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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Mondmatt vor langer Zeit bestanden hatte, und er hegte die Hoffnung, daß Gold in Ulshinir als Währung akzeptiert wurde. Jedenfalls machte die Stadt einen vertrauten Eindruck und sah den Städten in den nördlichen Jungen Königreichen sehr ähnlich; er nahm an, daß diese Ebene zumindest seinem eigenen Teil der Sphäre, möglicherweise auch des Reiches, sehr nahe lag. Und auch dies vermittelte ihm ein wenig Trost. Die wenigen Einwohner, denen er auf den gepflasterten Straßen begegnete, musterten seine fremdartige Erscheinung, aber sie waren recht freundlich und wiesen ihm bereitwillig den Weg zu einem Gasthaus. Wie ähnliche Orte in seiner eigenen Welt war das Gasthaus karg ausgestattet, aber warm und sauber. Er freute sich über das kräftige, vollmundige Ale, das man ihm brachte, sowie über die Fleischbrühe und das Gebäck. Er zahlte im voraus für sein Bett, und als die Wirtin ihm einen beträchtlichen Betrag an Silbermünzen als Wechselgeld vorzählte, fragte er, ob sie von anderen Besuchern in der Stadt gehört hätte - drei Schwestern, um genau zu sein.
    »Dunkelhaarige bleiche Schönheiten mit so wundervollen Augen - in der Form den Eurigen nicht unähnlich, mein Herr, obgleich ihre so tief blau waren, daß sie fast schwarz wirkten. Und überaus edle Kleider und Schmuckstücke! Keine Frau in Ulshinir, die nicht vor die Tür gegangen wäre, um einen Blick auf sie zu werfen. Gestern bestiegen sie ein Schiff, und wie Ihr Euch vorstellen könnt, ist ihr Reiseziel unter uns ein wichtiges Gesprächsthema.« Sie lächelte nachsichtig über ihre eigene Schwäche. »Die Legende besagt, daß sie von der anderen Seite der Schweren See stammen. Seid Ihr vielleicht ein Freund, Herr? Oder ein Verwandter?«
    »Sie führen eine Kleinigkeit mit sich, die meinem Vater gehörte, das ist alles«, sagte Elric gelassen. »Sie haben sie unabsichtlich mitgenommen. Ich bezweifle, daß sie wissen, daß sie sich in ihrem Besitz befindet! Sie nahmen ein Boot, sagtet Ihr?«
    »Vom Hafen dort drüben.« Sie zeigte durch das Fenster auf das graue Wasser, das von zwei langen Kais eingeschlossen wurde, an deren Enden je ein Leuchtturm stand. Zur Zeit waren dort nur Fischerboote festgemacht. »Es war die ›Onna Peerthon‹. Für gewöhnlich legt sie hier mit einer Ladung Kleinkram und Nähsachen aus Shamfird an. Normalerweise nimmt Kapitän Gnarreh keine Passagiere an Bord, aber die Schwestern boten ihm, wie wir hörten, ein Fährgeld an, und er wäre ein Narr gewesen, es abzulehnen. Doch was ihr Reiseziel angeht…«
    »Kapitän Gnarreh wird zurückkehren?«
    »Nahezu sicher im nächsten Jahr.«
    »Und was liegt jenseits Eurer Küsten, meine Dame?«
    Sie schüttelte den Kopf und lachte, als hätte sie noch nie einen so lustigen Scherz vernommen. »Zuerst die Inselriffe und dann die Schwere See. Sollte etwas auf der anderen Seite der Schweren See existieren - sollte sie tatsächlich eine andere Seite haben -, dann haben wir keine Kenntnis davon. Ihr seid sehr unwissend, mein Herr, wenn ich so sagen darf.«
    »Ihr dürft es so sagen, werte Dame, und ich entschuldige mich bei Euch. In letzter Zeit habe ich unter einem kleinen Zauberbann gestanden, und mein Verstand ist getrübt.«
    »Dann solltet Ihr ausruhen, Herr, anstatt zum Rand der Welt zu reisen!«
    »Welche Insel wollten sie aufsuchen?«
    »Eine von etwa zwanzig, schätze ich. Falls Ihr wünscht, Herr, kann ich Euch eine alte Karte heraussuchen, die wir hier haben.«
    Dankbar nahm Elric ihr Angebot an, nahm die Karte mit auf sein Zimmer und brütete darüber in der Hoffnung, daß vielleicht irgendeine Eingebung auf die richtige Insel hinweisen würde. Nach einer halben Stunde war er nicht klüger geworden und wollte sich schon zur Ruhe begeben, als er einen Ton vernahm, eine laute Stimme von unten, die er wiederzuerkennen glaubte.
    Mit freudigem Herzen lief Elric, der geglaubt hatte, daß er den Mann nie wiedersehen würde, zum oberen Treppenabsatz und sah in den Hauptraum der Gaststätte herunter, wo ein kleiner rotköpfiger Dichter, in Frack und Hosen, Weste und Krawatte, die alle so aussahen, als seien sie einem Feuer zu nahe gekommen, eine Ode deklamierte in der Hoffnung, dies würde ihm ein Bett für die Nacht - oder zumindest eine Schüssel Suppe - einbringen. »Gold war die Farbe, die Gwyneth Gwinefyr gab. Koralle für die Wangen, Augen so blau wie das Meer. Und eine Haltung so vollkommen, so anmutig, so fein. Und Lippen rot wie Burgundertrauben, die üppig stehen am Wein.

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