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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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halten, damit er Widersprüche erkennen konnte.
    Der General grunzte. »Sie werden nicht versiegen, das verspreche ich Euch.«
    »Kein Schwert knechtet ein totes Volk«, hielt Eolind dagegen. »Schon jetzt ist der Ertrag aus den Minen nur ein Bruchteil dessen, was vor der Annexion gefördert wurde. Und jede Hand am Erz fehlt auf den Feldern und in den Ställen.«
    Sten brauchte ein wenig, um das zu verarbeiten. Es gefiel ihm, das erniedrigte Volk der Isländer herumzuscheuchen – aber bei seinem König in Ungnade zu fallen, war auch keine Lösung. »Sag, was du sagen willst, alter Mann.«
    Eolind griff an seinen Gürtel, und sofort hatte Sten die Hand am Schwert, doch der alte Isländer zog nur eine Schriftrolle hervor, die er mit einem Lederband an der Hüfte trug. »Ich habe einen Plan erarbeiten lassen.«
    »Was für einen Plan?«
    »Einen Plan für den Wiederaufbau Islands.«
    Sten lachte. »Wulfgar hat das Land kaum dem Erdboden gleichgemacht, um es danach hochzupäppeln.«
    Eolind verriet kein Gefühl. »Es wird sich selber aufrichten. Wie seit Jahrhunderten. Der König von Xanten hat sein Ziel erreicht – die letzten Thronerben Islands sind vernichtet. Warum sollte ihn stören, wenn sein Besitz nun gedeiht? Gibt es einen größeren Triumph, als den Feind nicht nur zu besiegen, sondern sein Land sogar zu neuer Blüte zu führen?«
    Widerwillig nahm Sten das Dokument entgegen und rollte es auf dem Tisch aus. Es war eine Karte der Insel, mit allen Siedlungen, Höfen und Minen eingezeichnet. Viele davon waren ausgestrichen, Pfeile deuteten von einem Punkt zum anderen. Ringförmig waren einige Orte durch Striche verbunden, besonders im größeren Umkreis der Felsenburg. »Ich verstehe nicht, was das Gekrakel soll.«
    Eolind beugte sich ebenfalls über die Karte. Es war nun der Zeitpunkt, Sten auf die Seite Islands zu holen, ohne dass es ihm bewusst war. »Große Teile der Bevölkerung sind bei der Invasion gefallen, es fehlt an Arbeitern wie an Bauern. Die Reste sind zu weit verstreut: In manchen Minen wird abgebaut, aber nicht mehr fortgeschafft. Mancher Bauer hütet sein Vieh, hat aber keine Frau mehr, die das Fleisch verarbeitet. Ich schlage daher vor, alle Siedlungen im Norden und Nordosten aufzugeben und die verbleibenden Isländer in den Dörfern rund um jene Minen anzusiedeln, die in Marschweite der Burg sind. Kurze Wege, viele Hände und wenig Verlust.«
    Sten fuhr mit den Fingern über die Linien, als würde es ihm helfen, den Vorschlag besser zu verstehen. »Island wäre dann ...«
    »... sozusagen ein Stadtstaat«, vollendete Eolind. »Die Burg als Zentrum, alle notwendigen Anlagen und Stallungen in der Nähe.«
    Es war ein vernünftiger Gedanke – und doch gefiel er Sten nicht. »Große Teile des Landes sollen wir aufgeben?«
    »Nur vorübergehend«, hielt Eolind dagegen. »Was nützt die reichste Ader in der größten Mine, wenn wir das Erz vor den Stollen aufschütten müssen, weil kein Transportmittel zur Verfügung steht? Auf ein kleines Gebiet konzentriert, kann Island als Gemeinwesen funktionieren und ohne Raubbau an sich selbst Waren und Profit für den König von Xanten abwerfen.«
    Die Idee war so neu nicht – in schlechten Zeiten schrumpften Reiche immer wieder auf ihren Kern zusammen, drängten sich Mensch und Tier um die Burg, die Schutz und Aufsicht versprach. Aber Sten war in der Kriegskunst ausgebildet, nicht in der Staatsführung. Doch er nickte. »Wenn ich dem König weiter beladene Schiffe schicken kann, dann lasse ich dich gewähren.«
    Zufrieden nahm Eolind das Pergament an sich, doch Sten war noch nicht fertig. »Sollte es sich jedoch erweisen, dass die versprochenen Erträge ausbleiben und der König mir deswegen zürnt, dann wird es dein Kopf sein, der zuerst rollt.«
    Eolind nickte. »Seid versichert, General – zu viele Pflichten halten mich davon ab, Ruhe im Tod zu suchen. Wenn Ihr gestattet?«
    Sten winkte mit der Hand ab, und Eolind machte sich auf den Weg aus dem Thronsaal, vorbei an den Soldaten, die Wulfgar zusammen mit ein paar Generälen auf der Insel gelassen hatte. Niemand hörte sein Flüstern. »Sterben kann ich, wenn Island wieder frei ist.«
    Er ging mit zügigen Schritten aus der Burg, nahm ein paar Ecken und Seitenstraßen, ohne verfolgt zu werden, und fand schließlich die alte Taverne, die früher die seefahrenden Händler beherbergt hatte. Er vergewisserte sich, dass keine Xantener Ohren anwesend waren. Die Wirtin Lili nickte ihm freundlich zu und

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