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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Belustigung umher, Musikanten spielten an jeder Ecke auf. Kinder sangen eilig geschriebene Lobgesänge auf den König, und viele Barden, die nicht dabei gewesen waren, priesen den Heldenmut der Xantener Truppen in der Schlacht gegen das räudige Island. Es lag der Geruch von Brot und Fleisch in der Luft, von Hopfen und frischem Käse.
    Xanten spielte Sieger und fühlte sich doch im Herzen nicht weniger besiegt und geplündert als Island. Zwar hatten die Soldaten auf Karren und in Kisten vieles mitgebracht, was nun in Island fehlte, doch war es kaum zu erwarten, dass aus den Erzen Töpfe für das Volk würden oder dass auch nur eine Goldmünze für Brot auf dem Tisch der armen Familien sorgen sollte. Was nach der Entlohnung der Söldner übrig blieb, das war des Königs und des Königs allein.
    Xandria stand vor dem Hofstaat, als ihr Vater vom Pferd stieg. Ihr Kleid war von dunklem Blau, die formelle Tiara konnte das rote Haar nicht bändigen, und deshalb war es mit Schleifen an den Schläfen nach hinten gebunden. Ihre helle Haut glänzte silbrig, als wollte sie den grünen Saphir-Augen Fassung sein. Über dem Samt hing ein goldener Gürtel um die Taille, geschlossen mit dem Wappen von Xanten. Nicht mit dem alten Wappen jedoch, welches seit Generationen dem Volk vom Stolz gekündet hatte: Wulfgar hatte es ersetzen lassen durch einen Wolfskopf, in dessen Zähnen eine Schlange starb.
    Erneut ertönten die Trompeten, und die Herolde riefen durcheinander: »Der König! Der König!« Der Jubel der privilegierten Stände war etwas weniger pflichtschuldig als der des gemeinen Volkes, versprach man sich doch von der Rückkehr Wulfgars wilde Feste und unerhörte Geschichten. Unter der Verwaltung Xandrias war es in den letzten Monaten sehr ruhig, viele sagten schläfrig geworden. Der Hofstaat hatte die Aufregung vermisst, den Kitzel eines Monarchen, dessen Launen über Leben und Tod entschieden.
    Wulfgar riss die Arme hoch, Schwert und Schild schwenkend. Die Kunde seines Sieges war schon vor Wochen gekommen, und nun holte er sich die verlangte Anerkennung, wenngleich er selbst keinen Feind im fairen Kampf getötet hatte. Dennoch – er war der Triumphator.
    Knappen nahmen ihm die Ausrüstung ab, brachten den Königsmantel, den er über das dreckige Wams zog, und nahmen ihm den Helm vom Kopf, um ihn durch die Krone zu ersetzen.
    Wulfgar wandte sich seiner Tochter zu, und Xandria machte einen Knicks, die Augen fest auf den Boden gerichtet. Es stand ihr nicht zu, als Erste zu sprechen.
    Der König nahm seine Tochter nicht in die Arme. Schon nach ihrer Geburt hatte er sie nur angefasst, um sich zu vergewissern, dass ihr kleiner Körper keine Abnormitäten aufwies. »Was hast du zu sagen?«
    Xandria sah nicht auf. »Der Hof ist wohlgeführt, Vater. Das Wenige, das die Ernte gegeben hat, wird sorgsam verwaltet, und auf dem Land ...«
    »Gut, gut«, knurrte Wulfgar ungeduldig. »Soweit also alles in Ordnung.
Essen!
«
    Mit diesem letzten Wort, das Befehl wie Ankündigung war, ließ er seine Tochter stehen und marschierte in Richtung Thronsaal. Seine Ratgeber, Günstlinge, Generäle und Verwalter wieselten ihm hinterher, erleichtert ob der groben, aber guten Laune des Königs.
    Die Frauen waren zum Festmahl nicht geladen. Diejenigen, denen Arbeit zugewiesen war, verteilten sich schnell, während die Hofdamen noch kurz schwatzten, bevor es in die Gemächer ging, um sich für die Nacht der Sieger vorzubereiten.
    Hede trat von hinten auf Xandria zu. »Der König scheint gut gelaunt zu sein. Danken wir dem Himmel.«
    Die Prinzessin sah sich um. Jetzt, da sie nichts mehr zu sagen hatte, suchte kein Höfling mehr ihren Blick, stand kein Ratgeber mehr im Hintergrund, um auf ihren Wink zu reagieren. Sie war wieder Xandria, die Prinzessin, nicht Xandria, die Herrin. Sie seufzte. »Ja, danken wir dem Himmel.«
    Die Tür zum Thronsaal ging auf, und ein paar Diener trugen große Holzschalen heraus, auf denen sorgsam gedünstetes Gemüse lag. Achtlos wurde das Essen auf die Steine neben der Tür geschüttet, und auf den entsetzten Blick der Prinzessin hob einer der Günstlinge entschuldigend die Schultern. »Der König wünscht das Fleisch, Majestät – nur das Fleisch.«
    Xandria warf Hede einen gleichermaßen überlegenen wie enttäuschten Blick zu. »So viel zur sorgsam ausgewählten Speisenfolge.«
    Dann rief sie laut nach ein paar Burschen, die sich bei den Ställen langweilten. »He, ihr da! Kommt herbei und sammelt das gute Essen wieder

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