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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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ohne trollischen Beistand gut, und bald war die Halle fertig, und schöne Außengebäude und Hütten für die Diener schlossen sich dank der Mitgift meiner Helva auf bestem Land an. Es schien, daß für uns alles zum besten stand. Bis im folgenden Winter, während wir uns daran machten, die langen Nächte mit Festlichkeiten und Geschichten und allen möglichen Lustbarkeiten zu verschönen, sowie uns mit der harten Arbeit der Wintervorsorge plagten, der Wolf ins Land kam. Letzteres fiel uns eben wegen des Wolfes schwerer. Der Wolf war eine große Bestie, zweimal so lang und so schwer wie ein großer Mann, und hatte auf seiner Suche nach Nahrung Hunde, Vieh, Schafe und ein Kind gerissen. Nur wenige Knochen waren gefunden worden, und jene waren bis zum Mark abgenagt, als ob der Wolf auch noch Junge zu füttern hätte. Was wir angesichts des Mittwinters als seltsam befanden, allerdings hat man auch schon Wölfe gesehen, die mehr als einen Wurf im Jahr hatten, besonders nach einem milden Winter und einem frühen Frühling. Dann tötete der Wolf das schwangere Weib meines Truchsesses und trug von dannen, was wir nicht an Überresten in dem flachen Loch finden konnten, in dem er sich ausgeruht hatte, während er das Fleisch verzehrte, das er benötigte, um seine rasche Flucht vor uns fortzusetzen. Denn natürlich nahmen wir die Verfolgung auf.
    Einer nach dem anderen gaben die anderen Männer aus verschiedenen Gründen auf, die der Truchseß und ich verständnisvoll anerkannten, und dann folgten nur noch wir beide den Spuren des Wolfes in eine tiefe bewaldete Schlucht, bis eines Nachts der Wolf über die Feuer sprang, die wir um einer trügerischen Sicherheit willen errichtet hatten, und meinen Truchseß riß - ihn tötete, bevor er ihn durch die Feuer davonschleifte, als seien sie gar nicht vorhanden.
    Ich gebe zu, Prinz Elric, daß ich geradezu starr vor Schrecken war! Obwohl ich Pfeile auf die Bestie abgeschossen und ihr mit meinem Schwert Schnitte versetzt hatte, hatte ich sie dennoch nicht verletzt. Die von mir geschlagenen Wunden verheilten augenblicklich. Dann - und erst dann, mein Herr - wußte ich, daß ich es mit keinem natürlichen Tier zu tun hatte.«
    Eine Zeitlang schob sich Esbern Snare zollweise den Pfad entlang, um sein Blut weiter zum Kreisen zu bewegen und in der Hoffnung darauf, vor Einbruch der Nacht einen besseren Durchgang zu finden. Als sie das nächste Mal Atem schöpften, brachte er seine Erzählung zum Abschluß:
    »Ich blieb der Bestie weiter auf der Spur, obwohl ich glaube, daß sie sich von Verfolgern frei wähnte - vielleicht sogar meinen Truchseß mit Absicht getötet hatte, nicht etwa aus Hunger, sondern um uns loszuwerden. Tatsächlich fand ich einen Tag später die meisten seiner Überreste und stellte überrascht fest, daß offenbar ein menschlicher Reisender die Sachen des Toten an sich genommen haben mußte; allerdings waren die Kleider natürlich zu zerfetzt und blutdurchtränkt, um noch von Nutzen zu sein.
    Ich wurde so wütend und dürstete so sehr nach Rache, daß ich nicht mehr schlafen konnte. Unausgeruht und dennoch frei von Erschöpfung behielt ich die Verfolgung bei, bis ich eines Nachts unter einem Dreiviertelmond auf ein Menschenlager stieß. Eine Frau hatte dort ihr Lager aufgeschlagen. Ich beobachtete sie aus dem Schutz der Bäume heraus, zu argwöhnisch, um mich zu erkennen zu geben, aber zu ihrer Verteidigung bereit, sollte der Wolf sie angreifen. Zu meinem Unbehagen sah ich, daß sie zwei kleine Kinder bei sich hatte, einen Jungen und ein Mädchen, die mit einer Zusammenstellung aus Tierhäuten und anderen verschiedenen Kleidungsstücken angetan waren und Suppe aus einem Topf aßen, den sie über dem Feuer aufgestellt hatte. Die Frau sah müde aus, und ich mutmaßte, daß sie vor einem gewalttätigen Ehemann auf der Flucht war oder daß ihr Heimatdorf von Plünderern vernichtet worden war - denn wir befanden uns im Grenzland zwischen dem Nordvolk und den Ostlingen, jenen grausamen Heiden, die weder Christenreligion noch heidnische Ehrbarkeit kennen. Dennoch hielt mich etwas immer noch zurück. Schließlich begriff ich, daß ich sie als Lockvogel benutzte - als Köder für den Wolf. Nim, jedenfalls kam der Wolf nicht, und während meines Spähens nahm ich alles innerhalb des Lagers auf, bis ich die große Wolfshaut sah, die an dem Baum hing, unter dem sie und ihre Kinder schliefen, und das hielt ich für eine Art Zauber, vermittels dessen dem Wolf irgendwie Widerstand

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