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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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vor dem Schiff ins Wasser, und es war, als würde das Meer erleuchtet. Der Donner zerriss Sigurd fast die Trommelfelle.
    Aber er lachte.

    Wie am vorherigen Tag stand Elsa auf der Burgmauer und schaute in die Ferne. Doch diesmal war es nicht aus Sehnsucht – es war aus Sorge. Sie sah es am Horizont flackern, und sie wusste, dass dort ein schwerer Sturm wütete.
    Lilja krallte sich von hinten an das Kleid ihrer Mutter. Elsa zog sie vor sich und umarmte das Mädchen. Sie spürte, wie etwas ihren Bauch pikste, und sah nach unten. Lilja trug das Horn des Dryk. Einer der Handwerker bei Hofe hatte ihr ein Loch hineingebohrt, und sie hatte ein helles Lederband hindurchgefädelt, um das Horn als Glücksbringer um den Hals tragen zu können.
    »Wo ist Sigurd denn hin?«, fragte das kleine Mädchen.
    Elsa strich ihr durch das Haar. »Das weiß ich nicht. Aber er ist bestimmt nicht weit.«
    »Er hat mir versprochen, dass wir die Hunde trainieren gehen.«
    Nun kam Gernot dazu, und sein Gesichtsausdruck verriet Elsa, dass er Sigurd nicht gefunden hatte. Elsa bemühte sich um Haltung. »Vielleicht ist er nur nach Norden geritten, um mit den Minenarbeitern zu zechen.«
    Gernot schüttelte den Kopf. »Keines der Pferde fehlt. Dafür sind die Lager von Gelen und Jon auch unbenutzt.«
    Elsa atmete aus. »Das ist eine gute Nachricht in der schlechten. Wenigstens sind sie zu dritt.«
    »Zu dritt – wo?«, knurrte Gernot.
    Es war nicht so, dass Elsa und Gernot keine dunkle Ahnung hatten, in welche Richtung Sigurd verschwunden war. Doch beide wehrten sich noch dagegen, den Gedanken auszusprechen. Am Horizont grollte es wieder, und der König sah in Richtung Festland. »Ich hätte mit ihm sprechen müssen. Gestern Abend noch. Es war nicht richtig, ihn mit Wut im Bauch gehen zu lassen.«
    Elsa drückte den Arm ihres Mannes. »Im Streit sagt sich leicht das Falsche. Aber Sigurd ist ein Mann – und er muss damit umgehen können.«
    »Die Frage ist nur, was Sigurd als die richtige Reaktion eines Mannes auf die Beleidigung seines Vaters erachtet«, kam es von rechts, wo Eolind durch eine kleine Nebentür auf die Burgmauer getreten war. Auch sein Gesicht zeugte von Sorge.
    »Weißt du mehr als wir?«, fragte Gernot.
    Eolind kam hinzu und kniete vor der kleinen Lilja nieder. »Hört zu, Prinzessin – ich möchte, dass Ihr jetzt in Euer Zimmer geht und dort ganz fest für Sigurd betet. Dann wird er auch bald wiederkommen.«
    Das Mädchen nickte ernst, packte mit beiden Händen das Dryk-Horn und lief davon.
    Eolind richtete sich wieder auf, wobei Gernot ihm helfen musste. »Danke, mein König. Ich wollte die Prinzessin mit den Worten, die es zu wechseln gilt, nicht verschrecken.«
    Elsa reagierte schneller als ihr Mann. »Dann sprich – wo ist Sigurd?«
    Eolind räusperte sich. »Nicht in der Burg – und nicht draußen im Lande.«
    »Was soll denn das heißen?«, verlangte Gernot verärgert zu wissen.
    Eolind wand sich noch immer. »In den frühen Stunden dieses Tages sah ich etwas, dem ich keine besondere Bedeutung zumaß. Doch mittlerweile muss ich davon ausgehen, dass ...«
    Gernot hob herrisch die Hand. »Es ist nicht die Zeit, höfliche Floskeln zu sprechen. Fasse dich klar und knapp.«
    »Ich glaube, der Prinz ist bereits mit seinen Freunden auf dem Weg nach Dänemark«, sagte Eolind. Es ging ihm einfacher von den Lippen, als er gedacht hatte.
    »Aber wie kann das sein?«, fragte Elsa.
    »Ich sah ein ... Schiff heute Morgen«, erklärte Eolind. »Und Männer, die sehr auf Diskretion bedacht an Bord gingen. Es ging mir nicht auf, dass es sich dabei um den Prinzen handeln könnte ...«
    Wütend schlug Gernot mit der Faust auf die Mauer aus Vulkanstein, die jeden Ton verschluckte. »Dänemark! Ich hätte es wissen müssen! Kaum mache ich mal eine Vorschrift, schon sucht er sie zu brechen!«
    Elsa atmete durch – zu ihrer Besorgnis gesellte sich eine gewisse Erleichterung. »Wenigstens wissen wir nun, dass ihm nichts geschehen ist. Noch nicht.«
    »Das werde ich zu ändern wissen«, knurrte der König. »Ich habe alles Verständnis der Welt für Sigurd gehabt, aber sich meinem ausdrücklichen Befehl zu widersetzen, meine Anordnung zu verhöhnen – dafür wird er einen hohen Preis zu zahlen haben.«
    »Soll ich ein paar Krieger auswählen, die sich an die Verfolgung machen?«, fragte Eolind.
    Gernot nickte. »Am besten fangt ihr ihn, noch bevor sein Schiff die dänische Küste erreicht. Nicht einmal diesen Triumph will ich ihm

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