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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Ungeduld.
    Er versuchte sie als Anzeichen der Krankheit zu unterdrücken, die ihn in sein gegenwärtiges Dilemma geführt hatte. Er haßte sein eigenes Blut, seine Zauberei, seine Abhängigkeit von seinem Runenschwert oder andere ungewöhnliche Stärkungsmittel. Und als Armadine Goodool sie auf den Dorfplatz führte (der ringsum von Läden, öffentlichen Gebäuden und Häusern von offensichtlichem Alter gesäumt war), um sie dort einem Willkommensausschuß vorzustellen, zeigte Elric wenig Wärme, obgleich er wußte, daß Lügen, Heuchelei und Täuschung die Gebote der Stunde waren. Sein Versuch, ein Lächeln zustande zu bringen, brachte auf der anderen Seite keine Fröhlichkeit hervor.
    »Willkomm’n, willkomm’n«, krähte eine grüngekleidete Erscheinung mit einem kleinen Spitzbart und einem Hut, der sich anschickte, den gesamten Kopf und den halben Körper zuzudecken. »Im Namen der Zügelmärvna und -phrauen phon Trollon mög wi förderhi eur Weche mit Freud’n fahr’n. Oder in der jemeinsamen Sprache ausjedrückt müßt Ihr uns nu alle als Eure Brieder un Schwestern anseh’n. Ich heiß Filigwip Nant, und ich kümmer mich um die Schauspiele…« Daraufhin stellte er eine zusammengewürfelte Gruppe mit sonderbaren Namen, eigenartigen Akzenten und unnatürlichen Gesichtstönungen vor, deren Auftreten Wheldrake mit sc±ireckerfülltem Erkennen beobachtete. »Das könnte die Putney Fine Arts Society sein«, murmelte er, »oder schlimmer noch, die Surbiton Poetasters - ich war bei beiden und vielen weiteren ein unfreiwilliger Gast. Soweit ich mich erinnere, war Ilkley am schlimmsten…« Und er verfiel in seine düsteren Betrachtungen, während er mit einem Lächeln, das kaum überzeugender als das des Albinos war, die Aufzählung provinziellen Ruhms über sich ergehen ließ, bis er seinen kleinen Schnabel in einen Himmel reckte, der immer noch bewölkt und dunstig war, und eine Art Schutzdeklamation begann, die ihn sofort mit dem grünen, schwarzen und purpurnen Samt, dem raschelnden Brokat und den romantischen Rüschen, dem Duft von hundert Gartenblumen und Kräutern, den Zigeuner-Literati umgab. Und davontrug.
    Auch die Rose und Elric scharten zeitweilige Jünger um sich. Dies war offenbar ein Dorf von einigem Wohlstand, das nach Neuheiten lechzte. »Wißt Ihr, in Trollon sind wir sehr weltbürgerlich eingestellt. Wie die meisten ›Diddicoyim‹-(ha, ha)-Dörfer bestehen wir fast nur noch aus Außenseitern. Ich bin selbst eine Außenseiterin. Aus einem anderen Reich, wißt Ihr. Aus Heeshigrowinaaz, in der Tat. Kennt Ihr das vielleicht…?« Eine Frau in den mittleren Jahren mit aufgedonnerter Perücke und beträchtlicher Bemalung hakte sich mit einem ringbehängten Arm bei Elric ein. »Ich heiße Parapha Foz. Mein Mann ist natürlich Barraban Foz. Ist das nicht langweilig?«
    »Ich habe das Gefühl«, sagte die Rose leise, als sie mit ihrer eigenen Bewundererschar vorbeiging, »daß dies die schwerste Prüfung von allen sein wird…«
    Doch Elric kam es so vor, daß sie auch erheitert war, und zwar besonders über seine Miene.
    Und er beugte sich mit geschmeidiger Ironie dem Unvermeidlichen.
    Es folgte eine Anzahl von Einführungsritualen, mit denen Elric nicht vertraut war, die Wheldrake jedoch als nur allzu vertraut fürchtete und die die Rose hinnahm, als ob sie dergleichen Erfahrungen schon eingehend hinter sich gehabt hätte.
    Es gab Essen und Ansprachen und Vorführungen, Besichtigungen der ältesten und sonderbarsten Dorfteile, kleine Erläuterungen zu seiner Geschichte und seiner Architektur und zu seiner ach, so wundervollen Restaurierung, bis Elric, der ständig über die gestohlene Seele seines Vaters nachgrübelte, sich wünschte, sie würden sich in etwas verwandeln, womit er leichter fertigwerden könnte - wie vielleicht in die hüpfenden, schlitternden, sabbernden Ungeheuer des Chaos oder in einen nicht ganz bei Verstand befindlichen Halbgott. Selten hatte er sich sosehr gewünscht, sein Schwert ziehen zu können und damit diesen Mischmasch aus Vorurteilen, Halbwissen, Hochnäsigkeit und vorgekauter Meinung, aus lauten überheblichen Stimmen zum Schweigen zu bringen, die von allem, was sie angetroffen und gelesen hatten, so gründlich in ihrer Selbstsicherheit bestärkt worden waren, daß sie zuversichtlich und unerschütterlich an ihre Herrschaft über die Wirklichkeit glaubten…
    Und die ganze Zeit über dachte Elric an die armen Seelen drunten, die ihre Leiber gegen die Laufbretter stemmten

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