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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Feldzug die Feinde überrascht und unterworfen hatte. Der Fall Xantens machte Island zu einer Mittelmacht, die stolz am Tisch mit den Franken und den Sachsen sitzen konnte.
    Jubel umbrauste Sigurd, als er mit seinen Gefährten vom Schiff stieg, Blütenblätter regneten auf die Rückkehrer. König Gernot legte seinem Sohn die Hände auf die Schultern, Elsa drückte ihn an sich, und Lilja sprang in seine Arme. Sie flüsterte in sein Ohr: »Ich wusste, dass das Horn dich schützt.«
    Lachend gab er seiner Schwester den Talisman zurück. »Nun brauche ich ihn nicht mehr.«
    Dann kam Eolind. Seine Planung hatte nicht wenig geholfen, den unbedachten und groben Angriff der Xantener schon zu vereiteln, bevor ihre Schiffe im Hafen festgemacht hatten. Er hatte die Generäle Wulfgars persönlich gerichtet, als dieser die feige Flucht seinem gerechten Schicksal vorzog.
    Sigurd umarmte seinen väterlichen Freund in Dank und Respekt.
    Dann wurde gefeiert, wie Island es noch nicht erlebt hatte. Einen Mondzyklus lang spielten die Musiker, unterhielten die Gaukler, flossen Bier und Wein. Kein Kelch, der nicht auf Sigurds Segen geleert wurde, und keine Nacht, in der den jungen König nicht die schönsten Töchter des Landes auf dem Lager erwarteten, um seine trunkene Leidenschaft mit nackten Körpern zu empfangen.
    Als Sigurd an einem dieser Tage auf der Burgmauer stand und den Blick gen Süden richtete, war er stolz und glücklich. Sein Kriegsschiff wurde schon beladen, um ihn zurück an den Rhein zu bringen, und kaum dass er wieder auf dem Thron von Xanten saß, würde er seine Heiratswilligkeit verkünden, auf dass ihm die Königshäuser aller Länder ihre Prinzessinnen boten.
    Er war ein guter und gerechter König, mit starkem Schwert und weisem Charakter. Xanten war wohlhabend genug, um niemals die Hände nach anderen Reichen ausstrecken zu müssen – und wehrhaft genug, um jeden Angreifer zurückschlagen zu können. In der Bruderschaft zu Island war es ein starker Partner. Der Gedanke, die Insel seiner Kindheit gleichsam unter seine Fittiche zu nehmen, gefiel Sigurd.
    In der Ferne heulte ein Wolf.
    Ein Wolf?
    Auf ganz Island gab es keine Wölfe.
    Und doch – da war es wieder. Das lang gezogene Gejaule war nicht zu verwechseln. Für den Hauch eines Moments fragte sich Sigurd, woher er wusste, wie ein Wolf klang, wenn es auf Island doch keine gab. Er konnte sich nicht erinnern, auf dem Feldzug gegen Xanten die Raubtiere in den Wäldern gehört zu haben.
    Tief zog er die frische Luft des Meeres in seine Lungen und hielt inne, als sie nicht salzig und kühl schmeckte. Leicht moderig roch es, und es kratzte in seiner Nase wie von leichter Säure.
    Bevor er weitergrübeln konnte, trat seine Mutter Elsa zu ihm und legte von hinten die Arme um seinen Brustkorb, den Kopf auf seine Schulter. »Schaut der Sieger auf sein dankbares Reich?«
    Sigurd lächelte. »Island ist nicht mein Reich, Mutter.«
    »Aber das wird es sein, mein geliebter Sohn – wenn Gernot dereinst abtritt, liegt es an dir, auch hier ein weiser König zu sein.«
    Er drehte sich zu Elsa um und sah sie milde an. »Ich habe darüber nachgedacht. Zwei Reiche, die nicht aneinan-dergrenzen, sind schwer zu regieren, und ein Volk wird sich immer vernachlässigt fühlen, wenn der Regent in anderen Grenzen weilt.«
    »Und hat der kluge Sigurd schon einen Plan, wie er das Problem zu lösen gedenkt?«, neckte Elsa.
    Sigurd nickte. »Euer Einverständnis vorausgesetzt, sollten wir die Erbfolge für Island ändern. Meine Schwester Lilja wird dereinst eine gute Königin sein. So bleibt das Blut der Familie beiden Reichen erhalten.«
    Die Königin küsste Sigurds Nasenspitze. »Großmut und Bescheidenheit zeichnen dich aus. Ich bin sicher, die Idee wird auf breite Begeisterung treffen. Allerdings mag Lilja noch ein wenig jung sein.«
    »Das seid ihr ja auch«, hielt Sigurd dagegen. »Und läge es in meiner Macht als König von Xanten – ich würde Gernot befehlen, noch mindestens zwanzig Jahre zu regieren.«
    Sie lachten, und Sigurds Herz war leicht und unbeschwert.
    Bis wieder der Wolf heulte.
    »Hörst du das?«, fragte er.
    Elsa horchte hin. Obwohl der Ruf des Tieres noch nicht verhallt war, schüttelte sie schließlich den Kopf. »Es ist still. Ich höre nur den Wind.«
    Wie zum Protest ertönte das Gejaule erneut, und Sigurd sah seine Mutter erregt an. »Da! Wie kannst du sagen, dass du es nicht hörst? Es ist ein Wolf.«
    Elsa strich ihrem Sohn sanft über die Wangen. »Es

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