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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Ankläger gemünzt gewesen wäre. Gaynor jedoch gab nichts dergleichen zu. Aus der bunt zusammengewürfelten Gruppe war er der einzige, der nicht gewillt war, anderen jene Toleranz zukommen zu lassen, nach der er sich sehnte, jene Toleranz, wie sie durch die erhabene Gerechtigkeit des Kosmischen Gleichgewichts verkörpert wurde, das er abgeleugnet hatte. Es schien, daß er sich in zunehmendem Maße verängstigt und ungeduldig zeigte, vielleicht weil er vor ihnen Geheimnisse verbarg - ein Wissen aus früheren Tagen um dieses Land und seine Bewohner? Derweil verfiel er in Schweigen und sprach sie nicht mehr an, bis endlich die mitleidlose Härte des Marmors von Erde abgelöst wurde, dann von Gras, und das Land sich zu einem überraschend lieblichen Tal neigte, durch das sich ein Bach schlängelte und dessen Hügel von allen Arten dicht wachsender Winterbäume bedeckt war. Dennoch gab es keinerlei Anzeichen von Besiedelung, und als sie die pfadlosen Hänge in das Tal hinabstiegen, wurde die Luft stetig kälter, bis sie dankbar für die zusätzliche Kleidung waren, die sie in ihrem Gepäck mit sich führten.
    Nur Esbern Snare verzichtete darauf, seine zusammengeschnürte Kleidung zu lösen und sie sich überzuwerfen. Statt dessen zog er das Bündel enger an seine Brust, als ob er bedroht sei. Und erneut empfand Elric ein gewisses Verständnis für den grauen Mann, der erst heute den letzten Rest seiner Hoffnung verloren hatte.
    In dieser Nacht schlugen sie in einem Kiefernhain ihr Lager auf, ein großes Feuer brüllte gegen die bittere Kälte an, und ein großer silberner Mond erschien nahezu unerwartet über ihnen am klaren Winterhimmel und warf tiefe Schatten zwischen die Bäume - Schatten, die einen stillen Kontrast zu den springenden, unruhigen Schatten des Feuers wirkten.
    Das Feuer, angefacht durch einen günstigen Fund toten Holzes, war bald so heiß geworden, daß Elric, Charion und Wheldrake sich etwas weiter zurückziehen mußten, sonst wären sie im Schlaf versengt worden. Nur Esbern Snare und Gaynor der Verfluchte blieben im Feuerschein zurück, der graue traurige Mann und der übernatürliche Prinz in der fragwürdigen Rüstung - zwei verdammte Unsterbliche, die versuchten, ihre Seelen gegen die Kälte der ewigen Nacht zu wärmen; Kreaturen, die die Flammen der Hölle ihren gegenwärtigen Leiden vorgezogen hätten, die sich nach einer anderen Realität sehnten, wie sie sie einst gekannt hatten, in der das Leid verbannt war und Männer und Frauen selten in Versuchung waren, ihren Seelenfrieden gegen die grellen Schätze und gierigen Gelüste des Okkulten einzutauschen.
    »Wie schön«, sagte Charion fast als Antwort auf diese Gedanken, »ist doch ein Schmetterlingsflügel. Der Reichtum der Natur einer Rose übereignet. Kennt Ihr das, Meister Wheldrake?«
    Der Dichter gestand, daß es nicht in seinem Repertoire sei. Er dachte über das Versmaß nach. Er fragte sich, ob es für diese Stimmung die beste Wahl sei.
    »Ich glaube, ich sollte jetzt schlafen«, sagte sie mit leisem Bedauern in der Stimme.
    »Schlaf ist in meinem Werk ein bevorzugtes Thema«, stimmte er zu. »Daniels Sonett darüber ist exzellent. Zumindest akademisch gesehen. Kennt Ihr es?
     
    Schlaf, Bannwirker des Friedens, Sohn ders chwarzen Nacht,
    Bruder des Todes, in stummer Finsternis auf die Welt gebracht,
    Lindere meine Bürde, bring das Licht zurück,
    Kehr wieder, bringe dunkles Vergessen meiner Last
    Und laß den Tag die Zeit des Trauerns sein Um Jugend, die in Schande ich vertan.«
    Er zitierte weiter, während ein leichter kalter Wind durch die Bäume strich, und bald schlossen sich seine Schnarchlaute sanft und unauffällig denen der anderen an…
     
    Mit der Morgendämmerung war auch etwas Schnee heraufgezogen. Während die meisten Reisenden bibbernd ihr Pech verfluchten, öffnete Esbern Snare den Mund und sog seinen Geruch ein, leckte sich über die Lippen, um ihn zu schmecken; sein Gang zeugte von neuer Frische, als er sich an die Zubereitung des Frühstücks machte. Doch schon gab es Streit, als Gaynor ausrief: »Erinnert Ihr Euch nicht an einen Handel, der zwischen uns abgeschlossen wurde, meine Dame? Einen Handel, den Ihr selbst vorgeschlagen habt?«
    »Einen Handel, der nun sein Ende findet, mein Herr. Ihr habt Euch meiner in mehrfacher Hinsicht bedient. Nun werde ich wieder meine eigene Herrin. Ich brachte Euch hierher, und hier sollt Ihr auch Eure Schwestern finden, doch ohne meine Hilfe!«
    »Unsere Interessen sind

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