Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
König und blickte missmutig die schwarzen Steinmauern hinauf, die jedem Versuch, sie einzunehmen, getrotzt hatten.
    Es war alles vergebens gewesen. Das große Doppeltor, das den einzigen Zugang bildete, hatte jeder Ramme ebenso widerstanden wie jeder Fackel. Mit Pferden und Ketten hatten sie versucht, die Querbalken der Innenseite zu brechen, Sägen hatten sie in den Spalt gedrückt, um das Holz zu stückeln. Doch die alten Bohlen waren in der salzigen kalten Luft über die Jahrhunderte wie Stein geworden, und die sauren Poren widerstanden sogar brennendem Öl.
    »Wann mag dem König das Essen ausgehen?«, murmelte Sten. »Wann ist das letzte Brot verzehrt, der letzte Wein getrunken?«
    Wulfgar spuckte vor sich auf den Boden. »Es ist mir gleich. Je länger sie warten, um sich zu ergeben, desto länger werden ihre Qualen sein.«
    »Den König vor den letzten Untertanen zu demütigen, wird die Isländer brechen«, stimmte Sten zu. »Dann wird die Insel Xanten untertan, und keiner wird mehr Euer Thronrecht infrage stellen können.«
    »Ich habe gehört, die Königin sei von dunkler Schönheit«, sagte Wulfgar, seinen Blick auf den Seitentrakt gerichtet, hinter dem er das Herrscherpaar vermutete. »Vielleicht werde ich sie vor den Augen Gernots nehmen, bis ihr Leib sich mir ergibt – oder sie Gefallen daran findet.«
    Sten antwortete nicht. Die ausgesuchte Grausamkeit des Königs war bekannt, und es war tödlich, sie zu tadeln. Warum auch? Wulfgars Blutgier sicherte die Macht, und die Macht sicherte Sten den Posten.
    Ein Rasseln alter Ketten und ein Kratzen mächtiger Balken riss beide Männer aus ihren Gedanken. Die Wachen, die vor der Felsenburg postiert waren, zogen ihre Schwerter und hielten die Lanzenspitzen gegen das Doppeltor, hinter dem sich etwas regte.
    Und das Tor – schwang auf.
    Langsam zuerst, wie ein großes schwarzes Auge nach langem Schlaf. Ein Mechanismus aus Gewichten, Winden und Kurbeln ermöglichte es zwei Männern, die tonnenschweren Flügel aufschwingen zu lassen.
    »Männer, antreten!«, schrie Sten, obwohl es nicht nötig war – die Xantener Krieger, in der Belagerung fast schon träge geworden, eilten herbei, um einem etwaigen Ausbruchsversuch der letzten Isländer mit blanken Klingen zu begegnen.
    Doch es waren keine Elitesoldaten, die ins Freie stürmten, kein letztes Aufgebot des Königs Gernot – es waren ein alter Mann und zwei junge Kerle.
    Das Gefälle zwischen erwarteter und erlebter Gegenwehr war so groß, dass niemand auf die Idee kam, die Isländer anzugreifen. Unsicher warteten die Krieger auf den Befehl Wulfgars.
    Der König von Xanten bedeutete seinen Männern, die Burg einzunehmen, solange das Flügeltor einladend offen stand. Mehrere Dutzend Bewaffnete drängten sich an Eolind, Gelen und Jon vorbei.
    »Sie werden nichts mehr finden, was zu plündern oder meucheln lohnt«, verkündete Eolind sachlich, doch mit brüchiger Stimme.
    Sten und Wulfgar traten auf den alten Mann zu. Wulfgar zog sein Schwert und hielt Eolind die Spitze an den Hals. »Wähle deine nächsten Worte gut, wenn sie dein Leben retten sollen.«
    »Der König und die Königin sind tot, und das Reich ist Euer«, antwortete Eolind ohne Hast.
    Es donnerte. Ein Sturm zog auf.

    Obwohl sie tot waren, wollte Sigurd nicht von seiner Familie lassen. Er hatte die Leichen in ihre Laken gewickelt und mühsam durch den Felsengang zum Meer hinuntergeschleppt. Doch als er auf der kleinen Steinspitze stand, die zum endlosen Horizont zeigte, versagten seine Arme ihren Dienst. Sie konnten, sie
wollten
die Körper nicht dem Wasser übergeben, obwohl es der letzte Ehrendienst war, den Sigurd seinen Eltern erweisen konnte.
    Mit heißen Tränen auf den Wangen zog er den Leichnam seines Vaters schließlich an die Brust. Die Steine im Stoff zerrten zum Meer, und mit einem Schrei stieß Sigurd endlich den toten Gernot von sich.
    Wie zum Gruß zuckte ein Blitz über den Horizont, eine Fackel der Götter für einen gefallenen König. Das Wasser nahm ihn gnädig auf, und der weiße Schatten tanzte in die Tiefe.
    Es folgte Elsa, Königin von Island, Mutter von Sigurd, wenn nicht des Leibes, dann doch des Herzens.
    »Nicht das Ende!«, schrie Sigurd und schickte ihren Körper dem geliebten Gatten hinterher.
    Mit Lilja hielt sich Sigurd nicht lange auf. Den kleinen Leib in den Händen zu halten war ein zu großer Schmerz, und der Gedanke, ihr Leben nicht gerettet zu haben, wog schwer auf Sigurds Brust.
    »Niemals das Ende!«, tönten

Weitere Kostenlose Bücher