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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Neugier, bevor sie wieder verschwand. Ein weiteres Dorf folgte, dann noch eins. Ein Bursche in bemaltem Lederwams und Messinghelm schien mehr Interesse für ihre Pferde als für sie selbst zu bezeugen, schickte sie jedoch mit dem Ruck seines Daumens fort, was Elric zu der gemurmelten Feststellung veranlaßte, daß er mit diesen Barbaren nichts mehr zu schaffen haben wolle, sich einen anderen Weg suchen und seine Mission anderweitig erfüllen werde.
    Das nächste Dorf entsandte einen stattlichen Zigeuner in Kopftuch und bestickter Weste, dessen schwarze Samthose in weißen Strümpfen steckte. »Wir brauchen die Pferde«, sagte er, »aber Ihr seht mir wie Intellektuelle aus. Von der Sorte Unruhestifter braucht dieses Dorf am allerwenigsten. Daher entbiete ich Euch ein Lebewohl.«
    »Weder wegen unseres Verstandes noch unseres Aussehens werden wir geschätzt«, sagte Wheldrake grinsend, »und wie es scheint, nur wenig mehr um unserer Pferde willen.«
    »Bleibt beharrlich, Meister Wheldrake«, sagte die Rose grimmig, »denn wir müssen unsere Schwestern finden, und ich vermute, daß ein Dorf, das sie aufnimmt, etwas mit einem Dorf gemeinsam haben könnte, das uns willkommen heißt.«
    Eine armselige Logik, wie der Albino meinte, aber zumindest eine gewisse Logik überhaupt, und etwas Besseres hatte er auch nicht anzubieten.
    Fünf weitere Dörfer begutachteten sie, und noch fünfmal wurden sie zurückgewiesen, bis schließlich aus einem Dorf, das kleiner und vielleicht etwas besser als die meisten anderen instandgehalten zu sein schien, ein hochgewachsener Mann herausspazierte, dessen etwas hagere Erscheinung durch ein heiteres blaues Augenpaar gemildert wurde; seine sorgfältige Kleidung verriet eine Lust am Leben, die seine Züge Lügen strafte. »Euch einen guten Abend, Ihr Leute«, sagte er mit klingender und leicht gezierter Stimme, »ich bin Amarine Goodool. An Euch ist etwas Interessantes. Seid Ihr vielleicht zufällig Künstler? Oder vielleicht Märchenerzähler? Oder habt Ihr möglicherweise eine eigene rührende Geschichte? Wißt Ihr, in Trollon wird es uns etwas langweilig.«
    »Ich bin Wheldrake, der Dichter.« Der kleine Gockel trat vor, ohne seine Kameraden einzubeziehen. »Und ich habe Verse für Könige, Königinnen und gemeines Volk geschrieben. Zudem habe ich meine Verse in mehr als einem Jahrhundert veröffentlicht und die Berufung eines Dichters in mehr als einer Inkarnation betrieben. Mir ist eine Leichtigkeit im Umgang mit der Metrik zu eigen, Sir, die alle beneiden - mir Ebenbürtige und Bessergestellte, tatsächlich, Sir. Und ich habe auch eine gewisse Begabung für spontane Verseschmiederei. In Trollon, langsam-elegant, lebte Amarine Goodool, der schmucke Possenreißer. Seinen Freunden war er so teuer schier, sie bewahrten gar seine…«
    »Und mich nennt man die Rose; ich bin auf der Suche nach Rache. Meine Reise hat mich durch mehr als nur ein Reich geführt.«
    »Aha«, sagte Amarine Goodool, »Ihr seid dem Megafluß gefolgt! Ihr habt die Mauern zwischen den Reichen niedergerissen! Ihr habt die unsichtbaren Barrieren des Multiversums überquert! Und Ihr, mein Herr? Ihr, mein bleicher Freund? Über welche Künste verfügt Ihr?«
    »Zu Hause in meiner ruhigen Heimatstadt hatte ich einen gewissen Ruf als Beschwörer und Philosoph«, erklärte Elric bescheiden.
    »Nun wohl, mein Herr, aber Ihr befändet Euch doch nicht in dieser Gesellschaft, wenn Ihr nicht etwas zu bieten hättet. Vielleicht ist Eure Philosophie ungewöhnlicher Art?«
    »Recht konventionell, würde ich sagen.«
    »Trotzdem, guter Herr. Trotzdem. Ihr habt ein Pferd. Tretet bitte ein. Und seid in Trollon willkommen. Ich halte es für wahrscheinlich, daß Ihr Euch unter Gleichgesinnten wiederfinden werdet. In Trollon sind wir alle etwas sonderbar!« Und er hob den Kopf zu einem freundlichen Gelächter.
    Dann führte er sie durch die Schürzen des Dorfes in eine schummerige Dunkelheit, die von schwachen Lampen erleuchtet wurde, so daß man zunächst nur die allerundeutlichsten Umrisse wahrnahm. Fast schien es, als hätten sie einen riesigen Stall betreten, in dem eine Reihe an Unterständen nach der anderen in der Ferne verschwände. Elric roch Pferde und Menschenschweiß, und als sie einen Mittelgang durchschritten, blickte er durch die Reihen und sah die glänzenden Rücken von Männern, Frauen und Heranwachsenden, die sich kräftig gegen Stangen vor ihren Brustkörben stemmten und das große Bauwerk Zoll um Zoll voranschoben.

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