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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Das waren die Gaben, die sie gab ihrer tragischen Königin. Ihrer übermütigen Königin, die durch Tragödie erlöst ward. Beim Himmel, Sir! Ich wähnte Euch schon ein Jahr oder länger dem Vergessen anheimgefallen! Gut, Euch wiederzusehen, Sir! Ihr könnt mir mit Eurem Memoriam helfen. Ich habe so wenig Ausgefeiltes. Ich fürchte, es wird Euch nicht gefallen. Falls ich mich recht erinnere, ist es nicht der von Euch bevorzugte Stil. Ich gebe zu, es neigt etwas zum Heroischen. Und von vielen wird die Balladenform lediglich als eigenartig erachtet.« Er wühlte in seinen Taschen nach einem Manuskript. »Ich fürchte, es ist zu einer Triole geworden. Oder sogar zu einem Rondel - Lord Elric verließ seine Heimat trauernd um seine geliebte junge Braut, die er liebte für und für. Wir sehen ihn stehend an der offenen Tür. Während süße Tränen rinnen über ihrer Wangen zarte Haut - ein Versuch, teurer Freund, ich gebe es zu, dem breiten Geschmack zu entsprechen. Solche Kleinigkeiten erfreuen sich großer allgemeiner Beliebtheit, und ich dachte, Sir, daß Euer Thema die Zuneigung der Öffentlichkeit auf sich ziehen würde. Ich hatte gehofft, Euch unsterblich zu machen, während gleichzeitig - Aha! Nein, das handelt von einem Hugniten, den ich letzte Woche getroffen habe - und Ihr werdet der Meinung sein, daß das Rondel der epischen Form nicht angemessen ist - aber heutzutage muß man die Epen herausputzen - sie irgendwie versüßen. Und einige unverfängliche Kadenzen tragen dazu eine Menge bei. Wißt Ihr, Sir, ich habe kein Geld…«
    Und der arme kleine Bursche sah auf einmal sehr schwach aus. Er ließ sich auf einer Bank nieder, ließ die Schultern, ja sogar den roten Haarschopf auf seinem Vogelkopf hängen, während seine Finger verschiedene Blätter in einer unbewußten Geste der Selbstverachtung zusammenrollten.
    »Nun, dann muß ich wohl ein Werk bei Euch in Auftrag geben«, sagte Elric und beugte sich zu ihm. Er legte eine mitfühlende Hand auf die Schulter seines Freundes. »Habt Ihr mir nicht einmal gesagt, daß die Patronage über einen Künstler die einzige Berufung von Wert sei, die ein Prinz anstreben könne?«
    Daraufhin grinste Wheldrake, aufgemuntert durch die Bestätigung einer Freundschaft, die er für immer entschwunden geglaubt hatte. »In letzter Zeit, Sir, ist es für mich nicht einfach gewesen, wie ich zugeben muß.« In den Augen des Dichters stand noch gewaltiges Grauen, und Elric sprach ihn darauf nicht an. Er wußte selbst, daß alles, was Wheldrake gegenwärtig wünschte, nur darin bestand, seinen Geist von diesen Erinnerungen zu befreien. Der Dichter erlebte eine zeitweilige Erleuchtung und glättete das letzte Blatt, das er zerknüllt hatte. »Ja, die Ballade Memoriam, ich erinnere mich - ich nehme an, es ist eine etwas begrenzte Form. Doch für die Parodie, Sir - unübertroffen! Ein Krieger ritt über des Todes einsame Straße, eine einsam’re Straße ritt er nimmermehr…« Erneut vermochte das kurze Wiederaufflackern seines alten Feuers nicht die Glut seiner Seele zu entfachen. »Es ermangelt mir doch sehr, Sir, an Essen und Trinken. Das ist die erste menschliche Siedlung, die ich seit einigen Monaten gesehen habe.«
    Und dann gönnte sich Elric das Vergnügen, für seinen Freund Essen und Ale zu bestellen und ihn langsam zu einem Hauch seiner früheren Persönlichkeit zurückfinden zu sehen. »Ihr könnt sagen, was Ihr wollt, Sir, aber kein Dichter hat je seine besten Arbeiten im Hungerzustand verfaßt, obgleich er sich bei der Schaffung des Werkes ausgehungert haben mag, das gebe ich wohl zu. Das ist aber etwas anderes.« Und er lehnte sich auf der Bank zurück, richtete seinen knochigen Hintern in eine bequeme Lage, rülpste verhalten und stieß einen langen Seufzer aus, als ob er sich erst jetzt den Gedanken gestattete, daß sich sein Geschick zum Besseren gewendet hatte. »Ich bin verdammt froh, Euch zu sehen, Prinz Elric. Auch froh über Euer aristokratisches Gewissen. Allerdings hoffe ich, daß ich die Einzelheiten des Auftrages mit Euch am Morgen aushandeln kann. Wie ich mich entsinne, Sir, ist Euer Interesse in der Kunst der Verseschmiederei lediglich flüchtiger Natur - metrische Fragen, Reime - Lizenz, dichterische Kombination, gemischte Metren - allgemeine Orthometrie - bekümmern Euch nicht.«
    »In all diesen Dingen verlasse ich mich auf Euren Rat, mein Freund.« Elric staunte über seine Zuneigung zu dem kleinen Mann, seine Bewunderung für diesen sonderbaren schlauen

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