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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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es. Ich werde in Worms auf dich warten.«
    Sigurd schüttelte seine Hand. »So sei es. Und wenn ich beim nächsten Neumond nicht wieder da bin ...«
    »... dann werde ich weiter warten«, versprach Nazreh. »Zeit ist bedeutungslos.«
    Es war gesagt, was zu sagen war. Sigurd drehte sich dem Wald zu, dessen ganzes Wesen böse war und dessen Atem faulig zwischen den Stämmen waberte.
    Der Wolf heulte erneut. Weiter vorn. Er war schon vorausgeschlichen.

    Hätten Sigurd und Nazreh sich der Burg Burgund nur ein paar Schritte mehr genähert, hätten sie die Gestalt ausmachen können, die ihnen von der Burgmauer hinterhersah. Während die Römer den nasstrüben Morgen in den Gemächern und Küchen der Burg verbrachten, stand sie einsam im Schnee, kalte Hände auf ebenso kalten Stein gestützt.
    Der Nebel trübte Brunhildes Blick nicht. Klar sah sie die beiden Freunde, von denen einer entschlossen war, sich den Nibelungen zu stellen. Er wollte den Tod – oder das Recht auf seinen wahren Namen.
    Natürlich war der Nebel kein Zufall, und die feuchte Kälte, die jedermann in Worms in den Häusern hielt, kam nicht vom Winter allein. Heute war ein besonderer Tag, und die Götter gaben ihm den angemessenen Rahmen.
    In der Welt der Sterblichen war die Walküre Brunhilde so körperlich, wie sie es sein wollte. In diesem Moment war ihr Wesen Fleisch und Blut und dem eines normalen Menschen so nahe, wie es ihr erlaubt war. Wenn sie einatmete, füllten sich ihre Lungen mit klarer kalter Luft, auch wenn kein Herzschlag diese Luft dann in die Adern trieb.
    Es erinnerte sie an Island. Die Kälte, der Schnee, die groben Quadern der Burgmauern. Oft hatte sie in der heimischen Burg auf dem Wehrgang gestanden und über den Fjord auf das Meer geblickt. Tagelang. Jahre.
    Sie hatte auf Siegfried gewartet.
    Der Wolf heulte und riss Brunhilde aus den traurigen Gedanken.
    »Du hast recht«, flüsterte sie. »Aber gönn mir doch wenigstens die Erinnerung.«
    Ihr scharfer Blick fand Sigurd, der nun allein in den Wald ging. Es war der Ort, an dem Brunhilde ihm nicht beistehen konnte, der auch für sie uneinsehbar war.
    Der Wald der Nibelungen. Sie hörte schon ihr Zischeln und meckerndes Lachen aus der Ferne.
    Und wieder rief der Wolf.

    Es war nicht die warme weiche Hand von Hede, die Xan-dria an diesem Wintermorgen weckte. Und das war schon ungewöhnlich genug. Niemand sonst hatte das Recht, ihr Gemach zu betreten.
    Was die Prinzessin weckte, war ein Schrei.
    Spitz, dünn, von versiegender Kraft.
    Xandria schreckte auf, der Blick durch das Fenster verriet den fortgeschrittenen Morgen. Das kalte Wasser in der Schüssel neben dem Bett erfrischte ihr Gesicht, und mit flinken Fingern zog sie ein Kleid über.
    Wieder ein ungewohntes Geräusch. Ein klagendes Wimmern, das mühelos die Mauern zu durchdringen schien.
    Es kam vom Hof.
    Xandria musste sich auf Zehenspitzen stellen und sich weit über die Fensterlaibung beugen, um hinuntersehen zu gönnen. Was sie erblickte, war so furchtbar, dass sie zurücktaumelte und ihr vor Entsetzen schlaffer Arm einen mannshohen Fackelhalter aus Eisen umstieß.
    Das durfte nicht sein!
    Die Füße nur in groben Fellschuhen, stürzte sie durch die Korridore, die steinernen Treppen hinab, durch die Vorhalle und schließlich an den Torwachen vorbei hinaus in den Hof.
    Sie fiel ihrem Vater in den Arm, als er gerade den hölzernen Knüppel zum letzten Schlag erhob.
    »Nein!«
    Wulfgar stieß seine Tochter unwillig beiseite und trat nach dem gebrochenen und blutenden Körper, der vor ihm im Schnee zitterte.
    Hede.
    Ihr Gesicht war geschwollen, ihr linker Arm unnatürlich verdreht, und in Höhe des Unterleibs tränkte Blut die vormals weiße Schürze.
    »Halt dich raus«, beschied der König. »Sie ist es, die mich vergiften wollte. Händler haben ihr die Kräuter verkauft, und eine Magd hat sie mit dem Beutel zur Nacht in die Burg schleichen sehen.«
    Erneut fand sein Stiefel den geschundenen Leib, und Hede krümmte sich im Schmerz.
    Der halbe Hofstaat stand im kalten Morgenlicht und sah dem grausamen Spektakel zu. Wulfgar hatte es so verlangt – es sollte Strafe wie Warnung sein, sich gegen den König zu stellen.
    Xandrias Blick fand den ihrer Hofdame und konnte doch keine Linderung versprechen. Hede tat, was ihre Aufgabe war. Sie schützte ihre Herrin. Und Xandria blieb nichts als stiller Dank.
    »Lass Gnade walten, wo keine Gnade sein sollte«, flüsterte die Prinzessin dringlich, keine Träne zurückhaltend. »Wirf sie

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