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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Hand über die grob verfugten Steine. »Nicht sehr einladend.«
    Gelen, der müde keuchend an der Wand lehnte, verzog das Gesicht. »Bitte sagt mir nicht, dass die Mühsal vergebens war. Ich kann den Weg unmöglich wieder zurück.«
    Sie sahen Eolind an, dessen Finger an der pulverigen Masse zwischen den Steinplatten kratzte. »Es wäre kein sehr geheimer Gang, wenn sich in der Burg eine Tür dorthin fände. Diese Mauer hier ist dünn und nur als Täuschung ersonnen worden.«
    Sigurd drängte sich an seinen Freunden vorbei und drückte seine Schulter gegen den Stein. »Dann wollen wir doch mal sehen, was sich dahinter verbirgt.«
    Auch Gelen und Jon warfen sich mit ihren Schultern gegen die Mauer. Zwei-, dreimal. Dann gaben einige große Steine im Verbund nach und stürzten nach hinten weg. Sie gaben ein Loch frei, durch das ein Mann leicht kriechen konnte.
    Sigurd leuchtete vorsichtig in den Raum, der hinter der Mauer lag. »Ein Lager. Wahrscheinlich bei den Kerkern. Eine gute Wahl – hier kommt in Jahren kaum ein Mann herein.«
    Sie stiegen durch das Loch, und der Gedanke, wieder in der Burg zu sein, erfreute trotz des furchtbaren Anlasses ihre Herzen. An der Wand lehnte ein alter Schild, und darauf war das verblassende Wappen des Reiches zu erkennen.
    »Wir sind, wo wir sein sollen«, flüsterte Jon. »Isländer Blut im Isländer Reich.«
    »Aber nicht zum Zweck, es zu vergießen«, gab Gelen zu bedenken. »Was machen wir nun?«
    »König Gernot hatte nicht vor, dem Wulfgar die Burg zu überlassen«, erklärte Eolind. »Wenn die Xantener es erfolgreich stürmen konnten, dann bleibt nichts mehr für uns zu erreichen, außer vielleicht Wulfgar auf dem Thron zu erschlagen.«
    »Dafür würde ich gerne sterben«, flüsterte Gelen.
    »Wenn das Xantener Pack noch immer auf Einlass wartet«, fuhr Eolind fort, »dann müssen wir uns einen Überblick verschaffen.«
    »Wir werden uns aufteilen«, entschied Sigurd. »Ab hier ist jeder auf sich gestellt. Durchsuchen wir die Burg in alle Richtungen. Trefft ihr Xantener – sucht nicht den Tod, sondern weicht ihnen aus. Dann treffen wir uns in einer Stunde wieder hier. Ist die Burg noch in heimischer Hand, dann im Thronsaal.«
    Die anderen nickten, und vorsichtig öffneten sie die quietschende kleine Holztür, die in den Kerker führte.
    Es war niemand zu sehen.

    Bald erkannte Sigurd, dass niemand mehr in der Burg war. Anfangs lief er noch geduckt, doch irgendwann straffte sich seine Gestalt, und er ging leise, aber aufrecht durch die Gänge und Hallen.
    Es war, als wäre mit den Menschen das Leben aus den Räumen geflohen. In den Feuerstellen hatte lange kein Holz mehr gebrannt, es war kalt. Ein paar umgestürzte Stühle, ein Teppich, der halb von der Wand gerissen war – Zeugen einer Unruhe, von der nun nichts mehr zu spüren war.
    Es gelang Sigurd nicht, Freude über die offensichtliche Unfähigkeit der Xantener zu empfinden, den Königssitz Islands einzunehmen. Die Leere war nicht viel besser, weil sie der Burg unwürdig war. Hier wurde seit Generationen geherrscht, gefeiert, gelacht – gelebt. Anders kannte der Prinz es nicht, und die Stille drückte sein Herz zusammen.
    Als Sigurd sicher sein konnte, dass keine Xantener Gefahr drohte, machte er sich auf die Suche nach seinen Eltern, die er im Thronsaal nicht gefunden hatte. Eine steinerne Treppe führte in ihre Gemächer, und durch einen schmalen Ausguck gelang Sigurd der erste Blick auf den Hafen und damit das besetzte Island.
    Er sah Untertanen, an den Füßen aufgehängt und totgepeitscht. Leichen, achtlos beiseitegeworfen. Ein Xantener Söldner pinkelte auf verkohlte Überreste dessen, was mal eine ganze Familie gewesen sein musste.
    Überall Krieger. Wie schwarz gekleidete Ratten waren sie über den ganzen Hafen verteilt, der ansonsten nichts von seiner üblichen Betriebsamkeit hatte. Und ein großes Hauptschiff, umgeben von vielen kleinen Transportbooten, trug das Xantener Wappen auf dem Segel.
    Es fiel Sigurd schwer, nicht nach draußen zu stürmen, um mit dem Schwert in der Hand den Tod von Wulfgar zu verlangen. Doch die Sorge um seine Eltern wog momentan schwerer. Und er nannte sie Eltern, egal, was Eolind sagte.
    Für Wulfgar war später noch Zeit ...
    Er kam in den Gang mit dem weichen Teppich auf dem Boden und der prächtig beschlagenen Doppeltür, die ins Gemach des Königspaars führte. Es hatte bei Hofe einiges Geraune gegeben, als Gernot verfügt hatte, die Zimmer des Herrscherpaars zusammenzulegen.

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