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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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schwankte, stützte sich an der Tischkante ab. »Aber was dann? Soll ich meinen Eltern folgen? Mein eigenes Leben nehmen?«
    Eolind packte den Prinzen bei den Schultern. »Hört ein letztes Mal auf mich. Euer Tod ist nicht von den Göttern gewollt. Sie hätten Euch sonst nicht von Island weggelockt, als die Xantener kamen. Hört auf die Götter, Prinz Sigurd. Ehrt ihren Willen.«
    Sigurds Augen zeigten den Trotz eines kleinen Jungen. »Ihr wollt, dass ich feige fliehe? Dass ich die Leichen meiner Eltern der Schändung Wulfgars überlasse? Was für ein Leben hätte ich dann noch?«
    »Ein Leben, das zu einem späteren Zeitpunkt von Rache gekrönt werden kann«, flüsterte Eolind eindringlich, »später, wenn Ihr Euch Islands Thron zurückholt.«
    »Aber wie sollte das geschehen?«, hielt Sigurd dagegen. »Wenn ich heute davonlaufe, dann bleibt mir nichts. Keine Familie, kein Gold, keine Macht. Wie sollte ich dann jemals den Thron zurückerobern?«
    Eolind entwand dem zweifelnden Königssohn Schwert und Schild und legte sie beiseite. Er sprach langsam und bedächtig, denn es war wichtig, dass Sigurd dieses eine Mal jedes Wort verstand. »Sigurd, Prinz von Island, ist ab heute ohne Reich. Doch wenn Ihr als Siegfried, rechtmäßiger Erbe von Xanten, das Gold Eures Vaters findet, dann habt Ihr bald ein Heer hinter Euch. Die Nibelungen sind der Schlüssel.«
    »Die Nibelungen?«, flüsterte Sigurd, als müsse er sich an den Klang des Wortes erst gewöhnen.
    Eolind nickte. »Einst errang Siegfried von Xanten ihr Gold, und nach seinem Tod nahmen sie es zurück. Findet die Nibelungen, findet das Gold – und das Schicksal ist wieder offen.«
    »Ich soll auf dem Pfad meines Vaters wandeln?«, fragte Sigurd. »Dem Pfad meines wahren Erbes?«
    Eolind nickte. »Ich weiß, dass Eure Mutter ... dass Königin Elsa immer gehofft hatte, es käme nicht dazu. Der Pfad Eures Vaters war der Pfad des Blutes. Aber nun ...«
    »... nun ist es an der Zeit«, sagte Sigurd. »Ich muss den Rhein hinaufziehen.«
    Gelen und Jon traten heran. »Und wir werden an Eurer Seite stehen!«
    Sigurd schüttelte den Kopf. »Mein Schicksal ist Xantener Schicksal, vielleicht auch Burgunder Schicksal. Aber es ist nicht das eure.«
    Eolind war weise genug, die beiden Gefährten des Prinzen an seine Seite zu nehmen. »Lasst uns hierbleiben und die traurige Pflicht erfüllen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Jon.
    Es war Sigurd, der ihm antwortete. »Mit dem Tod des Königspaars ist Island endgültig gefallen, und ihr seid seine letzten Vasallen. Verhandelt freies Geleit mit Wulfgar, bietet ihm an, das Reich in seinem Sinne zu verwalten – auch wenn nur noch wenig übrig scheint.«
    »Das wäre Verrat!«, rief Jon empört. »Nie werde ich das Reich in blutige Xantener Hand geben.«
    Sigurd nickte ihm freundlich zu. »Nur für den Moment. Wiegt Wulfgar in Sicherheit, und wisst in euren Herzen, dass ihr jeden Handschlag für den neuen König Siegfried tut, der auf euch zählt.«
    Gelen, dessen Gemüt so weich war wie seine Wampe, kämpfte mit den Tränen. »Aber wie können wir Euch gehen lassen, Prinz? Unser Versprechen war, Euch niemals aus den Augen zu lassen. Wir gaben es Gernot.«
    »Und er würde euch danken«, sagte Sigurd. »Aber heute zählen neue Aufgaben, neue Herausforderungen. Wir hatten unsere Zeit, unsere Freuden. Was wir wollen, zählt nun nicht mehr – nur noch Island.«
    Er wandte sich an Eolind. »Leck Wulfgar die Stiefel, wenn es sein muss, und nenn ihn König – aber hüte mein Land bis zu meiner Rückkehr.«
    Eolind ging auf die Knie, die knotigen Hände an seinem Gürtel. »Meinem Herrscher gilt mein Leben.«
    Sigurd nickte. »Dann ist es entschieden.«
    Sie griffen einander bei den Unterarmen, im Kreis, einen geheimen Pakt besiegelnd. Dann nahm Sigurd das Schwert seines Vaters und ging auf die Tür zu, durch die er den Thronsaal betreten hatte.
    »Wollt Ihr nicht in den Kerker zum Gang, der Euch zum Meer zurückführt?«, rief Gelen ihm nach.
    Sigurd hielt ein letztes Mal inne. »Ich hole die Leichen meiner Eltern und meiner Schwester. Sie werden im Meer begraben, in Leinen gehüllt, und mit Steinen beschwert. So, wie es Brauch ist. Wulfgar wird sich über ihre Leiber nicht hermachen können wie der tollwütige Hund, der er ist.«

    Sten wurde unruhig – seit Tagen herrschte besiegte Stille in ganz Island, und der Feldzug hätte als Sieg betrachtet werden können.
    Bis auf die Felsenburg.
    Der Xantener General stand neben seinem

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