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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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sollte, aber die Wut über Si-gurds Flucht aus dem Traum gab ihnen ungeahnte Macht.
    Stirb hiiier ... stirb heeeuteee ... stirb jeeetzt
...
    Sie lachten in sein Gesicht, kreischten in seine Ohren, kratzten auf seiner Zunge – und sein Verstand begann sich von seinem Körper zu lösen. Sein Kopf sackte haltlos zur Seite, und Speichel rann aus seinem Mund. Die klaren Gedanken in seinem Kopf verblassten, und da war nur noch ein schwarzer Strudel, dumpf und leer. Sigurd sehnte sich nach dem Strudel, der Ruhe, dem Nichts ...
    Nein!
    Seine Hände fanden die Wunde am Bein, das blutgetränkte Tuch darum – und drückten kräftig in das Fleisch.
    Wieder brach der Bann der Nibelungen, wieder brachte der Schmerz Sigurd von Island in die Wirklichkeit und zu sich selbst.
    Sein Körper sackte zu Boden, als die Nibelungen ihn losließen, und es wurde augenblicklich still. Nur in Sigurds Ohren pochte das Blut und in seinem Kopf der Schmerz.
    Sonst war da nichts.
    Sigurd atmete flach und leise. Er spürte den Boden, roch den fauligen Wald vor der Höhle, fühlte den Wind auf dem Arm, von dem er den Stoff gerissen hatte. Ein paar Barthaare kratzten seine Lippen.
    Er war er selbst. Und er war Herr seiner selbst.
    »Ich bin ... Sigurd von Island«, würgte er schließlich hervor. »Und ich ... bin ... Siegfried von Xanten.«
    Keeehr um ... keeehr um ... kehrumkehrumkehrum
...
    Die Stimmen klangen böse, herablassend, doch Sigurd spürte auch die Angst und Verwirrung der Nibelungen. Schon die Tatsache, dass sie bereit waren, ihn gehen zu lassen, war ein Beweis ihrer schwindenden Macht. Denn eigentlich wollten sie seinen Tod.
    Im fahlen Licht sah er einige Drachenschuppen herumliegen, und Knochen, die von Menschen stammten. Die Menge der hier ausgetragenen Kämpfe, das Ausmaß der Tragödien, er mochte sie sich kaum vorzustellen.
    »Ihr hattet einen Drachen zum Schutz«, sagte Sigurd leise, jedes Wort gegen den Schmerz in seinem Körper kämpfend. »Und trotzdem ... blieb mein ... Vater siegreich. Was habt ihr mir entgegenzusetzen?«
    Das Gooold ... kein Glüüück ... für Siiiegfried
...
    Langsam kam Sigurd auf die Füße und achtete sorgsam darauf, das verletzte Bein nicht zu stark zu belasten. »Mein Vater bezwang den Drachen. Er ist eine Legende. Das Gold machte ihn erst zum Prinzen, dann zum König. Er bekam die Frau, die er liebte, und das Reich Xanten. Und am Ende mich.«
    Der Preeeis ... der Fluuuch ... der Toood
...
    Sigurd spuckte etwas Blut auf den Boden. »Der Preis wurde gezahlt, nicht nur von ihm! Reiche sind für das Gold versunken!«
    Der Chor der Nibelungen-Stimmen wurde leiser, und Sigurd spürte die Unsicherheit der Geistwesen. Der Gedanke hatte ihn selber überrascht – hatte sein Vater nicht tatsächlich jeden Preis für das Gold bezahlt? Er hatte den Drachen besiegt und war in den Tod gegangen. Und wenn der Preis bezahlt war – gehörte das Gold dann nicht seinem Sohn?
    Das Gooold ... unser Gooold ... niemals Menschengooold
...
    »Dann bringt es an einen Ort, an dem es nicht gefunden werden kann. An einen Ort, den nicht mal die Legenden kennen. Doch nennt nicht Ort und Preis, wenn ihr keinen Herausforderer sucht!«
    Unser Gooold ... unser Preeeis ... niemals gezaaahlt
...
    Sigurd wurde klar, dass die Nibelungen sich im Kreise drehten und der Lockruf des Goldes für sie ein grausames Spiel war. Er zwang sich, mühsam ein paar Schritte zu gehen, in die Höhle hinein, mit dem Wind. Dort schimmerte es stärker, und dort vermutete er das Gold.
    Nur wenige Nibelungen zischten nun erbost.
    Neuer Rauuub ... neuer Fluuuch ... neues Leeeid
...
    Sigurd winkte müde und schmerzgeplagt ab. »Dummes Gerede – das Gold, das ihr einst zurückverlangt habt, war schon lange nicht mehr eures! Gerechter Lohn war es für die Taten meines Vaters. Nicht ihr könnt verlangen, es zu behalten –
ich
kann verlangen, es zu bekommen!«
    Er fand die Höhle mit dem goldenen Brunnen, den Boden übersät von Reichtum und Juwelen, dass es die Augen schmerzte. Edle Steine wie Münzen, Geschmeide wie Waffen, und in allem spielten die Lichtreflexe des Wassers.
    Sigurd war als Prinz aufgewachsen, und Schätze lockten ihn nicht aus persönlicher Gier. So viel Gold wie möglich zusammenzuraffen, das war keine Freude. Die edlen Metalle waren Mittel zum Zweck, das Werkzeug, um Wulfgar zu stellen und Island zu befreien. Es drängte Sigurd nicht, im Gold ein Bad zu nehmen und dabei närrisch zu jauchzen.
    Er steckte kurz den Kopf in den Brunnen, damit

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