblich. Jede Bitte, jedes Flehen der Königin ignorierten sie, während sie in die Höhlen hinein- und wieder herausliefen, und wenn doch mal zwei von ihnen einen Blick zu Xandria warfen, dann kicherten sie kehlig, als wäre der Anblick eine reine Freude.
    Und das war er für die Horde auch. Feines weißes Fleisch war hier unten selten, menschliche Furcht ebenso, deren Geruch für die Dämonen kaum schöner sein konnte. Hier gab es Edelmut zu brechen, und das war eine seltene Währung in der Unterwelt. Nach einigen Tagen der vergleichsweisen Ruhe, die Xandria schluchzend und hungernd verbracht hatte, begannen die Mitglieder der Horde, sie mit spitzen Stöcken zu stechen, weil sie der Klang ihrer Schreie begeisterte. Als Xandrias Körper zu schwach war, um darauf noch mit Hysterie zu reagieren, kamen sie näher und kratzten mit den Klauen an allen schwärenden Wunden, die sie finden konnten.
    Die Königin tat ihnen den Gefallen. Sie weinte und wimmerte um Gnade. Oder wenigstens einen schnellen Tod. Die Horde war entzückt.
    Irgendwann bemerkten die Kreaturen, dass die Menschenfrau besonders markerschütternd schrie und strampelte, wenn man ihr Geschlecht eroberte ...

    Jeden Morgen, jeden Abend schrie Siegfried den Namen seiner Geliebten von den Mauern der ausgebrannten Burg. Dann rief er Odin an, und Utgard. Er brüllte voller Wut, dass Brunhilde sich ihm stellen solle, und verhöhnte die Nibelungen in der Hoffnung, sie würden sich ihm zeigen.
    Es war vergebens. Die Tage blieben so still wie die Nächte und leblos wie das tote Reich Xanten. Die Leichen begannen zu verwesen, und Tiere aus dem Wald schlichen sich heran, um von den Kadavern das Fleisch zu zerren.
    Siegfried erkannte die bösartige Ironie, die im Gelächter der Götter lag – hatte er jetzt nicht Xanten? Regierte er das Reich nicht allein, und noch dazu mit Nothung in der Hand? Wahrlich, seine Wünsche hatten sie ihm erfüllt, einen wie den anderen. Die Gefahr, im Wunsch nach dem, was man will, das zu verlieren, was man hat, war leicht zu übersehen gewesen.
    Irgendwann sah er dünne Rauchfahnen im Westen aufsteigen, und er ahnte, dass es die Lager der Franken waren, die sich nun sicher genug fühlten, die leere Hülle, die Xanten war, endgültig dem großen Frankenreich einzuverleiben. Es gab ja keinen König mehr, den man besiegen musste, kein Heer, das an den Grenzen stand. In seiner Zerstörung war Xanten wieder jungfräulich geworden und Besitz für jeden, der den ersten Fuß daraufsetzte. Siegfried verspürte keinen Drang, den neuen Herren mit dem Schwert in der Hand entgegenzutreten. Was sein Herzenswunsch gewesen war, seit er von seiner Blutlinie erfuhr, das hatte nun keinen Wert mehr. Das Reich war so wenig wie das Erbe, wenn es mit Leben und Liebe nicht zu füllen war.
    In seiner Verzweiflung des vierten Tages kam ihm die Idee, wie er Brunhilde zu sich zwingen konnte. War sie als Walküre nicht von Odin selbst beauftragt, ihn nach Walhall zu bringen, wenn der Tod seine Seele forderte? Er be-schloss, es herauszufinden. Im besten Falle konnte er sie locken – im schlimmsten Falle war er tot, was ihn momentan genauso wenig schreckte. Der Gedanke, doch noch ein wenig Freiheit im Handeln zu haben, gab ihm Kraft, und er suchte aus seinem einstigen Gemach ein sauberes Hemd, wusch sich im unverdorbenen Brunnen und briet das Fleisch einer Kuh, um sich zu stärken.
    Dann, zum Abend hin, setzte er sich in der Mitte des königlichen Hofes auf die Steine, drückte das Heft No-thungs in den Boden und legte die Spitze an seine Brust. Die Hände legte er entspannt auf die Knie, und seine Augen hielt er geschlossen.
    Ein Ruck des

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