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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Verstand, der so völlig jeden rechten Bezug verloren hatte, daß er sich stets an der einzigen Beständigkeit festhalten mußte, die er besaß: Jener der Dichtkunst. »Und es hat keine Eile. Ich würde mich über Eure Gesellschaft auf einer Reise, die ich bald anzutreten gedenke, freuen. Sobald ein passendes Schiff frei ist. Sollte dies nicht der Fall sein, wäre ich gezwungen, ein wenig Zauberei einzusetzen…«
    »Nur als letztes Mittel, Sir, ich bitte Euch. Von Hexerei und wilder Romantik habe ich für den Augenblick genug.« Meister Wheldrake leerte mit einem letzten Schluck seinen Alekrug. »Doch glaube ich mich zu entsinnen, Prinz Elric, daß Euch derlei so vertraut ist wie mir der Peckham-Omnibus, und ich verknüpfe lieber mein Geschick mit jemandem wie Euch, der zumindest ein gewisses Verständnis des Chaos und seiner willkürlichen Ausbrüche besitzt. Daher nehme ich mit Freuden Euren Auftrag und Eure Begleitung an. Ich bin verdammt froh, Euch wiederzusehen, Sir.« Und mit diesen Worten fiel er auf seinen Arm und begann zu schnarchen.
    Dann hob der Albinoprinz den kleinen Dichter hoch und trug ihn wie ein Kind auf sein Zimmer, bevor er in sein eigenes Bett und zur Betrachtung der Karte zurückkehrte - die Inseln des großen Riffs und dahinter Finsternis, ein unvorstellbares Meer, unbefahrbar und unnatürlich, die Schwere See. Schließlich beschloß er, sich ein Fischerboot zu mieten, um die Inseln nacheinander abzufahren, und verfiel in einen tiefen Schlaf; geweckt wurde er durch ein Kratzen an seiner Tür und das Poltern einer Magd, die ihn darüber in Kenntnis setzte, daß die tausendundfünfzehnte Stunde schon vorüber sei (die größte Aufteilung der Jahreszeit in Ulshinir), und daß es, falls er sich nicht sogleich erhebe, kein Frühstück mehr geben würde.
    Das Frühstück war ihm gleichgültig, aber er brannte darauf, sich mit Wheldrake über das Thema der drei Schwestern zu besprechen, und stellte, als er sich für den Tag fertiggemacht hatte, etwas überrascht fest, daß der Dichter bereits über dieses Thema deklamierte - zumindest schien es so…
     
    »Lord Soulis ist ein wackrer Zauberer
    Magier von gewaltigem Witz
    Wer Lord Soulis zu Diensten war
    zu lachen hatte der nix.
     
    Drei starke Burgen sein eigen er nennt
    Dieser Zaub’rer so alt wie ein Stein
    Das erste im Osten, das zweite im Westen
    Das dritte liegt mittendrein
     
    Drei schöne Mädchen sein eigen er nennt
    Schön und noch schöner sind sie
    Die erste heißt Annet, die zweite heißt
    Janet Die dritte heißt Marjorie
     
    Die erste, sie trägt ‘ne goldene Krön’
    Die zweite ‘nen goldenen Ring
    Die dritte, sie hat nur wenig Gold,
    Sie hat ein besseres Ding
     
    Die erste trägt ‘ne Ros’ bei sich
    Die zweite ‘ne Goldblume führt
    Die dritte hat die schönste Blume
    bei sich ‘s ist eine, die immer blüht.«
    Die Schankmagd, die Wirtin und ihre Tochter lauschten Wheldrakes Singsang hingerissen. Doch die Worte waren es, die Elrics Vorstellungskraft fesselten…
    »Guten Morgen, Meister Wheldrake. Ist das ein Dialekt Eures Heimatlandes?«
    »Das ist es, Sir.« Wheldrake küßte die Hände der Damen und stolzierte in alter Frische durch den Raum, um seinen Freund zu begrüßen. »Eine Ballade von der Grenze, glaube ich, oder zumindest etwas, das sehr ähnlich aufgemacht ist…«
    »Ihr habt sie nicht selbst geschrieben?«
    »Das kann ich Euch wirklich nicht sagen, Prinz Elric.« Wheldrake setzte sich dem Albino gegenüber auf eine Bank und sah ihm zu, wie er an einem Pflanzenaufguß nippte. »Nehmt etwas Honig dazu.« Er schob den Topf vor. »Der macht es schmackhaft. Es gibt einiges, von dem ich nicht weiß, ob ich es schrieb, ob ich es hörte, ob ich es von einem anderen Dichter kopiert habe - obgleich ich glaube, daß es keinen gibt, der Wheldrakes Beherrschung der Dichterkünste gleichkäme. Ich beanspruche keinesfalls, ein Genie zu sein - lediglich ein Handwerker -, denn ich bin recht fleißig, wißt Ihr. Das ist meine Art und vielleicht auch mein Untergang. Wäre ich nach meinen ersten ein oder zwei Bänden gestorben, hätte ich meinen Wohnsitz nun in der Westminster Abbey.«
    Elric hegte nicht den Wunsch, eine längere und unverständliche Ausführung über die Beschaffenheit dieses speziellen Paradieses zu vernehmen, und ließ, wie er es mittlerweile gewohnt war, die unvertrauten Worte an sich vorbeiplätschern.
    »Aber dieser Lord Soulis. Wer ist das?«
    »Soweit ich weiß, Sir, eine reine Erfindung. Die drei

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