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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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einem geheimen Weg? Ich wusste nichts davon.«
    Jon runzelte die Stirn. »Mir scheint, dann trägt er die Bezeichnung zu Recht.«
    Aus dem Innern des Eingangs knisterte und knackte es, und der fahle Schein einer Handfackel erleuchtete das Loch im Fels.
    Es war Sigurd unmöglich zu bestimmen, wie alt der Geheimgang war, durch den sie langsam die Eingeweide der Insel durchschritten. Wenn er zur Burg führte, dann war er wohl zu etwa derselben Zeit angelegt worden wie der Sitz der Könige von Island. Aber niemand wusste genau, wann das gewesen war. Manche Krieger, wenn sie betrunken genug waren, erzählten davon, dass Odin die Felsenburg den Menschen zum Geschenk gemacht hatte, nachdem er die Heimstatt nicht mehr benötigte.
    Der Weg durch den Fels war verschlungen und von großen Höhenunterschieden geprägt. Oft musste die kleine Gruppe die Köpfe einziehen, mitunter sogar kriechen. Nur an Stellen, wo kein natürliches Weiterkommen möglich gewesen wäre, hatten hilfreiche Hände Absätze in den Stein gehauen.
    »Wie kann es sein, dass ich von diesem Weg nichts weiß?«, fragte Sigurd leise, obwohl es keinen Grund gab, die Stimme zu senken.
    »Es ist der Weg des Königs«, antwortete Eolind. »Ich bin sicher, Gernot hätte euch beizeiten eingeweiht.«
    »Vielleicht sind meine Eltern durch diesen Gang geflohen«, mutmaßte der Prinz. »Vielleicht haben sie sich in Sicherheit gebracht.«
    Eolind hielt kurz inne und sah Sigurd im flackernden Licht der Fackel an. »Könnt Ihr das glauben – dass der König geflohen wäre? Könnt Ihr das auch nur eine Sekunde lang glauben?«
    Sigurd senkte den Blick. »Nein. Das würde er niemals tun.«
    Sie marschierten eine Weile weiter durch den Fels. Der Weg war mühsam, die Luft abgestanden und faul – und Sigurd fürchtete das, was am anderen Ende auf ihn wartete. Aber er konnte nicht zurück – die Unwissenheit wäre schlimmer gewesen als alles, was Wulfgar seinen Eltern hätte antun können.
    Aber da war noch etwas.
    Sigurd fühlte sich nicht – allein. Abgesehen von seinen drei Gefährten war da noch das Gefühl von Augen, die ihn aus dem schwarzen Fels heraus zu beobachten schienen. Und sie folgten der kleinen Gruppe, glitten durch den Stein, als sei er morgendlicher Nebel.
    Der Prinz schauderte. Er hatte dieses Gefühl fast schon vergessen. Manchmal, als er noch klein gewesen war, hatten die Augen im Schlaf zu ihm gesprochen. Auf dem Weg in den Kerker war er einmal die Treppe hinabgestürzt und hatte verletzt darauf gewartet, dass ihn jemand fand. Auch damals war da dieses Gefühl gewesen, nicht allein zu sein. Es war kein beruhigendes Gefühl, denn die unsichtbaren Augen hatten etwas Lauerndes. Als warteten sie nur darauf, ihn allein zu erwischen. Als hofften sie auf seine Schwäche, seine Einsamkeit – seinen Tod?
    Absichtlich ließ sich der Prinz etwas zurückfallen und schaute sich vorsichtig um. Da war nichts. Natürlich nicht. Fauler Schlick am rauen Fels, mehr gab es nicht. Aber dennoch ...
    Siiiegfried ... Siiiegfried ... Siiiegfried
...
    Die Stimmen waren leise genug, um als Einbildung abgetan zu werden, und doch war Sigurd sicher, dass er sich nicht täuschte.
    Da war etwas.
    Jemand.
    Und dieser jemand rief nach ihm.
    Der Prinz drehte sich um seine Achse, mit den Händen vorsichtig über den Stein tastend.
    Siiiegfried ... heeeim ... ins Leeeid
...
    »Wer ist da?«, sagte er laut, aber mit einem verräterischen Zittern in der Stimme.
    Seine Freunde, nur wenige Schritte von ihm entfernt, blieben stehen. Jon hielt eine kleine Fackel hoch. »Was ist, mein Prinz?«
    Sigurd bedeutete ihm, still zu sein, und horchte in die Dunkelheit. Aber alles, was er hörte, war das entfernte Geräusch der brechenden Wellen, das sich von den Felsen durch den Höhlengang nach oben mühte.
    Tot ... tot ... totototototototot
...
    »Da!«, zischte der Prinz. »Habt ihr es nicht gehört?«
    Gelen kam zu ihm. »Was gehört?«
    Sigurd musste einsehen, dass die dunklen Stimmen nur für ihn bestimmt waren und dass es nicht die Zeit war, darüber zu grübeln. »Nichts. Lasst uns weitergehen.«
    Noch eine gute Stunde mühten sie sich aufwärts, und immer wieder rutschten ihre Stiefel auf dem feuchten Fels aus. So mysteriös der Gang auch sein mochte – er war sorgsam gepflegt. Immer wieder hingen in gewachsten Stoff geschlagene Fackeln an der Hand, die sie für Licht und Wärme entfachen konnten.
    Schließlich erreichten sie das Ende des Höhlentunnels – an einer Mauer.
    Jon strich mit der

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